Peter Abt
Peter Abt ist in Basel die bodenständige Radsportpersönlichkeit, welcher als sehr erfolgreicher Elite-Amateur und Radprofi immer erdig und greifbar geblieben ist. Sein Kampfgeist als Rennfahrer war legendär und sein positives Auftreten für den Radsport waren immer vorbildlich und ansteckend.
Über seine radsportliche Tätigkeit im Profi-Team ZIMBA und GBC, seine Teilnahmen am GIRO 1968 und zur Gründung der ersten Frauenradsportgruppe in der Schweiz, berichtet uns Peter in seinem Rückblick. Dazu einen Bericht zu seiner Leidenschaft für Oldtimer-Autos. BW Peter Abt auf Wikipedia |
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14.03.2024 Nostalgisches von Peter Abt
Erinnerungen an Walter Wettstein, der Eddy Merckx der Senioren
Erinnerungen an Walter Wettstein, der Eddy Merckx der Senioren
Mit Walter Wettstein (rechts auf dem Foto) habe ich in Lugano vor vielen Jahren ein Paarzeitfahren bestritten, welches wir in der Altersklasse gewonnen haben.
Beide Alter sind zusammen gezählt worden, um entsprechend zur Klasse zugeteilt zu werden. Die Beste Voraussetzung war also ein möglichst Jungen mit einem möglichst Alten ein Paar zu bilden, voraus gesetzt natürlich, dass auch beide fit sind. Damals bin ich unter dem Vertrag der Zimmerli Messtechnik Riehen gefahren. (siehe Foto) Walter hatte in Allschwil ein Fahrrad Geschäft und er war seinerzeit auch Berufsradrennfahrer. Seine Frau ist mit dem Auto auf ein Campingplatz nahe Ferrette gefahren während Walter mit dem Rennvelo den Weg dorthin bestritt. Bis zu seinem Tod war Walter mit dem Rennvelo unterwegs. Zusammen haben wir auch an einem vom Radrennclub organisierten Trainingslager in Mallorca teilgenommen. Mit der Fluggesellschaft Spantax flogen wir von Basel aus nach Palma. Beim Start mit Steigflug hielt Walter beide Hände an den Kopf und jammerte. Er hatte Schwindel bekommen deren Ursache, er, auf möglicherweise einen Sturz in seiner Profikarriere zurück führt. Glücklicherweise erholte sich Walter bald wieder. Beim Heimflug nach Basel gab es im Flugzeug eine Rauchentwicklung und alle sind nervös geworden. Die Ursache ist den Passagieren nicht bekannt gegeben worden. Jedenfalls waren wir froh im Flughafen Basel zu landen. Spantax war bekannt als Absturz Flugzeuggesellschaft. Hier zu allen Berichten von Peter Abt |
19.05.2021 Trainingsbericht von Peter Abt
Er hat noch die Kraft um Augen und Ohren offen zu halten beim trainieren. Peter schreibt uns einen speziellen Trainingsbericht, in guter Laune zu geniessen. BW Am Sonntag bin ich von Allschwil Richtung Hagental gefahren. Vor dem Ort überholt mich ein Rennfahrer und grüsst mich mit einem freundlichen "guten Morgen", ich erwidere mit Sali. Heute gibt es ja kaum ein Rennfahrer der einem grüsst, sei ist mit kurzem winken mit der Hand, Kopfnicken, einem Sali oder Hallo. Ich versuche zu folgen aber es gelingt mir nicht. Ich brauche ca. eine Stunde bis das Motoröl auf Temperatur kommt, während die Wassertemperatur bald die Betriebswärme erreicht hat. Danach kann ich als Oldtimer noch richtig Gas geben. Unten an der Steigung nach Bettlach, hat der Fahrer bestimmt schon 30 Sekunden Vorsprung, ob ich den noch einhole? Mein Bianchi Rennvelo auf Stufe zwei geschaltet und ich fahre mit 20Km/h hoch. Im Kurvenbereich wird es etwas steiler da hole ich den im Wiegetritt fahrenden Rennfahrer ein, während ich mit der grossen Scheibe im Sattel sitzend vorbei rausche und rufe forza-forza. Im oberen Teil wird es wieder flacher, mein Motor schaltet automatisch ab da ich über 25Km/h fahre. Nun holt mich der Fahrer ein und überholt mich wieder. Ich kann mit einer Lücke von ca. 20 Meter folgen da es oben flach wird. Oben auf der Ebene wird der Fahrer vor mir etwas langsamer und ich fahre daneben. Zu meiner Überraschung. Das ist ja eine Frau! Ihr Kommentar: Aha, du hast bestimmt einen Elektromotor. Ich verneine und erkläre, "mein Motor ist in den Beinen". Die Antwort: Das glaube ich dir nicht. Ich gebe mich als Peter Abt zu erkennen und ich gebe zu, dass ich ja schon 76 Jahre alt sei und deshalb ein Motor zur Hilfe an Steigungen hätte. Sie kenne mich und stellt sich als Maricia Eicher vor. Sie sei 50 Jahre alt. Ja, dich kenne ich und lobe ihre Fitness. Ich erkläre ihr, dass ich während 9 Jahren eine Frauenradsport-Gruppe leitete, dass es schwierig war eine solche zu führen. Sie solle doch mal im Internet die Seite Radrennclub Basel besuchen wo meine Erlebnisse nachzulesen sind. Siehe auch Kommentar zu Marcia Eicher unter den Freien Radsportkommentaren |
Maricia sagte, dass sie jugendliche Rennfahrer ausrüsten, betreuen und trainieren würde. Es mache ihr Spass. Sie wisse über die Problematik im Frauenradsport doch habe sich seit neuen Generationen einiges geändert. Sie täte die Jugendlichen zu intensiven, spritzigen Trainings animieren aber auch über Ruhephasen anhalten.
An diesen Sonntag seien die am Radrennen GP. Osterhas in Affoltern ZH, welcher wegen Corona auf heute verschoben worden sei. Nach Bettlach verabschieden wir uns da sie rechts abbiegt, während ich über den Blochmot fahre und anschliessend durch das Lützeltahl über Röschenz, Challhöchi, Mariastein nach Hause, noch bevor es anfängt zu regnen. Im Internet ist es möglich über Maricia Eicher einiges nachzulesen oder Fotos anzusehen. So eine unkomplizierte Power-Frau hätte ich mir gerne im Frauenteam Fanciulli LIS gewünscht. Gruss Peter |
12.05.2021 Peter Abt berichtet von der Leidenschaft zu Oldtimer Autos und Radsport
Als gelernter Karosseriespengler ist es seine Berufung, Oldtimer Autos liebevoll in ihren Originalzustand zurück zu versetzen. Bevorzugte Marken sind Alfa Romeos und Lancia, italienische Autos mit eigenem Charakter. Als Ex-Profiradsportler ist Italien auch bevorzugtes Trainingsgelände für allerlei Trainingswochen mit Veloclubs oder auch der Damenmannschaft GS Fanciulli LIS.
