Die DVD; "The Making of......"
Alex
Roussel, Chefmechaniker des Centre Mondial du Cyclisme, lud mich mehrfach nach
Aigle ein, wo ich Trainern im Rahmen ihrer Ausbildung Workshops über Laufradbau
nach "Methode Schraner" zu geben hatte. Bei der UCI sprach man schon
lange davon, DVD`s über die verschiedenen Ausbildungsgebiete zu produzieren und
sie dann weltweit zu verteilen. Die Sache schlief jedoch ein, bis Alex die
Initiative ergriff, die DVD-Workshopserie mit dem Thema Laufradbau zu eröffnen.
Er legte die Idee seinem Chef vor, der einwilligte und das Budget vorgab. Ich
erhielt Bescheid, mit dem Drehbuch zu beginnen. Also wieder einmal mehr eine Herausforderung,
von deren Technik, dem Filmen, ich keine Ahnung hatte.
So startete ich halt einfach empirisch und schrieb Szene um Szene für Bild und Text. Dazu hatte ich noch einiges an Anschauungsmaterial zu beschaffen und Muster herzustellen. Eine Palette mit dem Material, jedes Einzelteil nach Regieplan mit einer fortlaufenden Nummer versehen, machte per Camion die Reise nach Aigle. Dank der Nummerierung konnten wir vor Beginn des Drehtages das entsprechende Material in der richtigen Reihenfolge des Drehens bereitstellen. So konnten wir Zeit einsparen. Gefilmt wurde originalgetreu in der grossen Werkstatt, die während der Dreharbeiten geschlossen blieb. Für das Grobschneiden des Films stellte uns die UCI noch ein Büro zur Verfügung. Für das Drehen und Schneiden hatten wir 14 Tage Zeit. Der Kameramann, Marco Camelloni kam von Monaco angereist. Zwei hochauflösende Digitalkameras, eine mit Normal- und die andere mit Makro-Objektiv sowie die Scheinwerfer wurden zugemietet. Nun also ging es mit der Filmerei los. Es galt, für jede Szene das Material fotogen zu arrangieren, den auswendig gelernten Text im Kopf zu behalten und nach der Frage "Camera ready?" auf das "OK" des Kameramannes loszulegen. Wir prüften jede abgedrehte Szene nach und wiederholten sie öfters mehrfach, bis das Ergebnis zufriedenstellend ausfiel. Alex fungierte noch als "Scirptgirl", er hielt am Laptop alles fest, was an Szenen abgedreht, wiederholt oder später noch zu drehen war. Wir drehten jeweils einen Tag und am nächsten machten wir den Grobschnitt. Wir hatten die uns zur Verfügung stehenden 14 Tage voll auszunützen, wir drehten also auch Samstags, Sonntags und sogar an einem Feiertag. Marco und ich fuhren jeweils morgens um 0800 Uhr vom Hotel ins Studio und kehrten abends nie früher als 2100 Uhr, des öftern noch später, wieder zurück. |
So nach der ersten Woche machte sich die Uebermüdung bemerkbar. Das Auswendigreden des Textes machte echt Mühe. Zuerst behalfen wir uns mit Spickzetteln, später dann mit A4-Blättern, die wir an Laufräder klebten, welche an der Werkstattdecke hingen. Unsere "Formbaisse" ging einmal so tief, dass ich nach dem "OK" des Kameramannes anstatt zu reden etwa 2 Minuten bei laufender Kamera kein Wort sprach. Ich soll scheinbar mit offenen Augen geschlafen haben.
Wir drei, Alex, Marco und ich waren ein gutes Team, jeder gab sein bestes und trieb die andern an. Nach einer Woche Drehzeit hatten wir schon den Grossteil an Filmmaterial im "Kasten". Wir hatten jedoch die Kapazität einer DVD nicht voll ausgenützt. So kamen wir auf die Idee, dass Alex als einer der weltweit besten Rennmechaniker sein Wissen noch einbringen könnte. Am Schluss hatten wir ausser dem Laufradbau noch alles auf der DVD, was zum kompletten Laufrad gehört. Also nicht nur Laufradreparaturen, sondern auch wie man zum Beispiel Pneus, auch schlauchlose montiert und Collés auf Alu- oder Karbonfelgen kittet. Dazu hatten wir kein Drehbuch. Alex übte jede Szene vor und dann beim Drehen sprach ich den Text. Alle diese zusätzlichen Ergänzungen brachten uns unter argen Zeitdruck und gegen Ende der Dreharbeiten wurden die Arbeitstage immer wie länger. Irgendwie aber schafften wir es doch. Völlig ausgelaugt, aber glücklich mit der Gewissheit, das bestmöglichste getan zu haben, traten wir die Heimreise an. Ich habe im Zug den ganzen Weg praktisch nur geschlafen und wenn ich zwischendurch erinmal wach war, habe ich schon das Scheinwerferlicht vermisst. Es war ein Job, der mir unvergessen bleiben wird. Alex reiste anschliessend nach Monaco, um dort den Feinschnitt zu machen und die mehrsprachige Synchronisation einzuleiten. Auf einer DVD sind über das Menue die Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch wählbar. Die Laufzeit beträgt 120 Minuten. Alle DVD-Hüllen sind englisch und französisch betitelt. Der deutsche Titel nennt sich übrigens "Beherrschen des Laufrades/An der Werkbank mit Gerd Schraner und Alex Roussel". Die UCI hat die weltweiten Verkaufsrechte der DVD an DT SWISS übergeben, von wo aus sie dann vom Velofachhandel vertrieben wird. Preis Fr. 36.-. |