Radsportepisoden
Hier dürfen Radsportepisoden von jedermann/-frau publiziert werden. Texte oder auch nur Stichwörter
und Fotos an [email protected]
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Louis Wermelinger kontra meine MutterVon Bruno Wüest, gewidmet meiner Mutter
Grosskampftag 1965 am Juniorenselektionsrennen in Obergösgen, mit einer 30 Kilometer Flucht. Irgendwie gelang es mir, mit Karl Rominger vom VC Basilisk, aus dem Feld auszureissen. Schnell hatten wir 2 Minuten Vorsprung herausgeschunden. Nicht weil wir so gut waren, sondern weil das geschlossene Feld einfach bummelte. So genossen wir das irre Gefühl, während der letzten 2 Runden ca. 30 Kilometer vor dem Ziel, hinter dem Spitzenmotorrad das Rennen anzuführen. Wenige Kilometer vor dem Ziel, vermutlich in Niedergösgen, an einer kurzen steilen Rampe, verlor „Kalle“ den Kontakt und ich fuhr Solo Richtung Ziel nach Obergösgen. Ca. 2 Kilometer vor dem Ziel fuhr Rennleiter Louis Wermelinger, ein hoher Funktionär des Schweizerischen-Radfahrer-Bundes, an mir vorbei und bestätigte mir, aus dem offenen Autodach ragend, mit zwei Finger die 2 Minuten Vorsprung. In der Schlusssteigung zum Ziel in Obergösgen sah ich zurück und begriff was die zwei Finger bedeuten, Ueli Sutter (Solothurn) und Georg Meister II vom VC Basilisk waren bereits 50 Meter hinter mir und es waren nur noch wenige hundert Meter bis ins Ziel. Natürlich gibt man panisch alles, aber ich konnte es nicht mehr vermeiden, dass mich Georg Meister nur 100 Meter vor dem Zielstrich überspurtete, während Ueli Sutter nicht mehr ganz heran kam und Dritter hinter mir wurde. Die Freude meinerseits war trotzdem gross, denn ich war ein tolles Rennen gefahren und war damit für den Juniorenfinal in Le Locle mit der Baslermannschaft qualifiziert. Die Rangverkündigung und Preisverteilung wurde in einem Wald in einer heimeligen Atmosphäre als Waldfest zelebriert. Es war bekannt, dass für die ersten zwei Rangierten eine Möbelfirma zwei Clubtische gespendet hatte. Meine lieben Eltern begleiteten mich damals noch an die Rennen und just als meine Mutter an den Verpflegungsstand spazierte, hörte sie wie hinter einem Baum Louis Wermelinger mit einem anderen Herrn mauschelte, dass man je einen Clubtisch an den ersten Baslerfahrer und den ersten Solothurnerfahrer abgeben würde. Somit war Ihr sofort klar, dass ich als 2. Baslerfahrer um einen guten Preis geprellt war. Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm, als meine Mutter hinter dem Baum hervorfauchte und den armen Louis Wermelinger nach Strich und Faden über diese Machenschaften abkanzelte. Wie die Natur es einrichtete, wird eine Mutter die ihren einzigen Sohn idealisiert, von der eleganten Lady zum feuerspeienden Drachen, wenn es darum geht, dem geprellten Sohn zu helfen. Es schallerte und echote nur so im Wald und ein grosser Teil der Gesellschaft war sozusagen in der ersten Reihe beim öffentlichen Tribunal, welches jegliche Diskretion beseitigte. |
Die Preisverteilung nahte und prompt wurden die beiden Clubtische an den 1.Rangierten Georg Meister und den 3.Rangierten Ueli Sutter abgegeben. Es gab ein Riesengegröle mit Buhrufen und die Situation war mir eher peinlich. Ueli Sutter entschuldigte sich persönlich bei mir, dass die Preisvergabe nun so gelaufen ist, was ich gelassen entgegen nahm. Was sollte ich mit einem Clubtisch anfangen? Ich wollte einfach Velorennen fahren und an einer Preisverteilung freute ich mich am meisten, wenn es einen Collé zu gewinnen gab, denn das war nützliches Verbrauchsmaterial.
Zudem hätte es logistische Probleme mit dem Transport gegeben, denn Georg Meister ist mit uns im Auto ans Rennen gefahren und wir hatten schon Probleme einen Clubtisch zu verstauen, während sich die beiden Blumensträusse auf der hinteren Fensterablage gut sehen liessen. Die Rennvelos transportierte man noch auf dem Auto-Dachständer. Aber dies sind andere Geschichten, wenn man mit den Velos obenauf in eine Garage einfährt oder der Dachständer samt Velos vom Winddruck bei voller Fahrt vom Autodach geblasen wird. Als wir Georg Meister zuhause in Kleinhüningen mit Clubtisch ausluden und den erfolgreichen Rennverlauf seinen Eltern schilderten, „stauchte“ die Mutter von Georg, ihren verdatterten Sohn gotterbärmlich zusammen, weil er mich 100 Meter vor dem Ziel noch überspurtet hatte. Das sehen wir Rennfahrer allerdings anders. Noch Jahre später wenn wir Louis Wermelinger als internationalen Kommissar an den Rad-Weltmeisterschaften im Fernsehen sahen, wetterte meine Mutter über den Gangster von Obergösgen. Ich gewann damals eine Nachttischlampe, na dann gute Nacht. Bemerkung: Louis Wermelinger ist im Jahr 2012 verstorben und hat sehr viel für den Radsport geleistet, der Dank gilt sicher auch ihm. Meine Mutter ist 2013 verstorben, sicher wird sie mit Louis Wermelinger hinter einer Wolke ein Hühnchen rupfen. |
Seltsame SelektionsmethodenVon Kurt Kaiser
Im Herbst 1965 erhielt ich Post vom Schweiz. Radfahrer-Bund, in Zürich. Man teilt mir mit, dass ich für die Mexiko-Rundfahrt selektioniert wurde. Irrsinnig! Toll! Wer dachte seinerzeit schon an Renneinsätze in Übersee. Kurzfristig wird von der Sportkommission eine Sitzung in Zürich einberufen, um die bevorstehende Reise zu besprechen. Mit unserem Ehrenpräsidenten und Mitglied der Sportkommission, Otto Vogt, fahre ich nach Zürich. In Zürcher-Radfahrerkreisen hatte man Kenntnis von der Einladung zur Mexiko-Rundfahrt. Entsprechend wurde, vor Ort, von interessierten Fahrern, beim Kommissionspräsidenten, ‚lobbying‘ betrieben. So wurden zur Sitzung weitere Fahrer zugelassen. René Rutschmann (von Hans Lüthi kolportiert), Paul Zollinger, Bruder Ruedi wollte zu Gunsten verzichten, Vicente Burgal und Leone Scurio. Sportkommissionspräsident Schmid eröffnet die Sitzung mit der Bekanntmachung, dass Hans Lüthi und Kurt Kaiser, auf Grund der Resultate in den vergangenen Wochen, fest selektioniert sind. Es sind noch 2 freie Plätze zu vergeben, wovon einer für Ruedi Zollinger vorgesehen ist. Es wurde diskutiert, wer das Team ergänzen soll. Einig wurde man nicht. Lüthi wollte unbedingt Rutschmann, Ruedi wollte seinen Patz an seinen Bruder Paul (dieser erlitte im Frühjahr einen Beckenbruch) abtreten. Plötzlich meint der SK-Präsident Schmid, man wolle sehen, was die Fahrer meinen, wer an die Rundfahrt gehen soll. Vehement lehnte ich, wie auch Otto Vogt, ein solches Vorgehen ab. Als einziger Basler war mir klar, dass ich gegen die Zürcher Phalanx keine Chance hatte. Es wurde weiter gefeilscht. Wie ist es möglich, dass eine Sportkommission sich in solche Diskussionen mit Fahrern einlässt? Kaum zu glauben. Zu guter Letzt kommt man erneut auf die Auswahl durch die Fahrer zurück. Es werden Zettel verteilt. Es kommt wie es kommen musste. Kaiser hatte lediglich nur 1 Stimme, seine Eigene. Alle Anderen hatten mindestens 2 Stimmen. Das war ja auch vorauszusehen. Lüthi setzt neben seinem Namen denjenigen von Rutschmann auf den Zettel und umgekehrt. Schon hat jeder der Beiden 2 Stimmen. |
Das Gleiche bei den Brüdern Zollinger und ebenso zwischen Scurio und Burgal. Danach meinte der gewichtige Schmid, dass auf Grund der Auswertung der Abstimmung die Fahrer Lüthi, Rutschmann, P. Zollinger und Scurio die Reise nach Mexico antreten. Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass ich auf unsportliche Weise ausgebootet wurde.
Im ‚Sport‘ (damalige Schweizer Sportzeitung) erschien danach ein kurzer Artikel mit der Überschrift ‚seltsame Selektionsmethoden beim SRB‘. Nur das half mir auch nicht mehr. NB. Lüthi gewann die erste Etappe und wurde bestraft, weil er freihändig über die Ziellinie fuhr. Weil der Rekurs abgewiesen wurde, stellten 3 Schweizer die Weiterfahrt ein. Der Vierte gab nach der 4. Etappe auf. KK, März 2016 |
Der Mountainbiker
Von Pascal Schmutz
Als mich Bruno anfragte, ob ich eine Episode aus meiner Rennfahrerkarriere erzählen könnte, da schossen mir gleich tausende Momente durch den Kopf. Von Freudentränen nach einem gelungen Rennen, wenn man mit sich und der Leistung im Reinen ist, von hübschen Ehrendamen, die einem verschwitzt und dreckig auf die Wangen küssten, von gewagten Überholmanövern, von der Hühnerhaut vor dem Start zu einem Weltcuprennen, von Rennen bei Minustemperaturen und knöcheltiefem Morast, von sonnigen Trainingslagern im Süden, aber auch einigen harten und traurigen Momenten, die wohl zum Sportlerleben, wie auch zum normalen Leben einfach dazugehören.
Aber als erstes in den Sinn gekommen ist mir ein ganz spezielles Rennen, welches ich in Neuseeland während meines Trainings- und Sprachaufenthaltes bestritt. Es hiess Coppermine Epic und war wahrscheinlich eines der technisch und konditionell anspruchsvollsten Rennen in ganz Neuseeland. Richtig bewusst wurde mir dies aber erst an der Startlinie, als alle mit vollgefederten Bikes da standen. Da ich aber nur mein Hardtail dabei hatte, blieb mir nichts anders übrig als zu hoffen, dass ich und vor allem mein Bike die Tortur überstehen würden. Am Anfang konnte ich gut mithalten, musste dann aber bei einer frühen Attacke während des Aufstiegs gleich über mein Limit gehen und verlor den Anschluss an eine grössere Gruppe. Ich versuchte mich nun auf mich zu konzentrieren und siehe da, mit der Zeit lief es mir immer besser und ich konnte einen Fahrer nach dem anderen wieder ein und überholen. Die Strecke führte auch berghoch, über knüppelharte Trails, welche zum Teil nur zu Fuss bewältigt werden konnten. Vor dem höchsten Punkt, auf einem etwas flüssigeren Abschnitt, trumpfte ich so richtig auf und konnte bis auf Platz 3 vorfahren. Ich war nun so richtig heiss, die Ersten zwei auch noch einzuholen. Ich freute mich auf die Abfahrt, auch wenn ich wusste, dass dies mit dem Hardtail sicher kein Vergnügen werden würde. Meine Vorahnung bewahrheitete sich. Am Anfang war der Trail noch ziemlich 'flowig', doch kurze Zeit später stellten sich mir schier unüberwindbare Absätze und Felsbrocken in den Weg. Irgendwie tänzelte ich mich durch und fuhr einige Male über meinem Limit, zum Glück nie mit der Konsequenz eines Bodenkontakts. Irgendwann kam ich dann immer besser mit den Bedingungen zurecht und fuhr mich in einen richtigen Flow und holte schon bald den Zweitplatzierten ein. Ich rief schon von weit hinten, auf englisch, dass ich nicht bremsen könne und er Platz machen solle. Zu meiner Verwunderung verstand er, was ich meinte und preschte an ihm vorbei. Nun war ich richtig gierig, den derzeit Führenden einzuholen, auch wenn ich nicht wusste, wieviel Rückstand ich hatte. Kurz vor dem Talboden und vor einer hüfthohen Flussdurchquerung sah ich ihn dann tatsächlich vor mir. Ich pushte nochmals hart und fuhr wie auf Schienen die letzten Meter auf dem Trail.
Als mich Bruno anfragte, ob ich eine Episode aus meiner Rennfahrerkarriere erzählen könnte, da schossen mir gleich tausende Momente durch den Kopf. Von Freudentränen nach einem gelungen Rennen, wenn man mit sich und der Leistung im Reinen ist, von hübschen Ehrendamen, die einem verschwitzt und dreckig auf die Wangen küssten, von gewagten Überholmanövern, von der Hühnerhaut vor dem Start zu einem Weltcuprennen, von Rennen bei Minustemperaturen und knöcheltiefem Morast, von sonnigen Trainingslagern im Süden, aber auch einigen harten und traurigen Momenten, die wohl zum Sportlerleben, wie auch zum normalen Leben einfach dazugehören.
Aber als erstes in den Sinn gekommen ist mir ein ganz spezielles Rennen, welches ich in Neuseeland während meines Trainings- und Sprachaufenthaltes bestritt. Es hiess Coppermine Epic und war wahrscheinlich eines der technisch und konditionell anspruchsvollsten Rennen in ganz Neuseeland. Richtig bewusst wurde mir dies aber erst an der Startlinie, als alle mit vollgefederten Bikes da standen. Da ich aber nur mein Hardtail dabei hatte, blieb mir nichts anders übrig als zu hoffen, dass ich und vor allem mein Bike die Tortur überstehen würden. Am Anfang konnte ich gut mithalten, musste dann aber bei einer frühen Attacke während des Aufstiegs gleich über mein Limit gehen und verlor den Anschluss an eine grössere Gruppe. Ich versuchte mich nun auf mich zu konzentrieren und siehe da, mit der Zeit lief es mir immer besser und ich konnte einen Fahrer nach dem anderen wieder ein und überholen. Die Strecke führte auch berghoch, über knüppelharte Trails, welche zum Teil nur zu Fuss bewältigt werden konnten. Vor dem höchsten Punkt, auf einem etwas flüssigeren Abschnitt, trumpfte ich so richtig auf und konnte bis auf Platz 3 vorfahren. Ich war nun so richtig heiss, die Ersten zwei auch noch einzuholen. Ich freute mich auf die Abfahrt, auch wenn ich wusste, dass dies mit dem Hardtail sicher kein Vergnügen werden würde. Meine Vorahnung bewahrheitete sich. Am Anfang war der Trail noch ziemlich 'flowig', doch kurze Zeit später stellten sich mir schier unüberwindbare Absätze und Felsbrocken in den Weg. Irgendwie tänzelte ich mich durch und fuhr einige Male über meinem Limit, zum Glück nie mit der Konsequenz eines Bodenkontakts. Irgendwann kam ich dann immer besser mit den Bedingungen zurecht und fuhr mich in einen richtigen Flow und holte schon bald den Zweitplatzierten ein. Ich rief schon von weit hinten, auf englisch, dass ich nicht bremsen könne und er Platz machen solle. Zu meiner Verwunderung verstand er, was ich meinte und preschte an ihm vorbei. Nun war ich richtig gierig, den derzeit Führenden einzuholen, auch wenn ich nicht wusste, wieviel Rückstand ich hatte. Kurz vor dem Talboden und vor einer hüfthohen Flussdurchquerung sah ich ihn dann tatsächlich vor mir. Ich pushte nochmals hart und fuhr wie auf Schienen die letzten Meter auf dem Trail.