Wie sich Trainingslager und Oldtimer Autos im Raume Cesenatico IT verbindet, berichtet uns Peter Abt in seinem köstlich geschriebenen Reisebericht.
Für die Rekonstruktion von Oldtimern wurde für Peter Abt eine Homepage eröffnet: https://peter-abt.weebly.com/ (Die WEB ist im Aufbau). BW
Als gelernter Karosseriespengler ist es seine Berufung, Oldtimer Autos liebevoll in ihren Originalzustand zurück zu versetzen. Bevorzugte Marken sind Alfa Romeos und Lancia, italienische Autos mit eigenem Charakter. Als Ex-Profiradsportler ist Italien auch bevorzugtes Trainingsgelände für allerlei Trainingswochen mit Veloclubs oder auch der Damenmannschaft GS Fanciulli LIS.
Wie sich Trainingslager und Oldtimer Autos im Raume Cesenatico IT verbindet, berichtet uns Peter Abt in seinem köstlich geschriebenen Reisebericht.
Für die Rekonstruktion von Oldtimern wurde für Peter Abt eine Homepage eröffnet: https://peter-abt.weebly.com/ (Die WEB ist im Aufbau). BW
Erlebnis im Trainingslager Cesenatico, Italien
Seit Jahrzehnten verbringe ich Veloferien in Cesenatico. Anfänglich noch als aktiver Senior zum Zeitpunkt im März, da hat es auch schon mal Schnee gegeben, später Mitte Mai, wo das schöne Wetter sicherer ist. Auch mit der Damenmannschaft Fanciulli LIS haben wir dort trainiert. Bei einer Fahrt retour zum Hotel in Cesenatico, von Novafeltria nach Sant Arcangelo, meine Begleiter "Daniel Hediger und Beat Schmid" wollten noch einen weiteren Hügel mehr in Angriff nehmen, entdeckte ich unterhalb der Strasse eine Lancia Flavia Coupe. Da ich selber ein solches Auto besitze musste ich den unbedingt begutachten. Das Fahrzeug total verrostet, halb zugewachsen von Brombeer-sträuchern, da hat jemand das Auto entsorgt. Schon lange suche ich Kopfstützen für meinen Lancia, seit der erste Vorbesitzer den Neuwagen ohne den Aufpreis von CHF 150.- für Kopfstützen gekauft haben muss, fehlen diese an meinem Fahrzeug. Diese waren im Schrottauto noch vorhanden und in Topzustand. Also habe ich diese demontiert und die ca. 50 Km bis zum Hotel mit dem Rennrad in Angriff genommen. Eine Hand am Lenker, die andere hielten die Kopfstützen. Es war eine Leidensfahrt und ich musste einige male anhalten um mich zu entspannen. Mal mit der linken, mal mit der rechten Hand habe ich die nicht ganz leichten Kopfstützen gehalten. Nun hat mein Lancia auch Kopfstützen und erst noch ohne Aufpreis. Im Jahr danach: Wieder Veloferien in Cesenatico, besuche ich mein Schrottauto, er ist immer noch da. Was könnte ich noch gebrauchen? Lautsprecher hatte der in den Türen eingebaut, die fehlen mir noch sowie weitere Kleinteile habe ich demontiert. Diesmal habe ich einen Rucksack mitgenommen, ausgerüstet mit Werkzeug. Gerne hätte ich auch etwas bezahlt für die Teile aber wer soll ich fragen? Das Haus in der Nähe war leer und voller Gerümpel der hier entsorgt worden ist. Noch ein Jahr später: Mein Schrott-Lancia immer noch da, der freute sich bestimmt auf meinen Besuch. Was ist jetzt noch zu gebrauchen? Oh die Räder, Felgen aus Aluminium, die müsste ich neu lackieren, eine Beschäftigung im Winter, dann sind die wie neu. Also Wagenheber aus dem Kofferraum entnehmen, Radschrauben-Schlüssel lag auch noch dort. Rad für Rad demontiert, Fahrzeug mit herumliegenden Backsteinen unterlegt damit ich das nächste Rad demontieren kann wo ich den Heber benötige. Zurück im Hotel, geduscht, umgezogen und ab mit meinem Auto für die Fahrt nach Novafeltria um die demontierten Räder abzuholen. Bei der Rückfahrt entdecke ich einen Pneu-Service, denn für die Heimfahrt nach Basel hätte ich keinen Platz für Gepäck, Rennrad und 4 Räder mit Pneus. Ich frage den älteren Herrn ob er mir die Pneus demontieren könne, was er für ganze 10 Euro erledigte. Zu Hause habe ich die Felgen sandstrahlen und neu lackieren lassen. Wie neu sehen diese jetzt aus, doch an meine Lancia Flavia passen die nicht. Das Schrottauto ist ein neuerer Jahrgang wo Radnaben und Bremsen geändert worden sind. Lancia war bankrott und ist von Fiat übernommen worden. Da verwendete man Fiat Teile die zur Herstellung kostengünstiger waren. Die Felgen sind jetzt an meiner Lancia Fulvia Sport montiert und passen dort sehr gut. |
Noch ein Jahr später: Wieder im Trainingslager, mein Schrott-Autole immer noch da. Der Rost hat ihm weiter zugesetzt. Mit Rucksack und Werkzeug habe ich ihn begrüsst. Zeituhr und weitere Kleinteile beginne ich zu demontieren. Plötzlich kommt ein Kleinlaster angefahren. Der steigt aus dem Fahrzeug und spricht mich natürlich auf italienisch an. Che ci fate qui, questa è proprietà privata, chiamo i carabinieri. Leider bin ich der Sprache nicht so mächtig, dass ich ihm erklären kann was meine Absicht ist. Dass er die Polizei anruft beflügelt mich alles zusammen zu packen und mit dem Rennvelo subito retour zum Hotel zu fahren. Doch der folgt mir mit seinem Kleinlaster und will mich mit abdrängen zum Anhalten zwingen. Auf dieser Strasse ist viel Verkehr, es gelingt mir zu wenden und statt zum Hotel nach Novafeltria retour, dort mit einem Umweg über einen Hügel nach Perticara, retour zum Hotel zu fahren. Mit der Italienischen Polizei ja nichts zu tun haben war meine Devise. Da der Kleinlaster auf der Hauptstrasse nicht einfach zu wenden war, hatte ich das Glück zu entwischen. Ein weiteres Jahr danach: Das Autole ist nun nicht mehr da, der ganze Platz ist sauber. Auch beim verlassenen Haus, ist jeder Gerümpel entfernt. Wenn der Mann im Kleinlaster auf dem Platz auf die Polizei gewartet hat, so glaube ich, hat er ein Eigentor geschossen. Bestimmt hat Ihm die Polizei auflagen gemacht, dass alles auf seine Kosten entsorgt werden muss. Von meinem Schrottautole habe ich aber Erinnerungsstücke behalten. |
