Hochs und Tiefs einer Profikarriere
1961 meine 2.Saison bei Tigra, sollte mir Erfolge und der absolute
Tiefschlag (Dopingskandal) bringen.
Die Saison begann verheißungsvoll mit dem Rad-Klassiker Mailand -San Remo indem ich mich auf dem 15.Rang positionieren konnte. Es folgten Schlag auf Schlag die Eintage-Klassiker Flech-Wallone, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich. Von Paris-Roubaix ist mir in Erinnerung geblieben, dass ich mich in der Vorbereitungsphase an den belgischen Rennen, auf denen die Hälfte auf Pflastersteinen gefahren wurde, optimal für Paris-Roubaix vorbereiten konnte. Als Rennmaterial benutzten wir spezielle nach vorne gebogene Gabeln um die Schläge besser absorbieren zu können, wohl deshalb hatte ich danach keine Probleme mit Muskelkater oder irgendwelchen Beschwerden. Erinnern kann ich mich auch an das ausweichen ab den Pflastersteinen auf die Sandtrottoirs, was zwar schwerer zu fahren war, aber weniger holpperte. Am Rennen selbst regnete es zeitweise und in Abwechslung mit Staub waren wir Fahrer am Ziel fast nicht mehr zu unterscheiden, sodass die Jury fragen musste „bist du Gallati?“. Einer der eigenartigsten Rennfahrer in unserer Mannschaft war der bärenstarke Robert Hagmann. Sein Vater betreute ihn parallel zu der Mannschaftsbetreuung was nicht immer gern gesehen wurde. Umso mehr Vater Hagmann noch mit mystischen Methoden seinen Sohn zu beschwören schien. So musste "Röbu" jeweils vor wichtigen Rennen in den Wald und einen Ameisenhaufen intensiv betrachten. Das emsige treiben des Ameisenvolkes sollte motivierend wirken und sogar einen Energiefluss auslösen. Jedenfalls entlud "Röbu" manchmal wahre Kraftakte, nur vielleicht nicht immer in der richtigen Renn-Konstellation. Der stets an seiner Sattelhöhe herumschraubende "Röbu" war mal Weltklasse und mal Junior. Man wusste nur nie, wann was, bei Ihm aktuell war. |
Ein Highlight der Saison 1961 war nebst der Tour de Romandie und der Tour de Suisse natürlich die Teilnahme an der Tour de France. 21 Etappen über 4500 Km mit Favorit Jacques Anquetil.
Von den Schweizern waren mit dabei Fredy Rüegg, Rolf Graf, Ruchet und ich. Wir waren in einer gemischten Mannschaft (Luxembourg) mit holländischen Mechanikern gemixt. Meine Aufgabe war als Helfer von Charly Gaul definiert. Ich kam als Leichtgewicht einigermassen gut über die Berge (Tourmalet, Ausbique etc.) und verstand es immer mich vor dem Kontrollschluss ins Ziel zu retten, indem ich mich mit vielen anderen Helfern zusammen rottete. Die Chefs mussten möglichst bis 70 – 80 Km vor dem Ziel betreut werden, mit Wasser holen an Brunnen oder in Restaurants, auch die Verfolgung nach Defekten hatten wir zu unterstützen. Die letzte Etappe war über 250 km lang und zum Teil mit happigen Naturstrassen durchsetzt. Alle 4 Schweizer kamen ins Ziel, Fredy Rüegg als bester im 12.Rang. Nach der Ankunft in Paris bestieg ich am Sonntagabend den Nachtzug nach Basel um am Montag die Arbeit an meinem Arbeitsplatz weiter zuführen. |
Mit meiner Topform aus der Tour de France war ich nun sehr zuversichtlich auf die anstehende Steher-Schweizermeisterschaft den SM-Titel, dem 4-fachen SM-Titelträger Walter Bucher und dem Titelverteidiger Leo Wickihalder, in Oerlikon strittig zu machen.
Für einen Steherlauf solchen Formates bestimmt im Prinzip der Schrittmacher die Renntaktik, als Fahrer kann man nur mir dem Ruf „oh“ = langsamer und „ah“ = schneller, korrigierend eingreifen. Das „ah“ braucht man nicht, weil der Schrittmacher beschleunigt bis man „oh“ schreit. Man muss die Verzögerung berücksichtigen, besonders wenn man noch ab der Rolle fällt. Das Stehervelo ist eine besondere Konstruktion, wegen der Rollenberührungen ist die Gabel nach hinten gebogen damit sie die Berührungen abfedern kann. Der Druck in den Kurven ist enorm, um den Lenker zu stabilisieren fährt man mit gestreckten Armen, ebenso braucht man einen breiteren Sattel damit sich der Druck besser verteilen kann. Die Collés werden speziell auf die Felge bandagiert, um ein abreissen bei den hohen Tempos zu vermeiden. Ich bin schon Läufe mit einem 67ziger im Schnitt gefahren.
Die Form und das Glück stand an meiner Seite und ich holte meinen 1. SM-Titel der Steher (siehe Artikel)
Für einen Steherlauf solchen Formates bestimmt im Prinzip der Schrittmacher die Renntaktik, als Fahrer kann man nur mir dem Ruf „oh“ = langsamer und „ah“ = schneller, korrigierend eingreifen. Das „ah“ braucht man nicht, weil der Schrittmacher beschleunigt bis man „oh“ schreit. Man muss die Verzögerung berücksichtigen, besonders wenn man noch ab der Rolle fällt. Das Stehervelo ist eine besondere Konstruktion, wegen der Rollenberührungen ist die Gabel nach hinten gebogen damit sie die Berührungen abfedern kann. Der Druck in den Kurven ist enorm, um den Lenker zu stabilisieren fährt man mit gestreckten Armen, ebenso braucht man einen breiteren Sattel damit sich der Druck besser verteilen kann. Die Collés werden speziell auf die Felge bandagiert, um ein abreissen bei den hohen Tempos zu vermeiden. Ich bin schon Läufe mit einem 67ziger im Schnitt gefahren.
Die Form und das Glück stand an meiner Seite und ich holte meinen 1. SM-Titel der Steher (siehe Artikel)