Ein kleiner, dicker BikerVon Stephan Kainersdorfer
Vor wenigen Jahren gab es das kant. Tourenfahren noch. Wir nahmen gemeinsam an einer Biketour des VC Däniken teil. Nebst Frauen und Jugendlichen, waren auch die älteren Mitglieder sowie einige Biker dabei, die ganz gut in Form waren. So reihten wir uns bei der Gruppe ein, die vorhatte, die anforderungsreichste Strecke zu bewältigen. Bergauf und auf den flachen Trails im Walde konnte ich einigermassen mithalten. Bald einmal ging es aber auf wurzligen und steinigen Wegen steil nach unten. Erhard, der Tourenleiter, war zwar ein wenig älter als ich, aber nicht nur konditionell gut in Form, sondern er war technisch sogar sehr gut beschlagen und fuhr wie ein Schwein den Berg hinunter. Meine jungen Kollegen kannten keine Furcht und konnten auch in der Abfahrt mit dem verwegen fahrenden Oldie mithalten. Ich musste aber abreissen lassen, da es mir doch ein wenig zu gefährlich schien, die Bremsen loszulassen. Zu allem Unglück verlor ich noch meine Satteltasche, weil sich ob der Holperfahrt eine Schraube gelockert hatte. Damit verlor ich den Anschluss an die Gruppe endgültig und meine Kollegen auch aus den Augen. Nachdem ich die Satteltasche gefunden und im Rucksack verstaut hatte, nahm ich die Fahrt wieder auf. Unten angelangt, wartete ich und rief laut nach meinen Kollegen. Zudem versuchte ich es mit einem Anruf auf dem Handy. Doch keiner meldete sich. Entweder hatten sie das Gerät ausge-schaltet oder sie hörten es nicht. Meine Kollegen warteten aber weiter oben auf mich, da diese vorher abgebogen waren. |
Als ein Wanderer daher kam, fragten sie den, ob er einen kleinen, dicken Biker gesehen habe. Wie ich später vernommen habe, war seine Antwort ein Aufsteller für mich. „Nein, das wisse er nicht mehr, ob es ein kleiner, dicker Biker gewesen sei. Er sei nur einem Biker begegnet, der freundlich gegrüsst und zudem grüne Michelin-Reifen am MTB aufgezogen habe. Da wussten Sie, dass er mich gesehen hatte. Sie nahmen mit mir dann ebenfalls telefonischen Kontakt auf und so trafen wir uns wieder zur Weiterfahrt. |
Samstag TrainingsfahrtenJubiläumsbericht von Peter Abt
Das ganze Jahr, jeden Samstag, bei trockener Witterung, Trainingsausfahrten, Treffpunkt 13.30 Uhr am Hüningerzoll. Seit nunmehr 35 Jahren treffen wir uns zu Ausfahrten am Hüningerzoll. Urheber dieses Treffpunkts war der Norweger und heutige Professor für Chirurgie, Knut Stromsoe. Damals hatte ich meine Radsportkarriere zwangsweise abbrechen müssen. Es bestand keine Aussicht um einen neuen Vertragsabschluss als Berufsrennfahrer zu bekommen. Die Herren der Sportkommission SRB gaben mir keine Lizenz, sodass ich mich als Amateur im Radsport hätte weiter betätigen können. Wer einmal als Profi eine Lizenz hatte und keinen neuen Vertrag bei einer Sportgruppe abschliessen konnte musste das Rad an den berühmten Nagel hänge. Pasta. Ich suchte eine Arbeitsstelle und arbeitete wieder im gelernten Beruf als Autospengler. Vom Radfahren hatte ich erstmals genug. Bis zu dem Tag, wo mich der Norweger Knut Stromsoe am Arbeitsplatz aufsuchte, weil er eine Reparatur am Auto in Auftrag geben wollte. Wir kamen ins Gespräch, ich solle doch Morgen mit dem Rennvelo zur Arbeit kommen und am Abend hole er mich zu einer Ausfahrt ab. Ich fand, warum eigentlich nicht. So trafen wir uns regelmässig zu Ausfahrten. Wir beschlossen am Samstag um 13.30 Uhr am Zoll Übergang Lyssbüchel nach St. Louis in Frankreich zu treffen. Damit war der Grundstein gelegt. Wir organisierten weitere Fahrer egal welchem Verein diese angehörten. So war schnell mal eine Gruppe von mehreren Fahrern zusammen. Das ganze Jahr über war der Treffpunkt aktuell. Wer Lust hatte konnte kommen. Damit jeder Teilnehmer über den Streckenverlauf orientiert war fuhren wir immer die gleiche Route. Diese führte auf der französischen Seite, entlang dem Rhein, abwärts nach Ottmarsheim, dann über den Zoll nach Mühlheim, Schliengen, Obereggenen, Kandern, zur Steigung Scheidegg, Endenburg, Steinen und zurück der Wiese entlang nach Basel. Dass immer die gleiche Strecke gefahren wurde hatte viele Vorteile. Jeder wusste wo`s lang ging. Zudem konnten abgehängte Fahrer nach Schliengen eine Abkürzung über Liel nach Kandern nehmen und waren so noch vor der Steigung zur Scheidegg die neue Spitze. Je mehr Teilnehmer um so geringer war die Chance, dass bei einer Panne oder wegen Unvermögen dem Tempo zu folgen, gewartet wurde. Da gab es nur eines, die Abkürzung zu nehmen, oder mit einer Wut im Bauch den kürzesten Heimweg antreten. In den besten Jahren waren bis zu 50 Teilnehmer am Treffpunkt. Allerdings fuhr die Spitze in Basel mit noch höchstens 5 Mann ein. Der Rest wurde gnadenlos abgehängt. Die Tempos waren den auch sehr hoch. Oft gab es Seitenwind auf der Rheinebene nach Ottmarsheim und wir organisierten eine Doppelstaffel. Leider begriffen dies die Wenigsten, dabei ist es doch ganz einfach: Da der Wind von links kam musste jeder rechts versetzt, mit dem Vorderrad auf der Höhe der Hinterradnabe des Vordermanns fahren. Wir brauchten so natürlich mehr als die Strassenhälfte. Führungsarbeit musste jeder nur sehr kurz, in etwa nicht mal während 5 Meter Länge, leisten. Wer länger führte brachte alles durcheinander. So gelangte man vom rechten Strassenrand, mit jeder Ablösung näher zur Strassenmitte. Dort Angelangt, sofort ablösen und warten bis man ans Hinterrad vom neuen Vordermann, dann Schritt für Schritt zurück an den rechten Strassenrand gelangte. Doppelte Staffel oder Rotationsstaffel nennt man dies. Dass es dabei Stürze gab konnte nicht verhindert werden. Wir hatten ja einen Doktor dabei. Es gab Fälle, da musste unser Doktor zurück ins Spital radeln und konnte dort angekommen gleich die Sturzopfer operieren. |
Eines Tages wurde der RV Basilisk zur grossen Konkurrenz . Der Radsportprofessor Paul Köchli gründete die Radsportschule. Die Trainer mussten seinen Anweisungen folge leisten. Die Fahrer vom RV Basilisk konnte man nicht nur am Vereinstrikot erkennen, sondern auch an der am Lenker befestigten Uhr und am wilden zappeln mit den Kurbeln. Trittfrequenz, Puls und Trainingsplan waren gefragt. Auf dem Lenkervorbau war ein Kleber mit Zahlen zu erkennen. Bei denen ist auch der Rechenunterricht nicht zu kurz gekommen. Mussten diese doch ihre Pulsschläge während 10 Sekunden abtasten und zählen, dann mit 6 multiplizieren. Das gleiche um die Trittfrequenz, Umdrehungen pro Minute, zu ermitteln. Computer gab’s noch keine.
Böse Zungen behaupten, dass viele Radsportschüler später eine Lehrstelle als Buchhalter gesucht haben sollen. Wegen der Radsportschule hat an unserem Treffpunkt die Teilnehmerzahl merklich abgenommen. Einige Radsportschüler begleiteten uns höchstens noch bis zu ihrem Treffpunkt nahe von Kembs. Damit noch mehr Teilnehmer an den Radsportschulrennen teilnehmen, bat mich Paul Köchli als Vorbild auch am RV Basilisk Radsportprogramm zu beteiligen. Meinen Kumpels versuchte ich dies klar zu machen. Einige wenige konnte ich überzeugen. Allerdings war dies auch mit zusätzlicher Arbeit verbunden, musste doch das Rennrad auf Starrlauf umgerüstet werden. Damit nicht genug; Die Übersetzungen waren vorgeschrieben und beinahe von Lektion zu Lektion mussten die Ritzel ausgetauscht werden. Allerdings gab’s auch diesbezüglich Unterricht. Für die Schwächeren ist eine Handicapform organisiert worden, dass diese zur gleichen Zeit starten mussten, aber mit einem Vorsprung von beispielsweise 5 Km und hatten demnach eine kürzere Strecke zu fahren. Meine Freunde spotteten mich aus, dass ich an solchen Eierleserennen teilnehme. Also kehrte ich zu „meinen“ Fans zurück. Die Radsportschule gibt es zwischenzeitlich nicht mehr. Unsere Ausfahrten haben bis zum heutigen Datum überlebt. Nur den Treffpunkt mussten wir, wegen dem hohen Verkehrsaufkommen, an den Hüningerzoll verlegen. Das Tempo, aber auch die Teilnehmerzahl, hat merklich abgenommen. Die Steckenwahl ist nach Absprache am Treffpunkt. Zwischenzeitlich kennen wir jede Strasse und jeden Berg im ganzen Umfeld von ca. 60 Km von Basel. Längst trifft auch dieser Verruf nicht mehr zu; „Die fahre, auf Teufel komm raus, wie d Arschlöcher durch Dörfer“. Lust mal mitzukommen? 13.30 Uhr jeden Samstag Treffpunkt am Hüningerzoll. |
Dr. Mabuse Knut StroemsoeVon Bruno Wüest
Ich habe eine tolle Zeit erlebt mit Knut Stroemsoe, der 1965 als Medizin Student aus Norwegen in Basel Fuss fasste. Die einzigartige Persönlichkeit hatte nicht nur mich fasziniert, sondern Dutzende von Radsportlern welche die Begeisterung für den Radsport mit Knut teilten. Da ich damals noch unregelmässige Arbeitszeiten hatte, konnte ich oft mit dem Studenten Knut trainieren gehen. Er hatte einfach eine Vorlesung geschwänzt und mir geklagt, „ui jetzt muss ich alles nachlesen“. Über 10 Jahre dauerte die Trainingspartnerschaft in der er als Assistenzarzt unter dem legendären Prof. Allgöwer zum Chirurgen heranreifte. Eine besondere Episode seiner ärztlichen Kunst ereignete sich am ersten Kriterium in Bamlach (DE), welches noch als reines Bergkriterium durchgeführt wurde. Knut und ich nahmen gemeinsam an diesem Rennen teil. Irgendwann während des Rennens hängte ich mit dem Pedal an irgendetwas an und vollführte einen 08.15 Sturz. Da mir der Ellbogen weh tat, gab ich das Rennen auf und sah Knut zu, wie er, so glaube ich, auf einen Podestplatz fuhr. Nach dem Rennen begutachtete Knut meinen Ellbogen und meinte, wahrscheinlich ist nichts aber wir fahren trotzdem noch zu ihm nach Hause, er wolle in der Fachliteratur nochmals nachsehen. Ich fuhr das Auto und betätigte die Schaltung trotzdem von Hand mit dem lädierten Ellbogen “denn Rennfahrer sind harte Jungs, jedenfalls in Gegenwart von Frauen“. Bei ihm zuhause blätterte Knut in den Büchern, tastete und bog an meinem Ellbogen herum. Schliesslich wagte er eine Prognose und meinte, wahrscheinlich ist nichts, „aber kommst trotzdem mal Morgen ins Felixplatter Spital zum Röntgen. Ich begann am Montag mit der Arbeit, aber verabschiedete mich gleich wieder zum Röntgen. Im Felixplatter Spital lief ich durch einen langen Gang welcher mit einem durgehenden Sitzbank an der Wand ausgerüstet war. Weit vorne sah ich etwas Weisses auf dem Bank liegen, was sich bei Annäherung als Knut Stroemsoe in seinem weissen Arztschurz herausstellte, welcher auf der Bank schlief. Assistenzärzte litten dauernd unter Schlafmangel, da sie manchmal bis 80 Stunden pro Woche arbeiteten. Der sofort hellwache Knut bot mich zum Röntgen auf um gleich danach zu berichten, „au da ist doch was gebrochen“, nämlich das Radiusköpfchen. Der Arm muss für 3 Wochen mit einem Gips stillgelegt werden. Gleichzeitig realisierte Knut aber, dass er damit seinen Trainingskollegen verlieren würde. So besann er sich, dass er mir einen Spezialgips anfertigen würde, mit dem ich trotzdem Velofahren kann. |
Die Gipsidee wurde im Gipszimmer mit folgender Anordnung betoniert:
Knut stellte mir einen Stuhl hin und zwar mit der Stuhllehne gegen mich. Ich solle mich nun oben an der Stuhllehne mit beiden Händen festhalten und gebeugt die Rennposition einnehmen und so verharren. Er legte nun die eingeweichten Gipsbahnen um meinen fast gestreckten Arm und pflasterte meinen Arm so in die Rennposition. Schnell war die Fixierung ausgehärtet und ich konnte mich aufrichten. Bereits mit der Verabredung am Otterbachzoll für das Training am folgenden Tag, entliess mich Knut aus dem Spital. Auf der Heimfahrt im Tram fing das Theater schon an, indem ich den Leuten mit meinem abstehenden Arm, am Handtäschchen oder noch besser am Busen herumfummelte. Der Trainingstermin Otterbachzoll nahte und ich setzte mich auf mein Rennrad in gipsförmiger Rennposition. Eigentlich funktionierte das und die 2 Kilometer bis zum Otterbachzoll schaffte ich. Was man sich aber nicht bewusst ist, der Gips zwang mich in immer die gleiche Position, was man keine 3 Minuten aushält. Es mach einem fast wahnsinnig immer in der genau gleichen Position zu verharren. Beim normalen Velofahren ändert man nämlich dynamisch die Position ohne dass man sich dessen bewusst ist. Ich musste also die Übung bereits am Treffpunkt abbrechen, die Idee war zur Gipsidee verkommen. Aber Knut wäre nicht Knut um einen Trainingskollegen nicht zu verlieren. Schon am gleichen Tag bot er mich auf, um meinen Arm mit elastischen Binden so zu fixieren, dass ich noch minimalen Spielraum hatte. Damit konnte ich doch drei Wochen mit ihm trainieren und der kleine Bruch im Radiusköpfchen war nach drei Wochen problemlos wieder zusammen gewachsen. Die Durchblutung durch das intensive Training hatte sicher zu einer schnelleren Heilung beigetragen. Somit war Knut für mich zum Nobelpreisträger nominiert. |
Protokoll eines Sturzes 2006 (Modifiziert 2016)
Von Bruno Wüest
In den Jahren 2000 – 2006 ging ich mehrmals mit Radsportkollegen nach Giverola Spanien um an organisierten Veloferien von Bikeholiday teilzunehmen. Es waren manchmal bis 250 Rennfahrer im Camp die in bis zu 12 Stärkegruppen die Tagestouren mit einem Gruppenführer absolvierten. Trotz meiner grossen Routine kam es 2006 zu einem überraschenden Sturz in der Abfahrt eines Passes.
Die Story
Besammlung der Gruppe auf der Passhöhe zur gemeinsamen Abfahrt des Passes, nur Hans Hollenstein der Ex-Profi meldet sich zur vorsichtigen Abfahrt bereits ab und fährt voraus davon. Gruppenleiter Werni mahnt zur Vorsicht wegen vieler und massiver Schlaglöcher. Die Gruppe fährt los und wie üblich warte ich zusätzlich noch ca.2 Minuten um die Abfahrt selber in Angriff zu nehmen, damit ich mich etwas austoben kann. Mit Eleganz umfahre oder überspringe ich Hunderte von Unebenheiten und Schlaglöcher, die Strasse besteht eigentlich nur aus Schlaglöcher.