23.03.2021 Peter Abt und das Radteam ZIMBA
Peter Abt packt aus und erzählt die traurige Geschichte eines Radprofis welcher mit viel Herzblut und Kampfgeist gegen ein System von Versagern und grossgekotzten Egoisten kämpfte. Mit der Entlöhnung kaum eines Lehrlings würdig, nimmt er die Strapazen und abwertende Wertschätzung seines Teams, stoisch hin und versucht das Unmögliche mit der Begeisterung eines Rennfahrers mit viel Willenskraft, vergeblich zu einem Erfolg zu führen. Geblieben sind ihm Charakterstärke, Persönlichkeit und ein Radkumpel den man nicht mehr hergeben möchte. BW
Peter Abt packt aus und erzählt die traurige Geschichte eines Radprofis welcher mit viel Herzblut und Kampfgeist gegen ein System von Versagern und grossgekotzten Egoisten kämpfte. Mit der Entlöhnung kaum eines Lehrlings würdig, nimmt er die Strapazen und abwertende Wertschätzung seines Teams, stoisch hin und versucht das Unmögliche mit der Begeisterung eines Rennfahrers mit viel Willenskraft, vergeblich zu einem Erfolg zu führen. Geblieben sind ihm Charakterstärke, Persönlichkeit und ein Radkumpel den man nicht mehr hergeben möchte. BW
Sportgruppe Zimba Automatik
Entstehungs-Geschichte 1966 kam der Sponsor Alfred Hopf mit Ferdi Kübler in Kontakt, ob er für die Tour de Suisse eine Mannschaft als Sponsor übernehmen würde. Hopf war selber Autorennen gefahren und eher diesem Sport verbunden, während seine Brüder die Solco Chemiefabrik in Birsfelden betrieben, wo auch der Amateur Hanspeter Mohn als Elektriker eine Stelle hatte. Da Ferdi, Hopf überzeugen konnte, er als provisorischer Sponsor eine Mannschaft für die TdS zu übernehmen, damit alle Schweizer Profis die Tour bestreiten konnten, willigte Hopf zu. Werner Zimmermann, einer der Erfinder automatischer Skibindungen, mit dem Hopf befreundet war, sollte Reklame für die Ski-Bindungen an der TdS gemacht werden. Deshalb der Name der Sportgruppe ZIMBA Automatik (ZIMmermann BAsel). Hopf war als Begleiter der TdS begeistert, insbesondere weil da ein grosses Publikum am Strassenrand stand und so Werbung mit den Fahrern seiner Sportgruppe gemacht wurde, insbesondere auch über Pressemitteilungen. Hopf entschloss sich nach der TdS für 1967 eine definitive Gründung einer Radsport-Gruppe. Kübler soll als sportlicher Leiter tätig sein. Arnold Schätti war als Pfleger und Hilfsperson verpflichtet worden. Da ich 1966 einige Erfolge als Elite Amateur erreicht habe, wie Sieger der MvZ, Ostschweizer Rundfahrt, dritter der England-Rundfahrt, bin ich angefragt worden ob ich zu den Berufsradrennfahrern übertreten und Mitglied der Zimba werden möchte. Bei einem monatlichen Fixum von CHF 300.00, dies während 8 Monaten, unterzeichnete ich einen Vertrag als Profi. Renn-Jahr 1967 Der Zimba Rennkalender war spärlich. Ein Trainingslager in Lugano im Februar sollte uns in Form bringen. Das Wetter in der Sonnenstube entsprach nicht diesem, es schneite und Radfahren war für uns nicht möglich. In der Deutschschweiz war das Wetter wesentlich besser. In Locarno wurde wir für ein Risotto Essen auf der Piazza eingeladen. Kübler konnte sich so präsentieren, da viel Volk anwesend war. Das erste Rennen fuhren wir in Italien in Laiquelia an der Riviera ohne Erfolgsmeldung. Die Vier-Kantone, Mailand San Remo, Meisterschaft von Zürich, Tour de Romandie, Nord-West Rundfahrt und Tour de Suisse, WM in Heerlen Vorendaal Holland, Traver Laussanne, Genfer Kantons-Rundfahrt, dann war Schluss. Auf eigene Rechnung ging Willy Spuhler und ich im März nach Belgien, dort gab es täglich Radrennen. So sollten wir uns in Form fahren. Mein erster Sieg An der Nordwestschweizer-Rundfahrt mit Ziel auf dem Mutschellen, war ich in einer Fluchtgruppe mit dem Favoriten Hennes Junkermann. Am Aufstieg zum Ziel wurde mehrfach attackiert. Ich hielt mich zurück und erst oben angekommen noch vor der Abbiegung zum Ziel griff ich an und hatte bald einen Vorsprung bis zum Ziel. Die Schreiberlinge missgönnten mir den Sieg und schrieben, der Laubfrosch überraschte alle. Diese Bemerkung ist auf meinen Fahrstiel zurück zuführen, da ich eine Angewohnheit hatte, dass die Beine nicht parallel zum Rahmen sondern etwas gespreizt zu pedalierten. Um eine Verbesserung meines Fahrstiels kümmerte sich der sportliche Leiter nicht. Keiner fragte wie ich trainierte oder mich ernährte. Jede Junioren Gruppe wird heute besser unterstützt als zu unserer Zeit. Saisonplanung gab es nicht, Besprechung einer Taktik fehlte gänzlich. |
Saison 1968 mit Teilnahme am Giro dItalia Wir Rennfahrer der Zimba wollten einen anderen sportlichen Leiter als Ferdi Kübler, welcher sich mehr auf seine Präsentation orientierte statt sich um uns Rennfahrer zu kümmern. Fritz Pfenninger wurde verpflichtet was aber kaum eine Verbesserung brachte. Er fuhr noch Sechstage-Rennen hatte aber gute Kanäle zu Organisatoren und Rennfahrern. Die verlorenen Söhne kehren zurück meldete die Sport-Zeitung. Rolf Maurer und René Biggeli sowie Dieter Puschel ergänzten das Team. Das Sprachtalent Arnold Schätti ergänzte das Betreuer-Team. Dank seinen perfekten Italienisch konnte ein Team für die Teilnahme am Giro organisiert werden. Die bestand aus 4 Fahrern von GBC u.A.mit Aldo und Diego Moser, Massignan sowie 4 Zimba Fahrern mit Maurer, Biggeli, Girard und Abt. Die Wette zwischen Frau Spielmann und Arnold Schätti Alfred Hopf war Mitglied des Jura Country Clubs bei Hochwald. Dort wurde ich auch eingeladen und konnte das grosse Schwimmbecken nutzen. Da war auch der Bäcker und Bruder mit seiner Frau des Baslers bekannten Freddy Spielmann anwesend. Da ich unter Asthma litt organisierte Herr Spielmann einen Termin mit dem FCB Arzt Dr. Marti der mir die Einnahme eines Pulvers verschrieb, sodass ich wesentlich besser atmen konnte. Dies sollte noch böse Folgen haben. Spielmann wollte dass ich möglichst oft ins das seiner Bäckerei nahegelegene Kaffee besuche und über Training und Gesundheits-Zustand berichte. Auch Noldi Schätti war oft anwesend und meinte Abt fährt den Giro nicht zu Ende. Mit Frau Spielmann schloss er eine Wette ab, für jeden Tag der Abt im Giro bleibt eine Rose. Er musste nach Ende des Giros 22 Rosen kaufen und Frau Spielmann übergeben. Nach dem wir uns am Giro in Form gefahren hatten folgte die Teilnahme an der Tour de Suisse welche Louis Pfenninger als Sieger beendete. Zumindest für meine Helferdienste wurde ich nicht nur im Team sondern auch in der Presse gelobt. Für mich war es nicht möglich Ausreiss-Versuche zu starten, sondern Ausreisser zu verfolgen ohne Führungsarbeit zu leisten oder das Feld anzuführen damit keiner Ausreissen konnte. ZIMBA statt ZIMBA Automatic Die Sportgruppe Zimba Automatic, die für eine Skibindung Reklame machte nannte sich in diesem Jahr nur noch ZIMBA und die Reklame bestand nun für die Sportgeschäfte. Die Ski-Bindung war technisch ein sehr gutes Produckt und ist in Binningen mit einem Aluminium Guss hergestellt worden. Die Zusammensetzung des Alu-Guss war schlecht, denn bei kalten Temperaturen ist die Bindung gebrochen. Hopf ordnete das Ende der Produktion an und gründete Sportgeschäfte in Basel, St. Moritz und Lausanne. Saison 1969 Fritz Pfenninger verpflichtet die Sechstage Fahrer-Kumpels, wie Rudi Altig, Klaus Bugdahl, Sigi Renz aber auch die Nachwuchsfahrer Erwin Thalmann, Felix Rennhard, Erich Spahn, und Kurt Rub. Die Verpflichtung der alternden Sechstage-fahrer Kollegen durch Fritz Pfenningers bestand wohl darin diese noch vor der Rente zu unterstützen. Das kostete Hopf viel Geld, Resultate waren nur spärlich zu erwarten. Rolf Maurer konnte nicht mehr die früheren Leistungen abrufen und kam bei der Etappe nach Davos nach Kontrollschluss am Ziel an. Sein Ende der Karriere. |
An der Dauphine Rundfahrt erreichte ich bei einer Etappe den dritten Rang ohne Anerkennung im Team zu erreichen. Bei einer Etappe der Fernfahrt Paris Nizza ruft Rudi Altig mich, ich solle nach hinten kommen. Neben Ihm fuhr Eddy Merckx am Ende des Feldes. Rudi sagt ich solle für Eddy den Ferdy Kübler nachmachen. Seine Sprüche konnte ich in pefektem Züridütsch kopieren und Eddy amüsierte sich köstlich. An der Nordwestschweizer-Rundfahrt mit Ziel in Oberwil verschaukelte mich Fritz Pfenninger. Ich lag solo an der Spitze und hätte das Rennen erneut gewonnen. Wäre da nicht Louis Pfenninger mir nach gefahren mit dem deutschen Wilde als Helfer, welcher für seine Führungsarbeit mit einem Betrag entschädigt worden ist. Nach dem Louis Pfenninger angriff kam sofort das Zimba Fahrzeug um mich zu ermahnen Louis nicht zu folgen. Wilde führte bis zum Ziel keinen Meter, trotzdem gelang mir im Sprint ihn zu schlagen und den zweiten Rang zu erreichen. Wilde kam nicht zur Siegesehrung, er war so enttäuscht. Pfenninger brauchte ein Sieg um sich vor dem TdS Start 1969 zu empfehlen. Bisher waren keine grossen zählbare Resultate vom Zimba Team erreicht worden und dies trotz der Team Verstärkung. Meisterschaft von Zürich 1970, erstmals mit Welt-Cup Status Für die Saison 1970 ist Walter Bucher als neuer sportlicher Leiter verpflichtet worden. Spielmann besprach mit mir eine Taktik welche nach der Umsetzung in der Presse grosse Beachtung fand. Er organisierte mit Noldi ein Menü welches ich zum Frühstück einnehmen soll. Dies um am Verpflegungsposten nach ca. 100 Rennkilometern anzugreifen ohne einen Verpflegungs-Sack entgegen zunehmen. Die Taktik war perfekt. Der Italiener Michelotto vom Adorni seinem Scic-Team welcher schon kurz nach dem Start ausgerissen war holte ich ein, dieser folgte mir ohne anfänglich Führungsarbeit zu leisten. So war ich ca. 100 Km an der Spitze bei einem Teilnemer-Feld mit Merckx, Gimondi, Bitossi, Jan Jansen, Peter Post, Motta, Godefroot, Altig, de Vlaeminck, Zandegu, usw. Erst kurz vor dem Ziel bin ich eingeholt worden, war aber immerhin noch in der Spitzengruppe. Alfred Hopf war von dem Resultat der Zimba Fahrer enttäuscht, er erwartete Maurer oder Biggeli sei auf dem Podest oder mindestens unter den ersten zehn zu finden. Immerhin war ich lange auf Fernsehbildern und bei der Montagsausgabe im Blick auf der Titelseite: ABT KÄMPFTE WIE EIN LÖWE Das Ende meiner Profi-Karriere Ende 1970 meldet Alfred Hopf den Konkurs aller seiner Geschäfte. Zuvor war Hopf Direktor der California Bank an der St. Jakobsstrasse geworden. Dort sei derart spekuliert worden, dass sein ganzes Vermögen verloren ging. Er hatte eine Villa in Binningen mit Garage für seine Sportwagen, Schwimmbad mit grossem Umschwung. Alles ging an die Konkursmasse. Seine Brüder kümmerten sich nicht um Ihn. Zuletzt fand er noch eine Stelle im Bürgerspital als Rechtsberater. Für mich war das auch das Ende mit Rad-Rennen Fahren. Ein Gesuch als Amateur eine Lizenz zu bekommen ist beim SRB abgelehnt worden. Oskar Plattner sagte mir“ bisch sälber tschuld hat dr ja gsäiht söllsch Amateur bliebe. Einen Sponsor zu finden war nicht möglich. Louis Pfenninger ist für den Sponsor TeppicheWilora als Einzelfahrer noch weiter gefahren, gewann aber 1971 nochmals die Tour de Suisse. Kurt Rub ist noch Schweizer Meister geworden vor dem Ende der Zimba. Der Profiradsport in der Schweiz war am Boden. Die Printmedien berichteten nur noch über Dopingfälle und Willy Erzberger schrieb in der BAZ, man solle den Radsport abschaffen. Spielmann organisierte mir eine Stelle als Autospengler in der Stadion Garage. |