Nach wenigen Kurven hole ich sie bereits ein und überhole in einem Zug die in einer Perlenschnur aufgereihte Kolonne. Auch an der jungen Triathletin, die sich bereits etwas abgesetzt hatte, fahre ich mit über 50-zig Stundenkilometer und einem aufmunternden „Allez“ vorbei und übernehme die Spitze, aber da plötzlich grrr fluch autsch huch !+“*ç%&/()=?`
Protokoll eines Sturzes:
Minuten:Sekunden:Zehntelsekunden
00:00:00 Ein unglaublich harter Schlag auf den Lenker überrascht mich völlig.
00:00:03 Meine Hände halten den Lenker, aber der Lenker ist 50 cm links von mir.
00:00:14 Mein Körper fällt nach rechts unten.
00:00:46 Gedanken „es darf nicht wahr sein, ich stürze, welche Blamage“.
00:00:85 Ich bin noch 1 Meter über dem rauen Strassenbelag, das Velo fährt verhängt links von mir.
00:01:12 Das Ausklinken der Pedale bemerke ich nicht, ich bin 40 cm über dem Boden die Beine hängen noch im Velo.
00:01:79 Instinktiv fahre ich das rechte Bein und den rechten Arm aus, um den Aufprall auf den rauen Strassenbelag zu begrüssen.
00:02:37 Rechter Ellbogen und rechtes Knie schlagen enorm auf, Schmerzen verspüre ich kaum.
00:02:84 Die Schmiergelphase beginnt, ich höre das metallische Klirren meiner Rennmaschine.
00:03:65 Ich spüre das stumpfe schaben am Unterarm und seitlich am rechtem Bein, es sind noch 10 Meter bis zum Stillstand.
00:04:18 Nun schlagen auch Schulter und die Hüfte auf dem Boden auf, ich spüre das wurstelnde Rupfen und Reissen am Renntricot.
00:04:82 Gedanken „hoffentlich geht nichts kaputt an meinem Bewegungsapparat“, es sind noch 2 Meter bis zum Stillstand.
00:05:12 Die Fahrt hält an, alles ist ruhig, ich bin der einsamste Mensch.
00:05:92 Ich höre das Bremsen der nachfolgenden Gruppenteilnehmer, „verdammt es gibt Zeugen“.
00:06:41 Sofort aufstehen, auf die Beine, lässt sich alles bewegen?
00:06:93 Ich stehe, ich realisiere, es kann nichts Schlimmes passiert sein.
00:07:00 Sofort gehe ich zu meinem Rad, hebe es auf, nichts kaputt, die Räder drehen.
00:08:00 Blut rinnt von meinem Ellbogen über meine Hand.
00:09:00 Gruppenleiter Werni sagt „er könne mich verarzten“.
00:12:00 Ich sage „nicht lange studieren, sofort aufs Rad und weiterfahren, so schnell wie möglich nach Hause“.
00:15:00 Ich schwinge mich aufs Rad, setze die Fahrt fort.
00:17:00 Gedanken „wie ein Pferd welches das Hindernis scheute, sofort wieder Vertrauen ins Velo bekommen“.
00:20:00 Wut, Trotz, Scham, Enttäuschung lassen mich voll in Pedale treten.
00:25:00 Gedanken „Ich verspüre kaum schmerzen, aber die Nacht wird schwer werden“.
02:00:00 Ich fahre voll und wutentbrannt zu Tal, irgendwie habe ich enorm Kraft.
05:00:00 In den letzten Kehren sehe ich Hans Hollenstein vor mir, ich werde auch ihn trotzdem noch einholen.
05:30:00 Ich passiere Hans noch vor dem Ende der Abfahrt und zeige beim Vorbeifahren meinen blutigen Ellbogen.
05:35:00 Hans schüttelt ungläubig den Kopf, mit seinen 77 Jahren bin ich mit 59 ein jugendlicher Übermütiger.
06:00:00 Am Ende der Abfahrt halte ich an, mit Tee aus dem Bidon spüle ich von meiner Hand und dem Lenker das Blut ab.
08:00:00 Die ganze Gruppe ist jetzt da versammelt, ich erkläre dass ich ein Schlagloch übersehen habe, ein Verarzten lehne ich erneut ab. Ich möchte so schnell wie möglich ins Hotel zurück fahren. Die Gruppe setzt sich in Bewegung und ich fahre in der Gruppe noch 40 Km, also fast 2 Stunden praktisch ohne grosse Schmerzen zurück nach Giverola. Sofort noch schnell geduscht und dann zu Physiotherapeut Ali, dieser meint der Ellbogen müsse genäht werden und bestellt mir ein Taxi nach Tossa ins Ambulatorium.
Nähen war nicht nötig, Die Wunde wurde gut gereinigt und gut verbunden. Die Nacht war wirklich hart und ich war nahe daran mir irgendwie Schmerzmittel zu besorgen. Die restlichen Tage konnte ich nicht mehr viel Velo fahren, da ich die Vibrationen über den Lenker kaum ertragen konnte.
Diagnose Spital Riehen:
Im Röntgenbild ist der Aufschlag am Ellbogen in der Knochenstruktur zu erkennen, jedoch ist nichts abgebrochen oder gerissen. Einfach eine tiefe Fleischwunde.
Es wird alles wieder OK werden! Und die Moral von der Geschicht, in einer Abfahrt schläft man nicht!
Übrigens: Die Behandlung im Ambulatorium in Spanien war gratis, das wird irgendwie unter Tourismus abgebucht.
Im folgenden Jahr, überbrachte ich dem Ambulatorium Schweizer Schokolade und bedankte mich für die tadellose Versorgung.
Aber jetzt folgt das Unglaubliche, am gleichen Pass jedoch in der Gegenrichtung stürzte ich erneut in der Abfahrt auf feuchter Strasse und zog mir 17 Schürfungen zu. Damit war für mich das Thema Giverola erledigt.
In den Jahren 2000 – 2006 ging ich mehrmals mit Radsportkollegen nach Giverola Spanien um an organisierten Veloferien von Bikeholiday teilzunehmen. Es waren manchmal bis 250 Rennfahrer im Camp die in bis zu 12 Stärkegruppen die Tagestouren mit einem Gruppenführer absolvierten. Trotz meiner grossen Routine kam es 2006 zu einem überraschenden Sturz in der Abfahrt eines Passes.
Die Story
Besammlung der Gruppe auf der Passhöhe zur gemeinsamen Abfahrt des Passes, nur Hans Hollenstein der Ex-Profi meldet sich zur vorsichtigen Abfahrt bereits ab und fährt voraus davon. Gruppenleiter Werni mahnt zur Vorsicht wegen vieler und massiver Schlaglöcher. Die Gruppe fährt los und wie üblich warte ich zusätzlich noch ca.2 Minuten um die Abfahrt selber in Angriff zu nehmen, damit ich mich etwas austoben kann. Mit Eleganz umfahre oder überspringe ich Hunderte von Unebenheiten und Schlaglöcher, die Strasse besteht eigentlich nur aus Schlaglöcher.
Nach wenigen Kurven hole ich sie bereits ein und überhole in einem Zug die in einer Perlenschnur aufgereihte Kolonne. Auch an der jungen Triathletin, die sich bereits etwas abgesetzt hatte, fahre ich mit über 50-zig Stundenkilometer und einem aufmunternden „Allez“ vorbei und übernehme die Spitze, aber da plötzlich grrr fluch autsch huch !+“*ç%&/()=?`
Protokoll eines Sturzes:
Minuten:Sekunden:Zehntelsekunden
00:00:00 Ein unglaublich harter Schlag auf den Lenker überrascht mich völlig.
00:00:03 Meine Hände halten den Lenker, aber der Lenker ist 50 cm links von mir.
00:00:14 Mein Körper fällt nach rechts unten.
00:00:46 Gedanken „es darf nicht wahr sein, ich stürze, welche Blamage“.
00:00:85 Ich bin noch 1 Meter über dem rauen Strassenbelag, das Velo fährt verhängt links von mir.
00:01:12 Das Ausklinken der Pedale bemerke ich nicht, ich bin 40 cm über dem Boden die Beine hängen noch im Velo.
00:01:79 Instinktiv fahre ich das rechte Bein und den rechten Arm aus, um den Aufprall auf den rauen Strassenbelag zu begrüssen.
00:02:37 Rechter Ellbogen und rechtes Knie schlagen enorm auf, Schmerzen verspüre ich kaum.
00:02:84 Die Schmiergelphase beginnt, ich höre das metallische Klirren meiner Rennmaschine.
00:03:65 Ich spüre das stumpfe schaben am Unterarm und seitlich am rechtem Bein, es sind noch 10 Meter bis zum Stillstand.
00:04:18 Nun schlagen auch Schulter und die Hüfte auf dem Boden auf, ich spüre das wurstelnde Rupfen und Reissen am Renntricot.
00:04:82 Gedanken „hoffentlich geht nichts kaputt an meinem Bewegungsapparat“, es sind noch 2 Meter bis zum Stillstand.
00:05:12 Die Fahrt hält an, alles ist ruhig, ich bin der einsamste Mensch.
00:05:92 Ich höre das Bremsen der nachfolgenden Gruppenteilnehmer, „verdammt es gibt Zeugen“.
00:06:41 Sofort aufstehen, auf die Beine, lässt sich alles bewegen?
00:06:93 Ich stehe, ich realisiere, es kann nichts Schlimmes passiert sein.
00:07:00 Sofort gehe ich zu meinem Rad, hebe es auf, nichts kaputt, die Räder drehen.
00:08:00 Blut rinnt von meinem Ellbogen über meine Hand.
00:09:00 Gruppenleiter Werni sagt „er könne mich verarzten“.
00:12:00 Ich sage „nicht lange studieren, sofort aufs Rad und weiterfahren, so schnell wie möglich nach Hause“.
00:15:00 Ich schwinge mich aufs Rad, setze die Fahrt fort.
00:17:00 Gedanken „wie ein Pferd welches das Hindernis scheute, sofort wieder Vertrauen ins Velo bekommen“.
00:20:00 Wut, Trotz, Scham, Enttäuschung lassen mich voll in Pedale treten.
00:25:00 Gedanken „Ich verspüre kaum schmerzen, aber die Nacht wird schwer werden“.
02:00:00 Ich fahre voll und wutentbrannt zu Tal, irgendwie habe ich enorm Kraft.
05:00:00 In den letzten Kehren sehe ich Hans Hollenstein vor mir, ich werde auch ihn trotzdem noch einholen.
05:30:00 Ich passiere Hans noch vor dem Ende der Abfahrt und zeige beim Vorbeifahren meinen blutigen Ellbogen.
05:35:00 Hans schüttelt ungläubig den Kopf, mit seinen 77 Jahren bin ich mit 59 ein jugendlicher Übermütiger.
06:00:00 Am Ende der Abfahrt halte ich an, mit Tee aus dem Bidon spüle ich von meiner Hand und dem Lenker das Blut ab.
08:00:00 Die ganze Gruppe ist jetzt da versammelt, ich erkläre dass ich ein Schlagloch übersehen habe, ein Verarzten lehne ich erneut ab. Ich möchte so schnell wie möglich ins Hotel zurück fahren. Die Gruppe setzt sich in Bewegung und ich fahre in der Gruppe noch 40 Km, also fast 2 Stunden praktisch ohne grosse Schmerzen zurück nach Giverola. Sofort noch schnell geduscht und dann zu Physiotherapeut Ali, dieser meint der Ellbogen müsse genäht werden und bestellt mir ein Taxi nach Tossa ins Ambulatorium.
Nähen war nicht nötig, Die Wunde wurde gut gereinigt und gut verbunden. Die Nacht war wirklich hart und ich war nahe daran mir irgendwie Schmerzmittel zu besorgen. Die restlichen Tage konnte ich nicht mehr viel Velo fahren, da ich die Vibrationen über den Lenker kaum ertragen konnte.
Diagnose Spital Riehen:
Im Röntgenbild ist der Aufschlag am Ellbogen in der Knochenstruktur zu erkennen, jedoch ist nichts abgebrochen oder gerissen. Einfach eine tiefe Fleischwunde.
Es wird alles wieder OK werden! Und die Moral von der Geschicht, in einer Abfahrt schläft man nicht!
Übrigens: Die Behandlung im Ambulatorium in Spanien war gratis, das wird irgendwie unter Tourismus abgebucht.
Im folgenden Jahr, überbrachte ich dem Ambulatorium Schweizer Schokolade und bedankte mich für die tadellose Versorgung.
Aber jetzt folgt das Unglaubliche, am gleichen Pass jedoch in der Gegenrichtung stürzte ich erneut in der Abfahrt auf feuchter Strasse und zog mir 17 Schürfungen zu. Damit war für mich das Thema Giverola erledigt.