Girobericht
Giro d Ialia vom 20 Mai bis 12 Juni 1968
Bericht von Peter Abt 22 Etappen plus Prolog, Total 3898 Km 13 Mannschaften am Start. Team GBC mit den Fahrern, Aldo Moser, Diego Moser, Imerio Massignan, Team Zimba, Rolf Maurer, Auguste Girard, René Biggeli, Peter Abt Sportliche Leiter: GBC Franco Cribiori Zimba Fritz Pfenninger Pfleger, Zimba, Hans Brunner, Arnold Schätti Start mit Prolog in Campione am Luganersee, Montag, 20 Mai, ab 21.00 Uhr. Nach Vorstellung aller Mannschaften gab es ein Sprinterrennen von 5,7 Km, in zwei Runden a 2,85 Km in Gruppen a 10 Rennfahrern aus je einem Team um die Hausecken von Campione. Der Sieger der Gruppe mit der besten Zeit wurde erster Leader des Giro. Ich bin mir nicht ganz sicher, glaube aber dass Eddy Merckx der erste Leader war. In der Nacht, bei Dunkelheit und bei minimaler Strassenbeleuchtung um die Ecken zu flitzen war ungewöhnlich und gefährlich. Verpflegung: Unsere Wolltricots hatten nicht nur hinten Taschen sondern auch vorne zwei. In der einen versorgten wir einen Flaschenöffner und in der Anderen den Streckenplan in einer Plastikhülle. Beim offiziellen Verpflegungsposten war unter anderem immer eine Cola Flasche (Büchsen gab es damals nicht) auf die wir uns immer freuten. Andere Fahrer verwendeten das vordere grosse Kettenblatt um den Flaschenkorken zu öffen oder mit den Zähnen im Mund. Bei hohen Aussentemperaturen gab es nachstehende Möglichkeiten an Trinksame zu kommen:
Im Norden Italiens sind Diebstähle von Getränken meist toleriert worden, während im Süden die Polizei gerufen und bei der Tourleitung vorstellig geworden ist. Künftig werde Tourleitung solche Diebstähle nicht mehr tolerieren und Fahrer disqualifizieren, gab die Direktion per Kommunikee bekannt. Als bei grosser Hitze Tom Simpson im Aufstieg zum Mont Ventoux bei der Tour de France gestorben ist, meldete sich die Ärzte-Gemeinschaft und prangerte die UCI an, dass der menschliche Körper Getränke bei der enormen Anstrengung zu sich nehmen müsse. Danach wurde das Reglement geändert, und Getränke konnten von Begleitenden Motorradfahrern oder Mannschaftswagen entgegen genommen werden bis 20 Km vor der Zielankunft. Tom Simpson hatte von den Zuschauern schön kühlen Weisswein bekommen und die Fasche gleich leer getrunken. Eine Kombination von grosser Hitze, der Anstrengung, Einnahme von alkoholischer Getränke und Amphetamine führten zu seinem Tod. Zudem versuchten Zuschauer Ihn bei seinem ersten Zusammenbruch nochmals auf das Rad zusetzen und schoben Ihn ein Stück bis er total zusammenbrach und trotz Animierung vor Ort verstarb. Ferdy Kübler sagte uns, als er noch sportlicher Leiter war, wer kaum Durst hat und nicht trinkt, der ist in Form. Geschlossene Bahnschranken: Diese stellten am Giro kein Problem dar. Solange sich kein Zug auf ca. 50 Meter näherte, einfach unten durch. Wer sich hinten im Feld aufhielt war selber Schuld und musste nach spuhlen oder war halt abgehängt und knapp vor Kontrollschluss am Ziel. |
Helferdienste:
In Italien war es Mode den Kapitän dauernd etwas zu stossen. Dadurch sollte dieser Kräfte sparen um im Finale zuzuschlagen. Beim Nachtessen rief Rolf Maurer aus, den Abt habe ich den ganzen Tag nicht gesehen, ausser jetzt beim Nachtessen. Dass ich es war, der Ihn am meisten während dieser Etappe gestossen hatte, hat er gar nicht bemerkt. Ich hätte mich halt bemerkbar machen müssen, aber zum Stossen fahre ich natürlich seitlich hinter Ihm. Das hat mich sehr verletzt und geärgert. An der TdF war stossen verboten und die UCI änderte später das Reglement. Urinieren: Im Feld wurde abgesprochen wann Zeit ist zum Anhalten um zu urinieren. Rudi Altig: Er war einer der organisatoren im Fahrerfeld. Oggi piano domani duro organisierte er das Feld zur langsameren Fahrt vor einer schweren Etappe. Bei der letzten Etappe nach Napoli, an einer Steigung riss ihm ein junger Zuschauer sein Käppi vom Kopf. Rudi stoppte sofort, teilte dem Jungen zwei Orfeigen aus, riss das Käppi wieder an sich und setzte unter Jubel der Zuschauer die Fahrt fort. Geburtstagfeier während der Etappe: Hatte ein prominenter Fahrer Geburtstag so wurde organisiert, dass dieser vorausfahren durfte, am organisierten Ort halten, an einen bereitgestellten Tisch am Strassenrand sitzen und ein Teller voll Spagetti essen bis das Feld wieder ankam. Spässe wurde allgemein oft gemacht. Ich erinnere mich, dass ich mal solo ausriss bis ein Italiener mich einholte, aufgerichtet neben mir fuhr und die Hände an den Bremskabel, welche damals noch mit hohem Bogen über dem Lenker ragten, mit je zwei Finger daran hielt um mir anzudeuten „was willst du da vorne“. Hungerast in San Remo: Bei dieser regnerischen Etappe bin ich abgehängt worden weil ich einen Hungerast erlitt. Von Zuschauern bettelte ich irgend welche Esswaren doch vergeblich. In San Remo bin ich noch in einer Kurve gestürzt, da die nasse Strasse glitschig wie Glatteis war. Beinahe ein Podestplatz: Bei der Etappe, ich bin mir nicht mehr ganz sicher ob es jene nach Monte Grappa war, bin ich mit Bitossi an der Spitze mit ca. 2 Minuten Vorsprung. Es