KlickpedaleVon Bruno Wüest und Andrè Guidali
Nebst der integrierten Schaltung im Bremsgriff war die Entwicklung der Klickpedale die komfortabelste Erfindung der letzten Jahrzehnte im Radsport. Unsere Generation der 68-ziger hatte nach ca. 2 Jahrzehnten den Wechsel vom Hakenpedal zum Klickpedal (Look Pedal) zu bewältigen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so war es auch bei mir, obwohl der Technik sehr zugetan, kaum vorstellbar, mit den Füssen fest mit den Pedalen verbunden zu sein. Als Ende der achtziger Jahre das Skibindungs-System aufkam war ich sehr skeptisch und hielt sehr lange am Riemli-Pedal fest. Ich erinnere mich gut an die Übergangszeit, als der legendäre Alfred Fischer als Jury Methusalem an den Rennen den Start count down, Drü-Zwöi-Eis-Los zählte und es machte Klick-Klick-Klick-Klick-Klick. Ein Vierteljahr später schon, Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick. und nochmals 2 Monate später, Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick-Klick- Klick-Klick-Klick-Klick-Klick- Klick-Klick-Klick-Klick-Klick. Die folgenden Saison schon 99 mal Klick, der Hundertste war immer noch ich, mit einem Riemli-schnurpf. Zu allem Übel fiel ich noch einer totalen Fehlinformation zum Opfer. Endlich raffte ich mich auf, mich für das neue Pedalsystem zu interessieren und telefonierte mit einem renommierten Velogeschäft in Basel, um mich zu informieren. Der damalige Geschäftsführer, wohlverstanden kein Insider aus der Radsportszene, teilte mir mit „ja sie, wir haben schon fünfzig Beinbrüche mit dem neuen Pedalsystem zu beklagen“. Sichtlich bestätigt in meiner Befürchtung, liess ich von einem Kauf ab. Da ich damals voll in der Rad-Szene aktiv war, begann ich herum zu fragen, ob etwas von Knochenbrüchen bekannt sei. Niemand kannte einen derartigen Fall und ich begann langsam an der Kompetenz des Fahrradgeschäftes zu zweifeln, bis mir völlig klar wurde, dass der Geschäftsführer einen fertigen „Seich“ erzählte. Die endgültige Entscheidung fiel dann, als mein langjähriger Trainingspartner Peter Abt, an einem Abendrennen in Kaiser Augst mit den Klickpedalen in einen Sturz verwickelt wurde. Ich fuhr sofort zu ihm hin und es fällt mir erst heute auf, ich fragte ihn nicht wie geht es dir, sondern „Was ist mit den Pedalen, was ist mit den Pedalen?“. Als er mir antwortete „Ich war einfach ausgeklinkt und weiss nicht warum“, war für mich das neue System akzeptiert und der Wechsel beschlossene Sache. Ich hatte insofern nochmals Pech, als beim neuen Schuh die Löcher für die Schuhplatten falsch gebohrt waren und die Fussknöchel an den Kurbeln streiften. Der Fehler wurde aber mit einem neuen und korrekten Schuh anstandslos ersetzt und behoben. |
Es war aber auch bekannt, dass fast jeder welcher mit dem neuen System die erste Trainingsfahrt machte, irgend an einem Halt vergass auszuklinken und seitlich zu Boden kippte. Die Feinmotorik war offenbar noch nicht automatisiert um mit dem Schuh seitlich auszudrehen. Mit mir nicht, dachte ich mir und machte vor meinem Haus einen Automatisierungskurs im Ein- und Ausklinken. Ich fuhr also auf unserem Kehrplatz vor dem Haus herum und klickte ständig mit Stop und Go jeweils rechts und links mit beiden Beinen Ein und Aus, um den Vorgang zu verinnerlichen. Nach ca. 15 Minuten war ich mir sicher und fuhr die Nagelprobe, indem ich in meinen Garten über den Bordstein fahren wollte. Aber irgendwie fuhr ich mit den neuen Klickpedalen zu zögerlich, kam zwar mit dem Vorderrad den Bordstein hoch, aber für das Hinterrad war ich zu langsam, das Velo fuhr retour und schon kippte ich seitlich zu Boden, die Kinder auf dem Kehrplatz lachten lauthals. Somit war auch ich mit den neuen Pedalen zum Ritter geschlagen. Es gibt sicher zahlreiche Episoden beim Umkippen mit den Klickpedalen, eine der schönsten Episoden ist aber die von André Guidali, als er nach einer gemeinsamen Trainingsfahrt mit mir und seinen neuen Pedalen, mich nach Riehen begleitete um danach alleine über Inzlingen DE und über den deutschen Zoll, nach Hause zu fahren. Andrè beschreibt uns nochmals die Episode im Original: An den von Dir erwähnten Vorfall kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich wollte damals noch eine Zusatzschlaufe über Inzlingen via Rheinfelden fahren um die neueste Anschaffung an meinem damaligen SUPER- VITUS Rennrad zu testen. Leider kam ich nur bis zum Zoll Inzlingen der dort stationierte Schweizer-Zöllner gab mir das Handzeichen zum Anhalten Bis zu diesem Moment fuhr ich all die Jahre mit den gewohnten Lederriemli Pedalen. Ich wollte den Fuss nach oben ziehen um ihn seitlich abzustellen. Das funktionierte natürlich nicht und so fiel ich im Zeitlupentempo um und konnte mich nur noch am Zöllner festhalten. Es sah sicher aus als hätte ich ihn wie ein lahmes Raubtier angesprungen. Wir gingen beide zu Boden. Ich obenauf auf weichem Zöllnerstoff. (Es fehlte nur noch dass sich ein Schuss aus der Pistole löste!, Bruno) Er donnerte sofort los „ Was mir eigentlich einfalle“ Ich entschuldigte mich und erklärte ihm das neue Pedalsystem. Nach längerer Diskussion wollte er wissen wo man diese weissen Klötze kaufen könne. Als ich ihm noch den Preis nannte meinte er: für dieses Geld kaufe er sich ein Occasion Militärvelo ohne Pedale. Damit war meine Ausfahrt unterbrochen und ich kehrte über das Kraftwerk Birsfelden direkt nach Hause zurück. (Keine Zusatzkilometer!) Gruss André Infos zu Pedalsystemen |
Peter Abt, Radsport und Alfa Romeo
Ex. Radprofi Peter Abt,
die Leiden-schaft zu Radsport und ALFA ROMEO. 1967 bin ich nach diversen Erfolgen in der Amateurkategorie zum Radprofi ins Basler-Team Zimba Automatic eingetreten. Der Basler Werner Zimmermann (ZIMBA) war der Erfinder der ersten automatischen Skibindung. Dieses Produkt sollten wir als Radteam Europaweit bekannt machen. Bald stellte sich heraus, dass bei sehr kalten Aussentemperaturen, die aus einer Alugusslegierung bestehende Bindung Risse bekam oder gar in Brüche ging. Die Bindungen sind in einer Werkstatt in Binningen gegossen worden und konnten den geforderten Ansprüchen nicht genügen. Das Problem konnte nicht behoben werden. Andere Hersteller übernahmen die Idee und waren bald erfolgreich. Der Finanzier Dr. Alfred Hopf stoppte Ende 1968 dieses Projekt und gründete Sportgeschäfte in vielen Orten der Schweiz. Das Rad-Team hiess nun ZIMBA. Hopf konnte die Europaweite Vertretung von Hartskis übernehmen und sponserte Jo Siffert mit seinem F1 Team. 1971 ging Hopf in Konkurs. Er hatte seine Mitarbeiter als Direktor der California-Bank in Basel nicht im Griff. Mit Spekulationen und Veruntreuung ging alles Geld verloren. Somit war auch Schluss mit dem Rad-Team ZIMBA. Ich musste den Radsport an den Nagel hängen da ich kein neues Team fand und der Verband SRB meinen Antrag zu den Amateuren zurückzukehren verweigerte. 1968 kaufte ich den ersten Alfa Romeo, ein 1750 GTV, den ich noch heute hege und pflege aber auch fahre. Zwischenzeitlich sind noch weitere 4 Fahrzeuge der Marke dazu gekommen. Mein Traum war aber ein Alfa Romeo Rennvelo. Ich liess einen Rahmen entsprechend lackieren. Das hier ausgestellte Rennrad ist aber ein echter Alfa Romeo. Diese werden offiziell in Italien hergestellt in Anlehnung an den Alfa Romeo Typ 8C. Erst später habe ich im Internet auf Grund eines Hinweises von dem Angebot erfahren und mir dieses Rennrad gekauft. Vor dem 2 Weltkrieg hatte das Alfa Romeo F1 Werkteam unter den Mechanikern ein Radteam zur Erhaltung deren Fitness. Meine Idee war deshalb auch die Gründung eines Alfa Romeo Rad Team. Dank dem Radsportfan Paul Seiler der Alfa Romeo Markenvertretung Byfang Garage, hier gleich nebenan, erfüllte sich mein Traum. |
Frauenradsport
In der Schweiz war die Teilnahme an Radrennen für Frauen bis 1984 verboten. Auch sind in der Schweiz bei Radrennen keine weiblichen Begleitpersonen zugelassen worden. Nur an Reklamekolonnen wurden Frauen geduldet. Oft verteilten adrette Damen Zigaretten Muster an Radrennen, denn diese Werbung war noch zugelassen. Viele störten sich an dem Radrenn-Verbot und kämpften für Gleichberechtigung. Wir waren die ersten die eine Damen-Rennradgruppe organisierten mit Alfa Romeo Byfang Garage. Zwar noch ohne offizielle Genehmigung der Radsport-Obrigkeit SRB. Allerdings durften die Leibchen an Rennen keine Werbung tragen, weshalb wir neutrale Trikots im gleichen Design anfertigen liessen. Erst 1986 war das Tragen der Werbung für Frauen gestattet. Ausgerechnet am Herrenabend des VC Binningen, dort waren bisher auch keine weiblichen Personen erwünscht, konnten wir mit Radio Basilisk als Organisator die erste offizielle Frauenmannschaft vorstellen. Wir hatten 1986 nach der Vorstellung eine gute Presse. Während 9 Jahren organisierten wir die Gruppe, allerdings mit neuen Sponsoren. Dies mit einigen Erfolgen wobei das Teamdenken schwierig war. Mehr Erfolge wären möglich gewesen doch die Damen wollten eher als Einzelfahrerinnen agieren. Der Frauenradsport hat, zumindest in der Schweiz, ein schwerer Stand. Kaum gibt es Presseberichte oder Fernsehübertragungen. |
Peter Abts Alfa Romeo
Radrennsport Erinnerungen. Rennfahrer die einen Alfa Romeo besitzten standen mir besonders nah. Die Aufzählung in der Hoffnung keinen zu vergessen: Martin Siegfried VC Gundeldingen, Alfa Giulietta Berlina TI, weiss. Ruedi Aebi VC Binningen, Alfa 1750 GTV, 1969, rot. Hanspeter Alt VC Binningen, kaufte später Aebis Alfa. René Leuenberger VC Binningen, Alfa 1750 GTV, 1969, weiss. Später Alfa 75, rot. Der weisse ist ihm gestohlen worden und für immer verschwunden. Lediglich sein Lenkrad, welches er früher noch gegen ein kleineres getauscht hatte, ist nun in meinem blauen 1750 GTV montiert, dieses habe ich von Ihm geschenkt bekommen. Leider ist René viel zu früh verstorben. Bruno Wüest VC Riehen, Alfa 1750 GTV weiss, später einen metallic blauen 2000 GTV. Renato Bevilaqua, diverse Guiliettas wie, Spider, SS Bertone, Sprint Bertone. Thomas Stähli, Alfetta GTV, grau metallic. Leider ist auch Thomas viel zu früh verstorben. Sein Fahrzeug hat der Sohn von Roland Beugger (ehemaliger Arbeitskollege bei der IWB) zu einem Rennfahrzeug umgebaut und total restauriert. Walter Wirz, Radrennclub, Alfa 33, braun. Fritz Pfenninger Sechstagekönig, Alfa 1750 GTV, später verkauft an Louis Pfenninger, Mister Tour de Suisse, der tauschte ihn später gegen einem gelben 2000 GTV. Fausto Coppi, Alfa Giulietta Berlina, auf einem Werbefoto von Alfa Romeo ist zu sehen wie er sein Rennrad in den Kofferraum verladet. Ob der Kofferdeckel verschlossen werden konnte wage ich zu bezweifeln. Da hätte man schon das Ersatzrad entfernen müssen. Mein Rennrad passt jedenfalls mit samt den demontierten Rädern in den Kofferraum meines 1750 GTV, wenn auch etwas gezirkelt werden muss. Zur Zeit ist eine kleine Ausstellung über mich und Alfa Romeo bei Urs Stäger neben der Byfang Garage am Steinenring zu sehen. Dort gibt es auch ein Alfa Romeo Rennrad zu sehen. Cuore sportivo (sportliches Herz) eben. |
Buure RammelVon Karl Heinzmann
Ich bin Mitglied des Veloclubs Zeiningen. Einem äusserst aktiven Verein mit vielen Schülern und und Junioren, denen viele Trainingsmöglichkeiten geboten werden und dem entsprechend gefördert werden. Der VC Zeiningen war ein Verein, den man vor bald hundert Jahren in der ganzen Schweiz kannte. Er war nämlich zwischen 1918 und 1923 drei mal Schweizermeister im Mannschaftsfahren. Nun von den Fakten zur Episode. Zu dieser Zeit war die Strasse von Basel nach Zürich asphaltiert und bei den Basler Veloclubs sehr beliebt. Und wenn dann die Radfahrer beim Gasthof Löwen in Möhlin den Wegweiser Richtung Wegenstetten, Zeiningen bemerkten, kam bei manchem Rennfahrer aus der Stadt vor Neid die Galle hoch. Mein Vater hat mir erzählt, dass an jedem schönen Sonntagmorgen mehrere Vereine beim Löwen vorbeigefahren sind. Und weil damals nur wenige Autos fuhren und sonst kein Lärm war, konnte man hören, was die Städter auf ihren Drahteseln so alles zu diskutieren hatten. Und wenn sie dann den Wegweiser ins Blickfeld bekamen, so musste man öfters den Spruch, laut Aussage von meinem Vater, hören: “ Do hinde wohnä si, diä Buure-Rammel”. Alles Gute zum neuen Jahr wünscht Dir und dem ganzen Radrennclub dr KARLI VO MELI |
Pruntrut - Zürich 1963, 222 Km – Elite Strassenrennen
Von Kurt Kaiser
Das Rennen beginnt turbulent. An ein Einfahren zum längsten Schweizer Elite Strassen-rennen (mit Zulassung einiger Amateurfahrer) lässt man keine Zeit. Schon bald nach dem Start geht es hinauf nach Les Rangiers. Vorne setzt sich eine Gruppe vom Feld ab. Sie wird bis ins Ziel nicht mehr gesehen. Ich war offensichtlich noch mit mir selbst beschäftigt und hatte nicht bemerkt, wer sich alles davon geschlichen hat. Rasant geht es nach Delsberg hinunter und hinauf nach Moutier. Es folgt der nächste Anstieg hinauf nach Gänsbrunnen. Mich schmerzen, ganz ungewohnt, die Beine. Ich tue mich schwer und leide. Ich werde im Aufstieg 2-3 Mal von einem Amateurfahrer überholt. Würde ich ihn nicht kennen, könnte ich das vielleicht noch verschmerzen. Sein Vater, Besitzer eines Radgeschäftes, der Sohn immer mit feinstem Material (voll verchromtes Rennrad), doch seine Resultate eher mässig. Nein, das kann doch nicht wahr sein. Wenn er mich nochmals überholt, steige ich vom Rad, so meine Gedanken und insgeheimen Fluchen. Je länger das Rennen dauert, umso besser fühle ich mich. Im Aufstieg zur Saalhöhe halte ich mich in der 1. Verfolgergruppe, von ca. 12 Fahrern. Aufstieg zum Kaistenberg und danach dem Rhein entlang Richtung Zürcher Oberland. Eine Tempobolzerstrecke. Ein Fahrer fällt mir auf, Gilbert Fatton (Lausanne). Immer zu hinterst in der Gruppe, kein Meter Führungsarbeit. Trotz Aufforderung lässt er sich nicht aus seiner Position locken. Ich lasse die Beine hängen, um ihn zu zwingen, seine Position aufzugeben. Doch weit gefehlt. Er tut das Selbe und so werden wir von der Gruppe abgehängt. Es bleibt mit nichts Anderes übrig, als das ‚Loch‘ wieder zuzufahren, mit einer gehörigen Wut im Bauch. Wir sind im Aufstieg zum letzten grossen Tageshindernis, dem ‚Brüttener‘ rund 20 Km vor dem Ziel auf der Rennbahn Oerlikon. Gilbert Fatton greift an, 1 mal, 2 mal, 3 mal und versucht, uns stehen zu lassen. Nein, das kann nicht sein. ‚Même si je tombe du vélo, mais toi je ne te laisse pas partir‘ (Selbst wenn ich vom Velo falle, aber Dich lasse ich nicht wegfahren), so meine geharnischten Worte. Nach der Abfahrt vom Brüttener ergreife ich selbst die Initiative. |
Wie so oft gegen Schluss eines Rennens, versuchen die ‚Sprinter‘ sich im Windschatten Anderer, für den Endspurt zu schonen und vorzubereiten. Die Nachführarbeit sollen andere erbringen. Die Gelegenheit für mich, der Gruppe davon zu fahren und die Uneinigkeit, in der Führungsarbeit der Anderen, auszunutzen. Solo treffe ich auf der Rennbahn in Oerlikon ein. Doch leider waren 5 Fahrer, welche bereits kurz nach dem Start das Weite suchten, vor mir im Ziel. Dennoch ein ausgezeichnetes Resultat und am Schluss ein gutes Gefühl, auch in den Beinen. Fazit: Nie aufgeben, auch die Anderen müssen leiden! Die Namen der Rangliste liest sich gut (für die Rennsport-Kenner der damaligen Zeit): 1. Heinz Heinemann 2. Werner Abt 3. Karl Brand 4. Willy Spuhler 5. Kurt Baumgartner 6. Kurt Kaiser 7. Werner Rey 8. Vicente Burgal 9. Günther Kuntz/D 10. Albert Herger 11. Sepp Dubach Ergänzung von Bruno Wüest: Gleichzeitig war ich mit meinen Eltern auf dem Bauernhof meines Onkels Hänsu in Ufhusen bei Huttwil. Wir hörten gespannt am Radio die Reportage vom Strassenrennen Pruntrut – Zürich. Ich höre heute noch die markante Stimme von Sepp Renggli „und als sächste isch dr`Kurt Kaiser vo Rieche allai uff d‘Rännbahn i echo“. Es ging ein Jubelschrei durch die Wohnstube des Bauernhofes, dass die Hühner gackerten und meine Mutter führte Jubeltänze auf, dass der Holzboden ächzte, denn wir waren alle Fans von Kurt, sozusagen die Muttenzer-Kurve vom Kuhstall. Wieder einmal hatte Kurt eine Soloankunft heimgebracht, er musste ja fast, denn unter uns gesagt, er war kein guter Sprinter. Bruno Wüest |
20.12 2015 Tour de HelsinkiVon Manuel Ackermann (aus Helsinki) Die Tour de Helsinki fand am 30. Aug. statt. Obwohl ich nur 1‘000 km in den Beinen hatte, wollte ich es mal versuchen, an diesem Traditionsanlass dabei zu sein. Mein Ziel waren bescheidene 1‘500 Trainingskilometer, aber das schlechte Wetter anfang Sommer hat das allerdings erschwert. Insgesamt waren mehr als 2000 Radler am Start. Zuvorderst waren die Lizenzfahrer, die Tour de Helsinki ist auch ein Eliterennen. Dahinter deren Begleitwagen, bevor dann das grosse Feld kam. Ich versuchte möglichst weit vorne zu sein. Die ersten 11 km waren neutralisiert (Schnitt 17 km/h), und ich war wohl so knapp in den ersten 200. Nach der Freigabe ging‘s dann richtig los und das Tempo wurde angezogen. Es war wohl ziemlich blöd, aber ich hab natürlich versucht solange wie möglich dranzubleiben und konnte 7 km mit der Spitze von etwa 150 Fahrern mithalten (Schnitt 42-45 km/h). Dort kam eine enge Kurve (in der ich zum Glück noch nicht vom Handorgeleffekt betroffen war) und danach ging es in die "Berge" von Espoo. An den kleinen, für Schweizer sehr bescheidenen, Anstiegen musste ich natürlich schnell nachgeben. So fuhr ich die ersten Hügel dann praktisch allein, ich war überrascht wie gross der Abstand war, den ich nach der Freigabe herausholen konnte. Bei den etwas steileren (aber immer noch recht kurzen) "Hügeln" ging dann eine grosse Gruppe vorbei.. in der "Abfahrt" (sagen wir Mal dass es nicht ganz flach war und Kurven gab) holte mich eine Gruppe von etwa 30 Fahrern ein, in welcher ich mich 5-6 km halten konnte, bis ein nächster, flacher aber etwas längerer Anstieg kam, fuhr ich rund 10-15 km ganz alleine, eine kleine Gruppe zog vorbei ohne mir eine Chance zu lassen, mich einzu-klinken.Ich dachte schon, dass ich es jetzt versaut habe, weil ich am Anfang und auch in den Hügeln nah am Limit fuhr. Ungefähr bei km 48 holte mich eine grosse Gruppe ein, in die ich mich auch eingliedern konnte und am Anfang sogar Führungsarbeit leistete. Ich hatte keine Ahnung wie gross die Gruppe war, aber auf Fotos stellte sich heraus, dass dies das eigentliche Hauptfeld war, also rund 200 Fahrer. Dahinter gab es noch geführte Gruppen, in welchen das Tempo einem best. Schnitt angepasst wird (30, 28, 26, 24, 22 und 20 km/h). In dieser Gruppe wurde ein Schnitt von gut 34km/h gefahren, und ich konnte mich da problemlos halten und auch sehr gut vom harten Anfang erholen. Allerdings wollte das Wetter nicht so recht. Zu Beginn war es sonnig und warm, fast 22 Grad, aber ungefähr bei km 65 kam der erste Regenschauer, kurz danach ein Zweiter, der sich dann als recht heftiges Gewitter herausstellte. Kurz hatte ich das Gefühl, dass es hagelt, und die Strasse war fast schon überflutet, wir fuhren aber dennoch weiter. Beim dritten Verpflegungsposten musste ich anhalten, weil meine Bidons bereits leer waren, also musste ich leider die Gruppe verlassen, dies geschah dann jedoch dennoch unfrei-willig, weil kurz vor dem dritten Ver-pflegungsposten der Hinterreifen langsam aber kontinuierlich an Luft verlor... Ein Materialwagen kam gleich hinterher und die haben mir meinen Ersatzschlauch in nullkommanichts gewechselt... rund 5 km nach dem Verpflegungsposten war dann die Luft aber wieder draussen... und es begann gleichzeitig wieder heftig zu regnen. |
Zum Glück fuhr in der Gegenrichtung ein Zuschauer mit seinem Auto, der mich entdeckte und welcher, per Zufall, einen geflickten Ersatzschlauch dabei hatte. Nachdem wir den Reifen kurz untersucht (aber nichts gefunden) hatten, haben wir dann den Schlauch gewechselt. In dieser Zeit fuhren rund 250 Fahrer an mir vorbei u.a. die von den Organisatoren geführte 30km/h-Gruppe... Diese versuchte ich dann alleine noch einzuholen, ich hatte lange Zeit Blickkontakt zu den Hintersten, habe es aber nicht mehr geschafft.
So fuhr ich dann gemeinsam mit ein paar anderen mehr oder weniger locker ins Ziel. Das Ziel war im Olympia-Velodrom in Helsinki, das zum Glück nur 500 m von mir zuhause entfernt ist. Gerade bei meiner Zieleinfahrt begann erneut ein Gewitter mit sehr starkem Regen, so konnte man die halbe Runde auf dem Oval leider nicht wirklich geniessen... Meine offizielle Zeit war 4:49.28, also mein Ziel von 5 Stunden habe ich trotz all der Schwierigkeiten deutlich unter-boten (Mein Schnitt war knapp unter 30 km/h) Der Event ist ganz gut organisiert, allerdings gibt es ein grosses Problem in Finnland bei Velorennen: Die Strassen sind z.T, besonders auf dem Land, in sehr schlechtem Zustand... In der schnellen Gruppe wurden brav Handzeichen gegeben, weiter hinten war das dann nicht immer der Fall... allerdings wäre es zum Teil auch leichter gewesen Handzeichen zu geben, wenn keine Löcher in der Strasse sind, das hätte weniger zu tun gegeben. Es gab offenbar auch zahlreiche, teils sehr schwere Unfälle. Insofern war es vielleicht ganz gut, am Anfang der grossen Masse davon zu fahren und so den Stürzen aus dem Weg zu gehen. Mein Rang ist 992. von knapp 2000 die ins Ziel gekommen sind, wenn man alle Gestarteten (also auch die Lizenzfahrer) mitzählt. Ohne die Lizenzfahre bin ich irgendwo um den 760. Rang. Alles in Allem war es eine sehr gute Erfahrung und ich bin sehr zufrieden, auch wenn die Platten und das schlechte Wetter versuchten, mir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Ich habe mein Ziel erreicht und das, obwohl ich erst seit diesem Frühling wieder „regelmässig“ fahre und hin und wieder joggen gehe. |
10.12 2015 Wie aus dem LehrbuchVon Stephan Kainersdorfer, gewidmet Pierre Scherrer
Das Mondia-Kriterium in Balsthal war ein traditionsreiches Rennen. Obwohl „nur“ kantonal ausgeschrieben, war der Anlass immer gut besetzt. Die Eliteamateure aus den Verbänden beider Basel und Solothurn massen sich mit den Amateuren und Senioren über 80 Runden und lieferten sich meistens spannende Kämpfe auf Biegen und Brechen. Wie schon erwähnt, lagen mir diese Art Rennen nicht so sehr, weil ich oft Angst hatte, im Felde, Ellbogen an Ellbogen, zu fahren. So liess ich abreissen und wurde wegen Rundeverluste aus dem Rennen genommen. Dennoch konnte ich meine Lehren ziehen. Ich sah, wie abgelöst und wie die Kurven angefahren wurden und vieles mehr. Besonders interessant schien mir die Punkteverteilung. Jede zehnte Runde wurde mit der Glocke und der der roten Fahne ein Wertungssprint angezeigt. Wie gewohnt gab es an den Kriterien für die ersten fünf Wertungspunkte, also 6 ,4, 3, 2 und 1 Pkt. Die Punkte kamen zur Anwendung, für diejenigen Fahrer, die zeitgleich bzw. innerhalb 30 Sekunden mit dem Sieger im Ziel eintrafen. Alle weiteren 30 Sekunden zurück, wurde erneut unter-schieden. Fahrer mit Rundenrückstand waren natürlich noch weiter hinten klassiert. Im beschriebenen Rennen waren die Zeitabstände aber kein Thema, nur die Punkte kamen wegen Zeitgleichheit der Spitzenfahrer zur Anwendung. Dass man dabei auch rechnen lernte, versteht sich von selbst. Dass es aber dabei oft recht knapp zu- und hergehen kann, zeigte folgende Story: Der starke Elitefahrer Roland Schär, des VC Gunzgen, wollte vor eigenem Publikum und vor dem Hause des Sponsors, nur eines, den Sieg. Bereits in der ersten von acht Wertungen setzte sich der Gunzger im Sprint durch. Pierre Scherrer wurde Vierter und erhielt 2 Punkte gutgeschrieben. In der zweiten Wertung gewann der endschnelle Basler sogar vor Roland Schär. Ab der dritten bis zur siebten Wertung holte sich jeweils Roland die volle Punktzahl vor Pierre. Die andern Fahrer im Feld hatten diesem Duo nichts Gleichwertiges entgegen zu setzen. Roland Schär wies deshalb vor Inangriffnahme der Schlussrunde (und Schlusswertung) 40 Punkte auf und meinte, das Rennen bereits gewonnen zu haben. So sprintete er im Finale nicht mit und fuhr ausserhalb der punkteberechtigten Ränge ins Ziel.. |
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Er hatte die Rechnung aber ohne den Basler (Pierre Scherrer) gemacht. Dieser war erneut von keinem anderen Konkurrenten bezwungen worden und holte sich, die doppelt zählende Punktzahl, also gleich ein ganzes Dutzend Points. Rechne ! Beide Fahrer kamen auf je 40 Punkte, bei Punktgleichheit entscheidet die letzte Wertung bzw. der Einlauf. Ob Pierre Scherrer so gut rechnen konnte oder ob er einfach das Reglement gekannt hat, ist mir nicht bekannt. Bei Roland Schär ist mir klar, dass das Manko entweder beim Einen oder Andern lag. Das war für mich ein Musterbeispiel besonderer Art. Obwohl Roli ein lieber Radsportkollege aus Juniorenzeiten war, mochte ich Pierre den Sieg auch gönnen. Das ist einfach mal so, wenn David gegen Goliath ausnahmsweise obenaus schwingt
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27.11.2015 Vier Tage mit Herbert Fivian und Kollege per Velo unterwegs
Von Herbert Fivian
In Büren hatte ich ein Kollege Rudolf (F) der unbedingt mal mit mir eine 4-Tages Tour unternehmen wollte. Wir haben Terminiert und alles sah sehr gut aus, dachten wir. Erster Tag: Wir sind im Juli 1984 Morgens um 08.30 in Büren mit gut eingestrichenen Lederschuhe los gefahren. Unser Ziel war Gletsch im Obergoms VS dorthin verschickten wir unser Koffer am Vortag. Die Sonne schien und logo sind wir kurzarm-Trikots und kurze Hosen los gefahren. In Bern hat es bereits überzogen und nach wenigen Kilometer kamen wir in ein Gewitter. Es Regnete so stark, dass wir schon in Rubigen in einen Unterstand, es war eine Scheue eines Bauern mussten. Wir waren keine 5 Minuten dort nahm mein Kollege zwei kleine Brote aus der Rückentasche welche sein Frau gut eingepackt hatte. Ich fragte in, ob das alles sei für die 150 km. er meine das geht schon. Darauf hatte ich als Kenner der Materie keine Antwort bereit. Nach ca. 30 Min. sind wir im leichten Regen weiter gefahren. Wir fuhren teils dem Thunersee entlang und ich habe mir immer gesagt, Du musst Rudolf soweit an den Brinzersee bringen, dass es weiter ist nach Hause als nach Gletsch. Etwas vor Brienz gab mir Rudolf zu verstehen, dass er bald nicht mehr fahren könne, er sei kurz vor einem Hungerast. So habe ich das nächst möglichem Restaurant angesteuert. Es war wohl ein sehr nobles Restaurant und hiss Seehotel Bären in Brienz. Ich ging ins Restaurant um zu fragen ob wir da was Essen dürfen, da wir ja flutsch nass waren. Klar sagte die Serviertochter am Buffet. Als ich zurück ging um Rudolf zu holen habe ich am Boden jeden Tritt gesehen den ich hinterlassen habe mit den schwarz gestrichenen Rennschuhen. Ich sagte Rudolf dass wenn er müsse, dass er vor dem Essen aufs WC solle, er meinte lächelnd warum? Das wirst Du später bemerken, denn im Restaurant waren Lederhocker, denn es war eben ein Hotel. Wir haben gut gegessen und ich legte Fr. 2.- Trinkgeld hin. Als wir aufstanden machte es Platsch und der Boden war nass, da sich unsere Rennkleider teil entladen hatten. Die Serviertochter hat sich gekrümmt vor Lachen und wir gingen so schnell wie es ging nach draussen. In der Zwischenzeit hat es aufgehört zu Regnen. Es ging nicht mehr lange und wir haben den ersten Fuss des ersten Passes den Grimsel erreicht. Wir fuhren hoch und es wurde immer kälter, ich hätte am liebsten umgekehrt, denn ich ahnte was da kommen wird. Als wir das erste Flachstück bei der Stauwehr erreicht hatten meine Rudolf gut sind wir oben. Rudolf war ja Lehrer und ich musste im sagen, dass die Passhöhe demnächst erst komme. Da ich gute Beine hatte, bin ich mein Tempo gefahren und habe wider auf Rudolf im dicken Nebel immer wieder gewartet. Kaum auf der Passhöhe angekommen hat es zu schneien begonnen. Da wir gute Wohl- Hosen an den Beinen hatten, blieb der Schnee hängen. Auf dem Pass angekommen gab es kein Gespräch und wir fuhren so gut es ging an den Bahnhof in Gletsch. Es war bereits 17.00 und am Bahnhof war niemand mehr. Doch ein Postbeamter hat uns gesehen und gefragt ob wir was suchen, ja unser Koffer. Da hat er nachgeschaut aber drinnen war nichts. Die Koffer seien vermutlich in der unteren Station ausgeladen worden. Er ging ans Telefon und tatsächlich die Koffer kamen nicht bis Gletsch. |