regnete mal wieder und vor den letzten Km war eine Spitzkehre und danach steigend. Also schalte ich vorne zum kleinen Kettenblatt mit der Folge, dass mir die Kette herunter gefallen ist. Ich musste absteigen die Kette wieder auf das Kettenblatt setzen. Leider dauerte das lange den meine Hände waren vom Regen eiskalt und ohne Gefühl. Bitossi gewinnt die Etappe während ich noch gerade vor dem Ziel von 5 Fahrern eingeholt worden bin. Vito Taccone überaschender Etappensieger. Bei einer Etappe hat es wegen starkem Seitenwind das Feld auseinander gerissen. Ich war im hinteren Feld und bald hatten wir einen erheblichen Rückstand. Das veranlasste Rudi Altig, welcher auch im hinteren Feld war, ein Gruppeto zu organisieren, so dass wir gemeinsam die letzte Steigung zum Ziel in Angriff nahmen. Bestimmt hatten wir schon 10 Minuten Rückstand. Da griff Vito Taccone an, während Rennfahrer im abgehängten Feld ihm nachruften, er sei ein Verräter. Bald folgte Ihm das Mannschaftsfahrzeug da er schon über 2 Minuten Vorsprung auf uns hatte. Als wir am Ziel ankommen erfahren wir, dass der Etappen-sieger Vito Taccone hiess. Wie war das möglich? Am nächsten Tag, bei der Aufstellung zum Start, begannen viele Fahrer Taccone zu beschimpfen, sein rechter Arm sei viel länger als der linke, er sei ein Bandit und Verräter, bis das zu einer Schlägerei ausartete und die Kommissare einschreiten mussten um zu schlichten. Im Internet unter Wikipedia findet man weitere Sünden von Taccone. 1964 wurde er bei der Tour de France beschuldigt, durch seinen verwirrenden Fahrstil Stürze verursacht zu haben. In der Folge weigerte er sich, an der ‚Tour‘ wieder teilzunehmen. Nach dem Ende seiner Karriere blieb er als Händler für sportliche Bekleidung ein ange-sehener Geschäftsmann seiner Heimatregion. Im Juni 2007 war er jedoch in einen Skandal verwickelt, bei dem einer Gruppe von zwölf Personen der Vertrieb gefälschter oder gestohlener Markenartikel vorgeworfen wurde. Vito Taccone starb im Oktober 2007 in seinem Haus in Avezzano an den Folgen eines Infarkts. |
Vespas als Begleitfahrzeuge.
Bei einer Etappe musste das ganze Feld auf einer schmalen Naturstrasse eine lange Steigung bewältigen. Oben angekommen hatte ein Sponsor seine Villa und dieser wollte, dass der ganze Tross bei Ihm passiert. Team-Autos konnten die schmale Strasse nicht befahren, sodass Vespas zum Einsatz kamen. Die Mechaniker mussten pro Team auf dem Roller mit Ersatzrädern hinter dem Fahrer aufsitzen und dem Fahrerfeld folgen. Defekte gab es haufenweise, der Weg glich einem Parkkur eines Querfeldein-Rennen. Ein grosses Drama, alle fluchten, so ist eben Italien. Etappenstart auf einem Fabrikareal der Stabilimento Gelati Servontana. Noch vor der Startaufstellung stürmten einige Fahrer die Büros der Direktion der Glacefabrik. Was war da los? Die Firma war Sponsor eines Team im vergangenen Jahr und hat nicht, weder die vertraglich vereinbarten Prämien noch einige Löhne ausbezahlt. Die Garabinieri wurden gerufen um die Fahrer zu beschwichtigen. Der Start musste zeitlich verschoben werden bis sich die Lage beruhigt hatte. Ein Drama mehr. Da es auch andere Teams in Europa gab, welche sich den Zahlungen an die Fahrer entzogen, beschloss die UCI, dass Teams jedes Jahr eine Kaution auf ein Sperrkonto einzahlen müssen, damit diese eine Lizenz zur Teilnahme an Rennen erhielten. Materialwagen GBC und ZIMBA Es wurden pro Team zwei Fahrzeuge zugelassen. Fahrer Cribiori GBC schaute auf seine Fahrer, Pfenninger auf uns Schweizer. Wir hatten ein Ersatzreifen hinter dem Sattel angebunden und eine Pumpe am Rahmen befestigt. Die Italiener oder Stars wie Merckx hatten weder Pumpe noch Ersatzreifen am Velo. Ist man abgehängt worden und hatte Reifendefekt, der Materialwagen aber bereits vorne, so wechselte man den Reifen selber. Bei erneutem Plattfuss gab es nur eines, weiterfahren bis zum Ziel mit Reifen ohne Luft. So mir geschehen bei einer Etappe ca. 30 Km vor dem Ziel. Kurioses. Bei der Durchfahrt des Feldes in einer Ortschaft ist ein alter Mann quer über die Strasse gelaufen. Dies knapp vor dem Zeitpunkt als die ersten Fahrer des Fahrerfelds ihn kreuzten. Der Mann lief unbehindert langsam weiter und genau als er auf der anderen Seite der Strasse angekommen war hatte auch der letzte Fahrer ihn passiert. Der alte Mann hat die Gefahr gar nicht bemerkt. Keiner ist gestürzt und lachend wurde im Feld über den Vorfall diskutiert. Allgemeines: Das GBC Team hatte einen Arzt während der ganzen Tour dabei. Zwei Koffer voller Medikamente. Wir waren aber wie zwei Teams und jeder schaute für sich. Aldo Moser war mit seinen 40 Jahren der erfolgreichste im Team. Bei der Etappe nach Block Haus schneite es, glücklicherweise ging es nur bergauf denn der Schnee blieb auf der Strasse liegen. Merckx gewann den Giro mit grossem Abstand. Nach Ende der Tour de Suisse ist von der UCI verkündet worden wer verbotene Medikamente während des Giro eingenommen hatte. Das Medikament zur Linderung meines Asthma welches mir Dr. Marti FCB Arzt verschrieben hat, zeigte positiv an. Eine Teilnahme an der bevorstehenden TdF, wo ich vorgesehen war, ist so nicht möglich. Einen Rekurs wollte das Team nicht machen und Dr. Marti war erstaunt, dass das Medikament als unerlaubt angezeigt hat. Die UCI hat später eine Liste veröffentlicht über verbotene Medikamente oder solche welche in Absprache mit dem Tour-Arzt zur Einnahme bewilligt werden. Ich glaube, dass in der heutigen Zeit ein Rennfahrer oder Sportler nur erfolgreich sein wird wenn er unter ständiger ärztlicher Betreuung mit Ernährungs- und Trainingsplan, auf seine Blutwerte stützend, erfolgreich sein kann. Der Entdecker von Fabian Cancelara, Angelugi Celestino, genoss vor dem Start zum Bergrennen Eigenthal eine grosse Flasche Bier und hat das Bergrennen solo gewonnen. Oben angekommen zündete er eine Zigarette an und genoss seinen Sieg damit. Das waren noch Zeiten. |
11.05.2021 Peter Abt zur Gründung der ersten Damen Radsportgruppe in der Schweiz GS Fanciulli - LIS
Als Ex-Profi hatte Peter Abt allerlei radsportliche Erfahrungen, die er gerne an seine anvertrauten Rennfahrerinnen weitergeben hätte. Doch der Faktor Mensch, im Besonderen "Deine Rennfahrerin das unbekannte Wesen" zeigte unerwartete Philosophien und Charaktervielfalt, wie sie für einen im Radsport gestählten Ex-Radprofi, so nicht zu erwarten waren. Der Damenradsport steckte noch in den Kinder - High Heels und es fehlte noch an jeglichem Wissen und Vorstellungskraft über einer der härtesten Sportarten überhaupt. Idealisierte Traumvorstellungen über den so schönen und spannenden Radsport, brachen wie Kartenhäuser in sich zusammen. Zurück blieben Frust und grenzenlose Enttäuschungen. Peter Abt berichtet uns über das Unmögliche, das mit dem Möglichen zu erreichen gewesen wäre. BW
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Radsport für Frauen, lange in der Schweiz verboten.
Frauen hatten im Radsport in der Schweiz nichts verloren. Dies, weder in der Jury, noch in Begleitfahrzeugen oder wie im VC Binningen, als Clubmitglied. An der WM 1966, am Nürburgring, hat eine junge Fahrerin, mit einen selbst aus Wolle gestrickten Schweizer Trikot, unsere Amateur Mannschaft besucht. Sie erklärte, dass Sie nur mit einer französischen Lizenz am Rennen der Frauen teilnehmen könne. 1986, Gründung der ersten Elite Radsportgruppe in der Schweiz, GS Fanciulli LIS. Der damalige National-Trainer, Oscar Plattner, war kein Freund des Frauenradsports. „I wünsch dir viel Vergniege bi däm Psycho-Verein, do kasch no einiges erläbe“ äusserte er sich zu mir. Nach dem die Mannschaft (Frauschaft) anlässlich des Herrenabend VC Binningen, durch den Profi Moderator Markus Siegler, Radio Basilisk vorgestellt worden war, gab es ein unerwartetes Echo in der Presse. Insbesondere ist Brigitte Schaub, später mit Toni Rominger verheiratet, abgelichtet worden und ihr Foto in Zeitungen abgedruckt worden. Das missfiel aber einigen Fahrerinnen in unserem Team weil diese an Rennen bisher erfolgreicher als Brigitte waren. Anlässlich des Trainingslager in Tenero, wurde den auch Brigitte gemoppt. Im Sportzentrum in Tenero gibt es Massenlager und die Girls mussten sich das Schlaf-Zimmer teilen. Wegen einem Rennunfall hat Brigitte längere Zeit aussetzen müssen um bei uns wieder in Form zu gelangen. Demnach hatte Sie etwas Mühe dem Tempo der anderen Fahrerinnen zu folgen. In der Nacht sind Ihre Trainingskleider von den restlichen Zimmer-Genossinnen vor das Fenster gehängt worden weil diese angeblich stinken würden. Wie weiter sie noch gefoppt worden ist habe ich nicht mitbekommen. Am Tag darauf erklärte mir Brigitte, dass sie von Toni Rominger gleich abgeholt werde und den Radsport beende. Ein Umstimmen war nicht mehr möglich. Die erste Saison verlief zufrieden stellend wenngleich einige Fahrerinnen überfordert waren. Bei einem gemeinsamen Training im Elsass wollte ich den Fahrerinnen das Fahren bei Seitenwind beibringen. Bereits nach Grenzübertritt ist denn auch eine Fahrerin abgehängt worden. So konnten wir als Team kein gemeinsames Training durchführen da die Leistungs-Unterschiede viel zu gross waren. Andere Ansichten, andere Meinungen: Fahrerinnen erklärten mir, dass es ehrlicher sei, wenn jede, ohne Hilfe von Teammitgliedern, ein Rennen gewinne. Nach dem alten Olympischen Motto „ nicht Siegen ist wichtig, sondern teilnehmen“. Es solle jede fahren wie sie wolle. Ohne, dass man sie beeinflusse, wie sie zu trainieren habe, welche Taktik sie anlegen solle. Also braucht es gar keine Mannschaft sondern nur das zur Verfügung stellen von Rennrad, Kleidung, Prämienzahlung und Pannenhilfe oder Übergabe von Verpflegung. Da kommt mir Ferdi Küblers Aussage in den Sinn, als er mir erklärte er habe mit 7 Schraubenzieher die Tour de France gewonnen. Er habe diese nur am Start und am Nachtessen gesehen. Also war es zu dieser Zeit möglich ohne Hilfe der Mannschaft diese Tour zu gewinnen. Im internationalen Frauenradsport war es lange Zeit möglich als Einzelfahrerin Rennen um Rennen zu gewinnen. Man stelle sich vor, ein Giro oder Tour de France, das Feld bestehend alles aus Einzelfahrern wie bei einem Amateurrennen. Möglicherweise gäbe es so einige Überraschungs-Sieger. Realisierbar ist es kaum möglich, insbesondere gäbe es wohl kaum Sponsoren für alle Einzelfahrer. Beim Frauenradsport war dies lange Zeit möglich, da die Leistungsunterschiede sehr gross waren. So haben z.B. Jeannie Longo (13fache Weltmeisterin!), Leontin van Moorsel usw. Rundfahrten oder Eintagesrennen ohne Hilfe von Team-Mitgliedern Siege realisieren können. Bei Rennen in der Schweiz beherrschten Edith Schönenberger, Stefi Carmine, Eveline Müller und Barbara Ganz die Szene ohne Hilfe einer Mannschaft. In der Zwischenzeit hat sich da aber auch im Frauenradsport einiges geändert. |
Anlässlich der Niedersachsen-Rundfahrt, wo unser Team eingeladen worden ist, erlebte ich, dass unsere Fahrerinnen, bei unserer Team-Besprechung zur möglichen Taktik, ihre Ohren demonstrativ mit beiden Händen zugehalten haben.