Er ging zu seinem Auto und hat uns die Koffer ins Hotel unterhalb der Station gebracht. Wir waren schon fast verfroren bis er zurückkam. Die Wirtin machte uns warmes Wasser und brachte dies in einer Schüssel auf unser Zimmer. Wir haben uns gewaschen und gingen dann zum Nachtessen. Es gab Bratwurst und Rösti, nicht gerade Rennfahrer Kost, aber wir haben dies verschlungen als wäre es das letzte Essen. Nun war Nachtruhe angesagt. Am zweiten Tag haben wir den Koffer aufgeben, mit der neuen Adresse: Disentis. Start war um. Ca. 09.00 wir sind gemütlich den Furka hochgefahren. Oben nach dem Tunnel hatte es sehr, sehr dicker Nebel, man sah keine 10 Meter weit. Ich hörte, dass ein Bus kam dem ich sofort nachgefahren war. Ich sagte noch zu Rudolf komm, aber nach ein paar Meter war er nicht mehr dabei. Es war kalt und der Busfahrer hat immer schön mit der Motorbremse gebremst und so konnte ich am Auspuff meine Hände wärmen. Als ich unten ankam musste ich 20 Min. auf Rudolf warten. Das erste Haus war damals ein Restaurant. Sofort hatten wir uns entschlossen dort was zu trinken und zu Essen, Rudolf wollte ja kein Hungerast einfahren. Im Restaurant gab es ein TV wo gerade eine Aufzeichnung der Bahn-Weltmeisterschaft übertragen wurde. Wir sahen zu wie Robert Dill-Bundi ausschied. Das ist eine Flasche meinte Rudolf, da meldete sich der Wirt, was haben sie da gleich gesagt, das ist den mein der Sohn meines Bruder! Wau da musste er sich aber sofort entschuldigen. Wir haben bezahlt und fuhren weiter zum Ziel Bahnhof Disentis. Wo wir die Koffer abholten. Pflotsch-Nas suchten wir das Hotel. Das Hotel war aber Sonderklasse, eben mit Dusche wie wir es gewohnt waren. Nach gutem Nachtessen haben beide gut geschlafen und standen mit viel Moral Anderntags auf. Die Moral sank aber beim Öffnen der Fensterläden, denn es Regnete immer noch. Wir haben uns zusammen genommen und schickten die Koffer nach Wädenswil am Zürichsee. Es war eine tolle Strecke, wenn eben der Regen nicht gewesen wäre. Es war teilweise trockene Strasse, was fast ungewohnt war. Dem Walensee entlang schien sogar wieder mal die Sonne. Doch dies änderte sich rasch wieder. Rudolf meinte vor Wädenswil werde ich mein Fahrrad noch sauber machen. Es spritzte zwar immer wieder und mein Velo war eigentlich fast sauber. In Freienbach stand ein Landwirt auf seinem Hausplatz und hat sein Graswagen sauber gemacht. Rudolf begab sich zu ihm, nahm im den Schlauch aus der Hand und spritzte sein Velo ab, er sagte kurz Danke und fuhr weiter. Als wir in Wädenswil ankamen meinet Rudolf, so jetzt ist für mich die Tour zu Ende und hat noch vor dem Duschen gehen sein Velo auf dem Bahnhof abgegeben mit der Adresse Büren an der Aare. Mir blieb nichts anderes als mein Rennvelo auch abzugeben mit der Adresse Büren an der Aare. Ich hatte in Wändenswil auch wieder ein tolles Hotel reserviert und es gab viel zu diskutieren über die drei Tage im Regen. So sind wir recht spät erst zu Bett gegangen. Nun kam der Hammer: Denn am Morgen war keine Wolke am Himmel und die Sonne schien wie nie zuvor. So mussten wir mit dem Zug nach Hause fahren. Das heisst mit dem Zug bis Solothurn und dort haben wir noch Autostopp gemacht. Ein kleiner Lieferwagen hat angehalten und wir konnten einsteigen. Vorne in der Kabine hatte es kein Platz und so blieb uns nur der Platz hinten. Wir hatten aber gute Aussicht da kein Verdeck montiert war. So vergingen eben 4 Tage von denen wir noch heute Lachen und immer wieder davon sprechen wenn wir uns sehen. |
25.11.2015 E-Bike???Von Werner Schaffhauser
Sicher hat sich der eine oder andere schon einmal gefragt, soll ich mir ein E-Bike erwerben ? Dieser Gedankengang beschäftigt besonders die ins Alter gekommenen Renngümmeler. Wenn man einmal die 75 überschritten hat ( vielleicht schon früher ) bekundet man immer mehr Mühe beim bergauffahren und öfters auch von den noch fiten jüngern Kollegen überholt und stehen gelassen. Dies tut jedem ehemaligen, ehrgeizigen Rennfahrerherz weh. Meine Warnehmung Nachdem ich die 80 überschritten habe, stellten sich auch bei mir verschiedene Fragen mit denen ich mich im Kopf auseinandersetzen musste. - will ich mich weiterhin beim bergauffahren abmühen, quälen und ärgern ? - will ich velofahren um möglichst lang gesund zu bleiben ? - will ich die sportlichen Ambitionen zurückstellen zu Gunsten der Freude an der Natur und am Velofahren generell ? Alles Fragen mit denen man sich im Kopf einig werden muss. Dies scheint einfach aber der Kopf kämpft mit dem alten Rennfahrerherz. Meine Entscheidung Relativ schnell war mir klar, dass ich niemandem mehr etwas bestätigen muss und dass ich velofahre um mich gesund in der Natur zu bewegen. Ich habe meinen Stolz als Velorennfahrer beiseite gelegt und entschied mich ein neues, mir passendes E-Bike zu kaufen. (Mai 2015 ) Meine Erfahrungen Seit ich dieses neue E-Bike besitze, geniesse ich es doppelt und bin jederzeit motiviert aufs Bike zu sitzen. |
Warum?
- Auf der Ebene fahre ich mit relativ kleinen Gängen mit Tempo 20-23 kmh ohne motorische Unterstützung - in den Steigungen wähle ich eine Motorenunterstützung, die es mir erlaubt mit derselben Tretfrequenz zu fahren wir auf der Ebene. Ein Gefühl, wie man in Form wäre, einfach herrlich! - locker und ohne mich zu "kasteien" komme ich jeweils auf der Höhe an, mit dem Gefühl, auch das Herz nicht überanstrengt zu haben. - bergab kann auch ich es voll laufen lassen und erreiche Geschwindigkeiten bis 70 kmh - Fahrten auf Naturstrassen ab von Hektik und Verkehr runden den Spassfaktor ab. Besonders freut mich ( und dies ist etwas zynisch ) wenn ich die sich abmühenden alten Gümmeler am Berg mit einem Augenzwinkern überhole. Meine Empfhehlung Falls Du diese Zeilen liest und in einem Alter bist, wo Du ähnliches verspührst und empfindest wie ich und am Velofahren wieder grossen Spass haben willst, dann warte nicht aus Stolz zu lange, sondern kaufe Dir ein schönes E-Bike. Es lohnt sich alleweil |
20.11.2015 Unglaubliches geschah 1964 in 3 Tagen 3 Bussen
Von Herbert Fivian Rennfahrer seit dem Jahre 1960
So schön kann Velofahren sein, aber oft kommt dies eben auch teuer. Ich war noch ein unbekannter Fahrer, hatte aber in den ersten 4 Jahren bereits acht Regionale und Kantonale Quers gewonnen. Man sprach im Seeland von einem Talent. Der grösste Erfolg war damals am 11. Oktober 1964 wo Herbert sein erstes nationales Radquer in Wil Kanton Aargau gewann. Nach diesem Sieg bekam ich vom Veloladen Baumann in Lengnau ein Telefon-Anruf. Wir haben für den Samstag ein Termin abgemacht. Ich staunte nicht schlecht als mir Herr Baumann ein neues schön grünes Velo schenkte. Mein altes Velo konnte ich dort lassen und fuhr mit enormer Freude von Lengnau Richtung Suberg nach Hause. Kurz vor Suberg wurde ich von der Polizei, er fuhr ein weisser VW, angehalten. Sie haben ein schönes Velo sagte er mir und ich blühte richtig auf dass er das auch so sah. Er sah aber noch mehr, denn der Velomechaniker hatte das Nummer Schild vergessen um zu montieren. Ich muss Ihnen Fr. 20.- Busse verlangen, da ich kein Geld im Sack hatte musste mein Vater andern Tags das Geld nach Lyss bringen. Am Sonntag habe ich mit Markus Steck meinem Velofreund abgemacht nach Studen in den Seeteufel ein Kaffee trinken zu gehen. Ich hatte damals eine Jacke mit einer Kapuze. Es hat leicht Geschneit und ich wollte die Kapuze hoch machen und bin dabei freihändig gefahren. Genau zu dieser Zeit kam der gleich Polizist hinter einer Hecke hervor und hat uns aufgehalten, Herr Fivian das geht so nicht das kostet sie erneut Fr. 20.- Mein Kollege und ich wollten im mein Vorhaben erklären, interessiert mich nicht meinte er. |
Tags darauf fuhren Markus und ich nach der Arbeit um den Bielersee. Da es ja Winter war wurde es schnell dunkel. Ich war wieder auf dem Weg Richtung Suberg. Ca. 2 Km. von zu Hause, fuhr mir der weisse VW vor.
Scheisse sagte ich mir, Du hast kein Licht am Velo. Und so kam es wie es kommen musste Herbert durfte erneut für den lieben Staat Fr. 20.- bezahlen. So war mein Wochen Einkommen dank Velofahren weg. |
11.11.2015 Mein erster SiegVon Bruno Wüest
Es war ein fürchterlich heisser Tag dieser 8.August 1976 am Omnium in Egerkingen, als ich mit meiner späteren Frau Ruth und unserem Matra Simca Rancho beim Waro Egerkingen ab der Autobahn kurvte. Der Rancho hatte den Vorteil, dass ich das Rennvelo senkrecht hinein stellen konnte, ohne auch nur etwas zu demontieren. Somit war meine damalige Waffe innert 5 Sekunden startklar. Im Rancho logierte die ganze Infrastruktur für ein Radrennen, wie Ersatzräder, Werkzeug,Pumpe, Ersatzmaterial, Liegestühle bis zum Wasserbehälter mit Hahn, sodass ich mich autonom nach einem Rennen waschen konnte . Umso gehässiger wurde ich als uns der Parkwächter zum Omnium auf eine Parkwiese zuwies, die von der Rennstrecke fernab war und wir den ganzen Gerümpel an die Rennstrecke tragen mussten. Spontan und fest entschlossen sagte ich zu Ruth „komm wir gehen ins nächste Schwimmbad und kühlen uns ab". Aber sie war es welche darauf beharrte „wenn wir schon da sind, fährst du das Rennen“, braves Mädchen. So stand ich also zuhinterst am Start zur ersten Disziplin, dem Ausscheidungsfahren, mit einer „läck`mer am Arsch“ Stimmung. Nach der ersten Runde war mir klar, dass der Wind auf der Zielgeraden von vorne rechts kam und ich mich jeweils nach der Zielkurve sofort an den linken Strassenrand positionierte um Windgeschützt jedesmal zu kontrollieren, dass ich nicht der Letzte war, welcher den Zielstrich passierte, um danach ausscheiden zu müssen. Das ging solange gut, bis wir nur noch zu Zweit waren. Erst jetzt sehe ich auf der Rangliste dass ich mit René Schiegg die finale Runde gefahren bin. Auch bei ihm funktionierte der Trick wieder, da ich sofort nach der Zielkurve die linke windgeschützte Position einnahm und auf seiner Tretlagerhöhe blieb als wir den Sprint steigerten. Ich war mir sicher dass ich den Sprint gewinnen würde, als ich jedoch zur Endschnelligkeit aus dem Windschatten ansetzten wollte, fiel ich wie ein Anfänger aus dem Pedal (damals noch Pedalriemli) und überrollte mit einem „Schämer“ als Zweiter die Ziellinie. Ein Omnium besteht aus 3 Prüfungen und so war als nächstes das Rundenzeitfahren angesagt. Da ging es eigentlich nur darum voll zu starten, voll um die Kurven zu fahren und auf den kurzen Geraden voll zu spurten, aber diesmal auf der rechten Seite der Zielgeraden zu bleiben um von den Zuschauern vom Wind geschützt den Zielstrich zu erreichen. Ich habe erst jetzt in der historischen Rangliste gesehen, dass ich in dieser Prüfung Achter war. In der Pause bis zum Punktefahren gelang es Ruth unseren Rancho an die Rennstrecke zu bringen, braves Mädchen. Beim abschliessenden Punktefahren erinnere ich mich nur noch an die vermutlich entscheidende Schlüsselszene. Peter Käser (VC Binningen) fuhr vorne weg und ein Solothurner setzte nach. Auch ich spurtete dem Solothurner ans Hinterrad, denn selber im Binningertrikot fahrend, musste ich nicht führen, da in Sichtweite Peter Käser auch im Binningertrikot Solo voraus fuhr. Nach 3 Runden merkte ich dass der Solothurner müde wurde und ich ihm mit einem Zwischensprint ab seinem Hinterrad davon fahren konnte. Eigentlich tut es mir heute noch leid, dass ich den Radsportkollegen so austricksen musste, denn ich konnte schnell zu Peter Käser aufschliessen und mit ihm ein Paarzeitfahren vorne weg aufziehen. Hinten hatte Peter Abt ganze Arbeit geleistet und das Feld immer wieder neutralisiert, eben auch für den VC Binningen fahrend. Auch in dieser Prüfung war ich Zweiter. |
Nach dem Rennen hatte ich keine Ahnung wie ich klassiert war und kümmerte mich auch nicht darum, bis ein lokaler Journalist zu mir kam und mir mitteilte dass ich das Omnium gewonnen hätte, ohne eine der 3 Prüfungen zu gewinnen.
Aus der Rangliste ersieht man die Rangpunkteverteilung, welche glücklicherweise zu meinen Gunsten ausfiel. Damit hatte ich mein einziges offizielles Rennen gewonnen. Es gab zwar eine Woche davor einen Sieg im Mannschaftsfahren in der Besetzung Peter Abt, Knut Stroemsoe, Beat Bucher und mir, wo wir als Binningen III völlig überraschend Baslermeister wurden. Einen tollen Sieg gab es auch 1975 im Paarzeitfahren in Itingen zusammen mit Peter Abt, meinem langjährigen Trainings-partner. Als unlizenziertes Rennen hatte es natürlich nicht den Stellenwert, jedoch wenn man die Rangliste anschaut, ist alles vertreten was damals eine regionale Grösse war. Einen weiteren Sieg gab es am Gentlemenrennen in Oberwil auch Unlizenziert, wo ich als Leichtgewicht einen Massensprint gewinnen konnte, auch da hatte Peter Abt im Hintergrund mannschaftstaktisch gewirkt und die Zürchergilde in Schach gehalten. Zwei weitere Siege am Abendrennen in Augst musste ich dem Ehrenkodex opfern. Es gelang mir mit Hans Studer, damals ein Elite in Bestform, wegzufahren. Hans führte dermassen stark, dass ich kaum das Hinterrad halten konnte und ihm nur noch zustammeln konnte „fahre, ich mache Zweiter“. Auf der Zielgeraden löste ich mein Versprechen ein und liess Ihn fahren, damit konnte ich mir den 2.Rang vor dem heranbrausenden Feld sichern. Die gleiche Prozedur passierte mir noch einmal mit Fritz Dennler, damals Elite für den VC Binningen. Am Abendrennen in Augst, verpatzte ich einen weiteren Sieg als ich mit Ronny Fabbri das Ziel erreichte, aber mir das gleiche Malheur nochmals passierte, ich rutschte im Sprint aus dem Pedalhacken. Da mussten ja die Klickpedale für einen Idioten erfunden werden. In einem Vorrennen am Kriterium in Allschwil, gewann ich mit Ruth ein Tandemrennen. Als jung verliebte hatte sie sich meiner Kurventechnik anvertraut, was entscheidend war um gegen die Männerteams zu gewinnen, braves Mädchen. |
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21.10.2015 Episoden mit Velodachständer
von Werner Schaffhauser
Der Aufruf nach Velodachträger-Episoden hat mich dazu bewogen entsprechende Erinnerungen wachzurufen. Ich erinnere mich an 5 solcher Episoden
Ende der Fünfzigerjahre wurde die Amateur-Schweizer-meisterschaft in Genf ausgetragen. Erich Eichenberger und ich haben daran teilgenommen. Gut trainiert und voller Freude haben wir die Reise nach Genf angetreten. Mein damaliges Auto war ein Simca Jahrgang 55. Zu dieser Reise haben wir unsere jungen Freundinnen (spätere Gattinnen ) als Glücks-bringer mitgenommen. Wir freuten uns natürlich auch auf die Uebernachtung im gebuchten Hotel. Sex vor dem Rennen war eigentlich tabu, er schadet der Leistungsfähigkeit hiess es. Ob es zu Sex kam in dieser Nacht kann ich mich leider nicht mehr genau erinnern !!! Die erzielten Resultate waren aber mehr als zufriedenstellend. Erich verpasste den Titel nur knapp und wurde zweiter und ich spurtete in einem ersten Verfolgerfeld um Rang 10. Der Sachpreis für Erich war ein Sportrad, das dann auf der Heim-fahrt zusätzlich auf den Dachständer geschnallt wurde. Auf der Heimfahrt plötzlich ein kurzer Aufschrei meiner Liliane. Sie sah, dass der Dachständer schon gefährlich stark über den Autodachrand kippte. Sofort haben wir angehalten, alles abmontiert und besser gesichert. Durch das zusätzliche Gewicht des Sportrades hat sich die Halterung des Dach-ständers gelöst. Anschliessend fuhren wir vorsichtig in ständiger Angst und mit unsicherem Gefühl nach Hause. Auf der ganzen Fahrt mit offenem Fenster und immerfort überprüfend, ob die Fracht hält. Schlussendlich kamen wir ohne weiteren Schaden und erleichtert zuhause an. 2. Episode – falsch kalkuliert Einladung von Franz Redaschi ( Radrennclub Basel ) für ein gemütliches Wochenende bei seiner Schwester, die in einem wunderschönen Appartement in Lugano mit wunderschöner Aussicht auf den See wohnte. Nachdem ich die nicht leicht zu findende Adresse ( man hatte ja noch kein Navi ) gefunden hatte ( ich war etwas nervös vom suchen ) wollte ich den Wagen (damals Mercedes 250) direkt unter dem Vordach parkieren. Ohne Dachständer wäre dies ein bevorzugter Parkplatz gewesen, aber mit ………. Allerdings wurde nur das Vorderrad beschädigt, sodass mit einem Ersatzrad das Velo wieder fahrtüchtig war. Das Wochenende und die Tessiner-Trainingsfahrten konnten wir zusammen geniessen. Dank dem Dachständer blieb mir dieses Wochenende unvergessen. 3. Episode – falsch gedacht Müde von einem Renneinsatz rief ich meine Frau Liliane an, damit sie orientiert war, um welche Zeit ich in etwa zuhause eintreffe. Ich freute mich auf das Essen und dass ich endlich meine Beine auf dem Sofa hochlagern könnte. Um mir entgegen zu kommen, öffnete meine liebe Angetraute schon einmal die Garage ( das Garagentor war noch nicht elektrisch, man musste immer vorher aussteigen ). In Gedanken schon auf dem Sofa sah ich das offene Garagentor und war erfreut, dass ich ohne auszusteigen in die Garage fahren konnte. Aber „ohalätz“ ein Knall, ein Fluch, ein Gekrächze und der Dachständer samt Velo wurde bis auf den Kofferraum zurückgestossen. Man glaubt es kaum: aber weder das Velo noch der Dachständer hatte einen Schaden. Das Velo ist genau in der Mitte der Lenkstange auf den Rand der Garage geknallt und hat so den Dachständer zurückgeschoben. Hingegen war mein Auto vom Dach bis zum Kofferraumdeckel zerkratzt. |
4. Episode – Glück im Unglück In den Siebzigerjahren, ein Gentlemenrennen in Binningen Gusti Zollinger (Carrossier), Oskar Kalt ( Garagist ) hatten uns für dieses Rennen eingeschrieben. Der Start des Rennens war auf 7.00h angesetzt. Ich anerbot mich für die Fahrt. Als Nichtpraktiker habe ich den Dachständer montiert. Gusti fragte mich noch: hast du den Ständer gut montiert? Natürlich, war meine lakonische Antwort. Mein Velo war im Kofferraum verstaut. So fuhren wir um fünf in der Früh los ( mit den Velos meiner Kollegen auf dem Dachständer). Gusti als Grossgewachsener auf dem Beifahrersitz und der kleingewachsene Oskar nahm auf dem Hintersitz platz. Wir waren so früh fahrend, praktisch das einzige Fahrzeug auf der Autobahn. Doch noch vor Rheinfelden, ein Knall ! und ich sah nur noch im Rückspiegel wie der Dachständer samt Velos auf den Pannenstreifen segelte. Sofort hielten wir an und sind auf dem Pannenstreifen zurückgefahren. Wir hatten ein Riesenglück, der Dachständer war nahezu unversehrt und die Velos waren immer noch feinsäuberlich auf dem Ständer. Das Velo von Gusti war leicht beschädigt, konnte aber noch vor Beginn des Rennens gerichtet werden. Den Dachständer haben wir wieder montiert und die Velos sicherheitshalber im Wagen verstaut. Der Leidtragende war der kleine Oski, den man vor lauter Räder und Rahmen auf dem Hintersitz kaum mehr erblickte. Gusti hat übrigens das Rennen noch gewonnen. Zufrieden haben wir mit Oski und den Rädern auf dem Hintersitz die Heimfahrt angetreten. 5. Episode – einmalig und spektakulär Anfang der Achtzigerjahre entstand auf meine Anregung bei Triumph- International ein europäischer Radwettbewerb. Die Länder Frankreich, Oesterreich, Italien, Schweiz und die für Europa zuständige Werbeagentur mit Sitz in der Schweiz trugen jeweils ein Einzelzeitfahren aus. Jedes Jahr wurde das Austragungsland gewechselt.l Mitmachen und nicht unbedingt siegen war das Motto. Trotzdem wollte natürlich jedes Land die besten Fahrer am Start haben. Nach dem Rennen und der Preisverteilung folgte der gemütliche Teil und es wurde entsprechend gefestet und bebechert. Die letzte Austragung wurde von der Werbeagentur organisiert und zwar in Zezikon, einem thurgauischen Bauerndorf. Ein Arbeitskollege hatte eben einen neuen Ford erworben und freute sich uns für die Fahrt als Chauffeur anzubieten. Mit den Velos auf dem Dachträger fuhren wir los. Die Heimfahrt war für uns Schweizer am selben Tag, dh. nach dem üblichen Fest vorgesehen. Die Velos hissten wir noch vor dem gemütlichen Teil auf den Dachständer, damit wir nach dem festen problemlos die Heimfahrt antreten konnten. Die Heimfahrt übernahm ich als Chauffeur. ( nur wenig Alkohol intus ) Auf der Autobahn bekamen wir von den hinter uns fahrenden Kollegen ständige Lichthupenzeichen. Ich schaute auf den Tacho, ob ich zu schnell fuhr. Plötzlich ein riesen Knall ( im neuen Ford ) und ein Schreck fuhr durch mich. Was war geschehen? Ich hatte den Lenker meines Velos vergessen zu fixieren sodass das Velo einen Ueberschlag produzierte und Lenker voran in die Heckscheibe krachte.l Die Heckscheibe in tausende von Splitter zerbrochen, sorgte auf der restlichen Heimfahrt für einen zusätzlichen Luftzug. Noch Monate später waren noch Heckscheibensplitter im neuen Ford zu finden. Durch die internen Radsportaktivitäten ermuntert, haben wir die in Villach 1982 ausgetragene Rad WM ( Sieger Steven Roge ) gesponsert um unsere seinerzeit neu auf den Markt gebrachte Golden Cup Sprotswearkollektion zu puschen. ( siehe Fotos ) |
6.9.2015 August 1902
Von Marcel Hägler
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26.8.2015 Ich habe Mut und bin stark
Von Daniela Glaus
Vor genau drei Woche musste ich meine Trainingsroute wegen Strassenbau, umändern. Müssen ist zwar übertrieben, denn mit dem Velo war die Strasse durchgängig...Ich dachte mir, ist egal, ich nehme jetzt die Umleitung durch den Wald. Da ich seit Jahren immer Respekt habe, wenn ich durch den Wald fahre, es könnte mir ein Wild (Hase oder Reh) über die Strasse laufen, habe ich mir die Gewohnheit angebracht, mich durch ein akustisches Geräusch (lärmiges Signal )(LALALA) bemerkbar zu machen...Dies habe ich dann auf dem kilometerlangen Walddurchgang auch gemacht... Aber kaum zu Glauben! Nach der Waldausfahrt, wo ich mein LALALA nicht mehr rausgelassen habe, sprang doch ein Reh über die Strasse...ich hatte zwar Glück, denn das Reh war schneller als ich... und sicher ist es mehr erschrocken als ich und in Zukunft wird es das erste Reh sein dass LALALA macht! |
25.8.2015 1955/56 zwei entscheidende Erlebnisse in meiner 13 jährigen Amateurkarriere
Von Werner Schaffhauser
Das Einzelzeitfahren Binningen – Boncourt hat mich in zweifacher Hinsicht geprägt 1955 also vor genau 60 Jahren startete das wohl längste Amateurzeitfahren das es in der Schweiz je gegeben hat. Start in Binningen beim Restaurant Buurestube über Laufen – Delsberg – les Rangiers – Pruntrutt – nach Boncourt mit Ziel bei der Zigarettenfabrik Burrus. 80 Km !!! Vorausschicken muss ich, dass Emil Häring der seinerzeitige Präsident des VC. Binningen und Direktor der AZ Kiosk AG Jakob Werren als Pfleger der 1. Mannschaft engagierte. Wir gingen damals jede Woche an die Wanderstrasse beim OldBoys Sportplatz zur Massage und Jakob Werren war zugleich für das Verabreichen des Vitaminaufbaus zuständig. Jakob Werren war ein bekannter Pfleger in der Radsportszene, hat er doch Oscar Plattner entdeckt und betreute viele bekannte Profis. ( Fritz Gallati lässt grüssen ) Nun zum Rennen: 21 jährig, erst kurz zum Amateur A qualifiziert und top motiviert, wollte ich mich natürlich dieser Zeitfahrerherausforderung über 80 km stellen. Dannzumal gab es natürlich noch keine Zeitfahrermaschinen. Man fuhr mit dem normalen Rennvelo mit einer maximalen Uebersetzung von 52+14 !! Als Vorbereitung dienten Trainingsfahrten Delsberg retour eine 80 km Strecke aber ohne Steigung. Als Starter wurde ein Riesenmensch engagiert mit einer Grösse von 2m30 nicht zu übersehen. Ich war am Start aber schon so nervös, dass ich diesen Riesen glattweg übersah. Vor dem Start kam Jakob zu mir und sagte, er hätte mir noch etwas für die „Luft“ ich soll diese zwei roten Kügelchen noch schlucken. Ich war so was von naiv und hatte blindes Vertrauen in unsern Pfleger. Dann gings in Abständen von 2 Minuten los. Bis Delsberg fuhr ich recht zügig aber mit der Distanz wurden meine Beine immer schwerer. Im Aufstieg nach les Rangiers ( zum Soldatendenkmal) war es mir zudem noch echt mies. Mit Ach und Krach erreichte ich die Höhe und der Ehrgeiz liess mich nochmals auf die Zähne beissen. Ich erreichte das Ziel mit einer Zeit die mich auf der Rangliste in den hintersten Positionen erscheinen liess. Nach der Zieldurchfahrt wars mir so übel, dass ich mich mehrmals übergeben musste. Ich schwor mir, niemals mehr „rote Kügelchen“ zu konsumieren. |
Im Folgejahr 1956 wurde dieses Monsterzeitfahren wieder organisiert. Diesmal mit umgekehrter Strecke von Boncourt nach Binningen mit Ziel beim Restaurant Buurestube.