Der Grund für die Verstimmung der Mädchen waren für mich verständlich. Die wollten unbedingt einen Tag früher an den Startort um sich die Streckenführung der ersten Etappe anzusehen. Mir war es aus beruflichen Gründen nicht möglich die Damen an jenem Tag zu begleiten, ich fand aber mit Hans Bohn, Bauunternehmer und ex. Radrennfahrer VC. Binningen, einen Fahrer der mich am Tag darauf zum Startort brachte. Die Mädchen sollten mit dem Bus und mit Giuseppe Fanciulli anreisen. Am Abend, als Hans und ich am Startort angekommen sind, die Tragödie: Einige weinten, wir wollen sofort nach Hause, was war denn passiert? Also erst mal alle beruhigen und erzählt mir was los ist. Giuseppe ist gar nicht mit den Mädchen und dem Bus angereist sondern hat in letzter Minute einen Jungen aufgeboten, welcher erst die Fahr-Prüfung bestanden hat, ohne Geld, ohne Kartenmaterial mit den Mädchen auf die Reise geschickt. So sind halt Italiener! Für Benzin musste Geld von den Mädchen gesammelt werden, an einer Tankstelle Kartenmaterial gekauft und am Startort die Unterkunft gesucht werden. Dort endlich angekommen die weitere Überraschung. Die Unterkunft war noch nicht frei, da nicht gerechnet worden ist, dass früher angereist wird. Es konnte aber alles einigermassen geregelt werden. Nur dass Hans Bohn mich begleitet hat passte den Girls nicht. Der zeigte sich aber sehr grosszügig und versprach einige Prämien wenn das Etappen Rennen mit vollem Einsatz bestritten wird. Da Hans Bohn die Russische Sprache beherrschte ist er von der Tourleitung angefragt worden ob er für die Ukrainische Mannschaft als Übersetzer diese begleiten könne, was er dann auch machte. Als Dank ist unsere Mannschaft für Rennen in die Ukraine eingeladen worden. Dazu später ein Bericht. Die Tour-Organisation hat alle sportlichen Leiter eingeladen, zur Mitteilung der Organisation aber auch zum Erfahrungs-Austausch. Da erzählten einige von ähnlichen Erfahrungen die sie gemacht haben. Ich dachte das sei nur in unserem Team so und war deshalb etwas erleichtert nicht alleine mit solchen Problemen da zu stehen. Beim Kriterium in Allschwil, weil wir keine gute Sprinterin im Team hatten, empfahl ich, anfänglich abzuwarten und im letzten Drittel des Rennens unmittelbar nach einem Wertungs-Sprint, anzugreifen. Statt dessen sind alle meine Fahrerinnen das ganze Rennen demonstrativ hinten gefahren. Das verstand ich als Retour-Kutsche für die Erlebnisse anlässlich der Niedersachsen-Rundfahrt. Peter Müllerleile, Hobbyrennfahrer und Mitsponsor der Gruppe hatte bei einem Latrinengerücht mitbekommen, dass man die Gruppe boykottieren wolle. Er organisierte Tshirts für die Damen mit Aufschrift der Sponsoren und verteilte diese an die Damen anlässlich der Preisverteilung. Danach war denen etwas Wind aus den Segeln genommen worden. Es gab auch Lichtblicke: An einem Rundstrecken-Rennen in Embrach habe ich Lisbeth Lötscher empfohlen, im Rennen abzuwarten und da wo ich stehe und rufe „jetzt“, einen Antritt zu lancieren. Sie hat für einmal meinen Rat befolgt und das Rennen solo gewonnen. Nachdem Sandra und Susanne Krauer vom VMC Olympia Basel in unser Team gestossen sind gab es an der Schweizer-Meisterschaft die grosse Überraschung. Sandra war mit Barbara Heeb ausgerissen und mit Vorsprung zum Ziel gefahren. Sandra war nach meiner Meinung im Sprint überlegen gegen die kleinwüchsige Barbara. Doch irgendwie wie gehemmt, so ist es mir vorgekommen, war Sandra nicht in der Lage den Sprint zu gewinnen und Meister zu werden. Später sind beide Krauer Girls von Rolf Just abgeworben worden und haben unser Team verlassen. Von der Berlinerin Tina Hoffman bin ich angefragt worden, ob sie in das Team aufgenommen werden könne. Es war eine gute Entscheidung ihr zu entsprechen. Sie war sehr unkompliziert und eine gute Sprinterin. An Steigungen konnte sie der Spitze oft nicht folgen war aber schlau genug im Wissen, dass man sich vorne nicht einig ist um zusammen ins Ziel zu fahren. So konnte sie immer wieder aufschliessen und im Sprint einige Rennen gewinnen. Während neun Jahren engagierte sich die GS. Fanciulli LIS im Frauenradsport. Es gab danach kaum noch Berichterstattungen in den Medien. Das Interesse schien mir als abgeflacht. Mit dem Generations-Wechsel ist das Interesse am Frauenradsport aber enorm gestiegen. Es gibt Profi Teams wie bei Männern und viele Rennen werden jetzt im Fernsehen übertragen. Die Rennen sind so spannend wie jene der Herren. Es soll 2021 auch eine TdS für Frauen geben. |
Eine weitere Radsportgruppe aus Ebikon