Ich habe mich angemeldet, obwohl ich zu der Zeit meinen ersten WK als Militärradfahrer absolvierte. Dank einer ansprechenden Leistung (ohne rote Kügelchen) konnte ich mich im ersten Drittel klassieren. Nach dem Rennen, als stolzer Militärradfahrer in Uniform mit den so verehrten gelben Patten ging ich noch im Gartenrestaurant der Buurestube den Durst löschen. Susi Keller, Schwester des ebenfalls gefahrenen Robert Keller ( späterer Wirtschafts-Spitzenmanager) hatte ihre Freundin Liliane ans Ziel mitgenommen und sie waren ebenfalls im Gartenrestaurant. So entstand der erste Kontakt zu meiner heutigen Frau vor 59 Jahren und es folgten bis heute 55 glückliche Ehejahre. 1957 am kantonalen Zeitfahren über 52 Km von Aesch nach Soyhières und zurück konnte ich dann einen Sieg landen. Ich gewann dieses Zeitfahren 30 Sek vor Renè Güdel und 1 Min vor Max Bachmann beide Radrennclub Basel. PS. Apropo hürote no e Witzli als Zugabe: 2 Kollge tummle sich am Strand De eini seit zum andere I wär halt scho gärn emol vo obe bis unte brun dr anderi seit: das kasch do nit mache , do isch kei FKK erlaubt jo i ha en Idee, mer puddle uns im Sand i und löön de Glai lo useluege und nochhär brüne mer de Räscht! Gesagt , getan ! do laufe d’Frau Sarasin und d’Frau Merian am Strand entlang pletzlig stupft d’Frau Sarasin d`Frau Merian und sait lueg emool dert wenni gwisst hätt, dass die Kaibe wild waxe, hätti nit ghirote !!! |
20.8.2015 Radsport in den 50/60er Jahren
Von Heinz Kaiser
Wie haben wir Ende der 1950er und Anfangs der 1960er Jahren unseren Radsport gelebt, erlebt und geliebt? In diesem Beitrag sind die Resultate Nebensache und soll nicht nur von Siegen und guten Ränge die Rede sein! 50 bis 60 Jahren liegen diese Daten zurück, d.h. fast in die « Steinzeit » des Radsportes, und der technischen Entwicklungen bei den Rahmen, Komponenten, Kleider, Ernährung, Training, Computer, « Ohrenwürmer », taktischer Renninstinkt, Anmeldungen an die Rennen etc...! Die Rennräder waren aus Stahlrohren « geschmiedet » mit 10 Übersetzungen. Ein fünfer Kranz hinten 15/17/19/21/23 oder 24 und vorne ein Doppelkranz mit 52/48. Der vordere Kranz an meinem ersten Cilo-Rennrad – Occassion von Theo Strübi, Mechaniker bei Cenci – musste ich « umlegen » d.h. der Umschalthebel war am unteren Sattelrohr befestigt! Klar, dass die Umschaltung von der kleinen auf die grosse Scheibe oder umgekehrt nicht immer reibungslos vonstatten ging und die Kette auch manchmal heraussprang! Die Rennräder waren mit Huret, Simplex oder Campagnolo-Wechsel montiert. Shimano und die Japaner waren noch nicht auf dem Markt. Bremsen von Weinmann (Schweiz). Bei nassen Felgen und Regen war das Bremsen eine Lotterie und manchmal mussten wir auch unsere Schuhe benutzen! Die Rennschuhe waren mit einem Metallplättchen versehen, welche auf den Pedalen « eingehängt » und mit den Lederriemchen über die Schuhe angezogen wurden. Wehe, wenn die Schuhsenkel nicht richtig angezogen und im Schuh « versteckt » wurden. Bei einem Rennen lösten sich die Schuhsenkel und verwickelten sich mit dem Pedal oder der Kette, so dass ich am Schluss mit offenem Schuh am Strassenrand stand..... Die Renntrikots und Rennhosen waren aus Wolle. Seide war s.Zt. nur auf der Bahn erlaubt. Rennhosen mit einem Hirschleder-Einsatz, welche nach jedem waschen mit Fett behandelt werden mussten, ansonst das Leder hart wurde und nach einigen Kilometer das Feuer am Hinterteil oder Sitzfläche entfachte! Der Ledersattel wurde jeweils mit dem Stiel des Hammers behandelt, damit er schmeidig blieb und nicht zu hart wurde. Vorschrift waren auch weisse Socken! Wehe, wer dies nicht befolgte, wurde verwarnt oder sogar vom Rennen ausgeschlossen! Reklameaufschriften waren verboten und nur bei den Profis erlaubt. Jeder Club hatte seine eigenen Farben und Clubaufschriften auf den Hosen oder Trikots. Unsere Clubtrikots in blau/weiss/schwarz hatten auf der Brusthöhe zwei Taschen und die Wappen von Riehen, Basel und Schweiz. Bei einem Rennen – ich war abgehängt – hänselte ein Zürcher-Zuschauer und rief: «Mit weniger Gewicht an der Brust, kämst Du auch schneller voran"! Bei Regenwetter waren die Wollkleider wie ein Schwamm und wurden mit jedem Kilometer schwerer. Gingen wir aus dem Sattel, zog es die Hosen nach unten, sofern man keine Hosenträger trug! Kein Renntenue im Training, sondern ganz normale Kleider. Höchstens noch die Rennhosen, jedoch unter den 'Shorts' oder Kniggenbocker! Sturzhelme waren bei den Strassenrennen nicht Vorschrift und fuhren mit « Rennkäppli ». Kriterium mussten mit einem « Wursthelm » gefahren werden. Bei misslichen Wetterverhältnissen fuhr ich aus Sicherheitsgründen mit dem Sturzhelm, da ich die Abfahrten jeweils « voll » geniessen wollte! In unserer Zeit spielte die Ernährung noch keine sehr grosse Rolle. Vor einem Rennen kochte unsere Mutter Teigwaren und vielleicht ein kleines Stück Fleisch. Zum Morgenessen jeweils ein « dickes » Birchermüesli. Riegel gab es noch nicht. Am Tage vor dem Rennen kochte die Mutter jeweils Reis oder Gries, liess dies kalt und fest werden. Die erkaltete Menge wurde in kleine Stücke zerschnitten und in Staniolpapier verpackt, als unser Rennproviant. Eine Banane durfte auch nicht fehlen, sowie Tee in einem Metallbidon mit Korkenzapfen. Zum Proviant gehörte jeweils auch Traubenzucker! Bei einer Krise, schnell ein Traubenzucker rein, wobei wir ignorierten, dass der Traubenzucker schnell reagierte, jedoch die Krise nach kurzer Zeit viel stärker einwirkte! Jeweils am Montag das Rennrad reinigen, Plastikschutzbleche und Dynamo mit Licht und Trainingsräder montieren. Am Dienstagabend – nach 1800h und Büroschluss – an den Viertelskreis und Training mit den Vereinskollegen (Mannschaftsfahren). Meistens Delsberg retour, ob Regen, Wind oder Sonnenschein! Veloradwege gab es noch nicht und auch kein grosser Auto-Verkehr. Am Mittwoch Ruhetag.. ausser Arbeiten von 0730h bis 1200h und 1400h bis 1800h. Über Mittag fuhren wir – mit Kurt im Trainingstempo von Basel nach Riehen und wieder zur Arbeit, jeden Tag 4x7 Km und dem 6er Tram als Trainingsgegner! Donnerstag wiederum Training ab 1800h. Freitag « Erholung » und am Samstagmorgen im Büro bei der Arbeit! und am Nachmittag, Velo reinigen, Plastikschutzbleche und Dynamo abmontieren und das Rennrad für das Rennen vom Sonntag auf Hochglanz polieren! Die Presse war noch fest in den Händen der schreibenden Journalisten. i-phone, Natel, Informatik, Fax, gab es noch nicht und so hatte der SRB, heutiger Swiss-Cycling, seine eigene Zeitung mit allen Rubriken über den Radsport. Jeweils am Donnerstag war die Zeitung im Briefkasten, mit den Kommentaren und Resultate der sonntäglichen nationalen Rennen. Jeder Kantonalverband hatte seine Rubrik und unser Ehrenpräsident Otto Vogt der Journalist für unseren Kantonalverband! Die Ausschreibungen für die kommenden Rennen füllten zum Teil ganze Seiten. Jeden Samstag oder Sonntag wurden Rennen ausgeschrieben und durchgeführt vom 1. März Sonntag (Lugano) bis Ende September (Genfer-Kantonsrundfahrt). Die 4-Kantone-Rundfahrt, die MvZ (Meisterschaft von Zürich) und Nordwestschweizer-Rundfahrt waren « gesetzte » Rennen. Diese Rennen waren für alle Kategorien – Junioren, Senioren, Amateur A + B, sowie Profi offen. |
Gleichentags war kein Konkurrenz-rennen in der Schweiz gestattet. Wir hatten die Wahl der Qual, da an einem Sonntag mehrere Rennen in der Schweiz durchgeführt wurden. Die Anmeldungen mussten schnell erfolgen. Bei den Amateuren waren nur die ersten 200 Fahrer akzeptiert. Am Freitag die Ausschreibungen studieren, Vereinskollegen kontaktieren für die Mitfahr- oder Unterkunftsmöglichkeit, Einzahlungsschein ausfüllen und ab auf die Post. Im Juni 1958 schloss ich meine KV-Lehre als Spediteur ab und kaufte im Herbst mein erstes Rennvelo (Occasion). Ab Herbst ein intensives Training mit dem VCR sowie im Winter, mit VCR-Kollegen, im Boxtraining, im Gundeliquartier. Im Frühjahr 1959 die VCR-Clubmeisterschaft ab dem Viertels-kreis und Hin- und Rückfahrt immer von Riehen und zurück mit dem Rad! Wir waren nicht motorisiert und hatten auch nicht die Idee, anders als mit dem Rad an die Clubrennen zu fahren! Nachstehend einige Episoden aus meiner « Rennfahrerkarriere » Anfangs April 1959 mein erstes nationale Rennen, die 4-Kantone-Rundfahrt. Am Samstagmorgen bei der Arbeit und am Nachmittag Fahrt mit dem Rennrad und Rucksack zum Bahnhof, um nach Zürich zu gelangen. Das Rennrad durfte ich selbst in den Bahnwagen – Gepäckwagen – verladen. Bei diesem Manöver beobachtet mich ein junger Rennfahrer. Ich nahm Platz im gleichen Wagen und der Junge Mann spricht mich an: Kennst Du mich nicht? Ich war ja « neu » bei den Rennfahrer und verneinte sein Frage. Ich bin der Isidor Wagner, Berufsrennfahrer vom VMC Olympia Basel. (s.Zt. ein Idol von Basel und bezeichnete sich selbst als schönsten Velofahrer). In Zürich zur Lizenzkontrolle ins Limmatschulhaus und alsdann ins Hotel Walhalla? beim Bahnhof. Mein Rennrad nahm ich ins Zimmer, im 3. Stock ohne Lift! Start am Sonntagmorgen; Profi 06h10 und Amateur B 2.Feld (ungerade Nummern) um 06h20. 338 Amateur B am Start in 2 Feldern! Start beim Strandbad am Mythenquai, Richtung Horgen und Hirzel. Am Hirzel kann ich das Tempo des Feldes nicht mithalten. In einer grösseren Gruppe bolzen wir hinter dem Feld her und holen dieses kurz vor dem Mutschellen ein. Mit meiner Kraft bin ich am Ende und werde am Stutz wieder abgehängt. Mit letzter Kraft Richtung Hardturm und ins Ziel. Rang? Nicht wichtig! Doch ich wurde klassiert! Eine Woche später « Rund um die Rigi ». Gersau liegt am See ohne Bahnhof. Verlad des Rades in Basel in den Gepäckwagen und mit dem Zug am Samstag bis nach Brunnen. Strömender Regen in Brunnen und mit dem Regenschutz und Rucksack nach Gersau. (8 Km). Start um 07h00 und es regnet noch immer! Nach Küssnacht bei der Bahnunterführung ein Massensturz! Griff an die Bremsen, doch keine Wirkung. Also bremsen mit den Füssen um so nicht in den Massensturz zu kommen. Erste Durchfahrt von Gersau mit dem Feld, doch habe ich vergessen zu essen. Ein Hungerast überfällt mich und ebenso bei einem abgehängten Mitfahrer. An der Schwyzerhöhe sehe ich das Feld nur noch von hinten. Mein Mitfahrer hält bei einem Bauernhaus an und bittet für ein Stück Brot! Gemeldet waren 153 Fahrer, am Start 109 und klassiert 48! (39. Rang!) Eine Woche später die « Züri-Metzgete ». Mit der Bahn nach Zürich. Startnummernausgabe im Niederdorf und Clublokal des RvZ im Hinteren Sternen. Übernachtung im Hotel beim Bahnhof. Start um 05h15 an der Bernerstrasse!! Im Feld bis zum Siglisdorfer und Naturstrasse oder Bachbett! Sturz von Fahrern in vorderster Front und das ganze Feld zu Fuss an diesem berüchtigten Stutz! Aufholjagd und Anschluss kurz vor dem Regensberg. Beim Aufstieg verlassen mich die Kräfte, komme jedoch knapp hinter dem Feld auf die Höhe. Mit voller Kraft und ohne zu bremsen in die Abfahrt. In der ersten Rechtskurve rutscht mein Vorderrad weg und ich liege im Wald. Rechter Oberschenkel lädiert, sämtliche Fingerbeeren offen. Das Rennvelo hat nichts abgekommen, so scheint es mir. In Otelfingen verfehlen einige Fahrer die Rechts-Kurve und liegen auf dem Misthaufen! In der Ebene schalte ich den Simplex-Wechsel auf einen kleineren Gang, resp. wollte schalten, doch das Kabel versagt seinen Dienst und der ganze Wechsel springt in mein Rad und Speichen und nochmals einen Abflug auf die Strasse. Kein Weiterkommen und muss den Besenwagen besteigen und am Ziel die Sanität aufsuchen. Verpflastert treffe ich zu Hause ein, meine Eltern waren der Meinung, dass dies mein letztes Rennen gewesen und ich nun geheilt sei von der Rennerei! Anfangs Juni, die Habsburg-Rundfahrt. Mit der Bahn nach Brugg und auf dem Rennrad an den Start nach Hausen. Start um 12h00 mit 210 eingeschriebenen. Naturstrasse zur Habsburg hinauf und überholen am Stutz fast unmöglich. Rangierung: ? Zwei Wochen später die Nordwest-scheizerische Rundfahrt in Oftringen. Am Start: Profi 30 – darunter die Basler Walter Favre + Fritz Galatti, 156 Amateure A, 250 Amateure B, 181 Junioren!! Teilnehmerzahlen, die heute leider nicht mehr erreicht werden! Im August, Einschreibung beim « Circuit Campagnard » in Courtételle. Am Samstagmorgen bei der Arbeit im Büro. Am Nachmittag Rennrad vorbereiten und Fahrt zum Bahnhof für Versand mit der Bahn nach Courtételle. Kein Direktzug nach Courtételle und somit kein Selbstverlad! Sonntagmorgen mit der Bahn zum Start und bei der Übernahme am Bahnhof muss ich zu meiner Bestürzung feststellen, dass der Rahmen eingedrückt wurde! Alles reklamieren beim Bahnhofsvorstand nützte nichts. Mein Rennrad war beschädigt. Zum Glück noch immer renntauglich! Ein schweres Rennen mit 3mal dem Aufstieg von Glovelier nach La Roche. Unser Vater hatte sich eine Occassions-Lambretta gekauft und ist zum Rennen gefahren um mich anzuspornen. |
Beim 3. Aufstieg nach La Roche war es um mich geschehen und sah das Feld nur noch von hinten. Mein Vater neben mir am Stutz auf der Lambretta, ich auf dem letzten Zacken und rang nach Luft. Er schrie immer« ane, ane, chuns scho wieder ane.... .Mir war klar; unmöglich und schrie zu meinem Vater in der Verzweiflung: lägg mir doch am A.......! Vater drehte den Gashahn auf und fuhr nach Hause. Zu Hause angekommen habe ich mich für den Ausrutscher entschuldigt! Im Herbst 1959 bestellte ich mein erstes neues Rennrad bei Cenci. Ein blau/weissen Tigra mit Campagnolo Komponenten. Im 1960 die RS vom 1.2. bis 28.5. in Chur. Die 4-Kantone-Rundfahrt 1961. Mit der Bahn am Samstag nach Zürich. Übernachtung im Hotel Wahalla und Start am Sonntagmorgen 06h20! Am Ziel, sprint mit dem Feld und 10. Rang. Auch am « Rund um die Rigi » im April 1961 mit der Bahn nach Brunnen und auf meinem Rennrad nach Gersau. Kein Rennglück. Ein Massensturz kurz vor Gersau in der 1.Runde. Mein Sprung aufs Trottoir misslang und schlug mit meinem Hinterrad auf und der Collé war im Eimer. Gemeldet waren 188 Fahrer, gestartet 150 und Schlussrang 53. Die « Züri-Metzgete » wiederum mit dem Zug nach Zürich und Start um 05h15!! am Sonntagmorgen. Zur Anfahrt an das Rennen, konnte ich mit Erhard Meier auf dem Töff seines Vaters mitfahren. Unsere Rennräder mit der Bahn! Eine schwere BMW mit seitlichen Boxer-Zylinder. Erhard war eher kleiner Statur und zudem war der Sozius höher montiert als der Sitz des Fahrers. Um Tempo zu gewinnen, duckte sich Erhard und mein Oberkörper und Kopf kam in den Genuss des Gegenwindes und allen Mücken und sonstigen Viecher... Vater Kaiser kaufte sich ein Occasions-PW « Ford Taunus » und chauffierte uns an die MvZ. Tagwache 03h00, Abfahrt von Riehen 0330, Fahrt nach Zürich, noch ohne Autobahn, Ankunft 04h30. Morgenessen während der Autofahrt, d.h. ein dickes Bichermüesli, das kaum den Hals runter ging. Jedesmal 3mal schlucken... Startnummerausgabe und Vater Kaiser « montierte » die Startnummer auf das Trikot. Vor lauter Nervosität und zitteriger Hand bekamen wir auch einige Stiche in den Rücken! Ab an den Start, einreihen und wir fuhren noch in halber Dunkelheit um 05h45. los!! Das Resultat ist bekannt: Kurt 1. Heinz 6. von 177 Gemeldeten, 132 Gestarteten und 75 Klassierten. Im Frühjahr ein Trainingslager des VCR in Brissago – Mallorca war nicht bekannt und konnten uns dies nicht leisten.. - mit E.Meier, W.Schaub, Gebr. Häfelfinger, P.Karlin und H.Kaiser. Am Saisoneröffnungsrennen in Lugano und ohne grosses Training im 57.Rang. Eine Woche jeden Tag auf dem Rad und am Sonntag das Rennen in Brissago mit dem 14.Rang. Im Welschland ansässig und immer noch Mitglied des VCR und des lokalen Vereins Pédale Lausannoise fuhr ich u.a. auch einige Bergrennen. So deplazierten wir uns mit den Vereinskollegen vom PL an einem Samstagnachmittag von Lausanne nach Chippis mit unseren Rennräder. Übernachtung in der Jugend-Herberge und Start am Sonntagmorgen von Sierre nach Montana. Nach der Preisverteilung – 21. Rang – wiederum auf unseren Rennräder nach Lausanne. (Distanz Lausanne / Sierre etwas über 100 Km). Ebenso mit dem Rad am Samstag nach Martigny und Sonntagmorgen das Bergrennen Martigny / Verbier. Die ersten 25 konnten am Nachmittag ein Kriterium in Verbier fahren. Ich war nicht dabei und eigentlich froh, denn in Verbier gibt es keine flache Strasse! Heimfahrt nach Lausanne natürlich wieder mit dem Rennrad! Bei einem Strassenrennen in Annecy (Frankreich) mit 121 Fahrern begann es kurz nach dem Start zu regnen. Auf dem Col des Montets sowie Col des Fleuris ging der Regen in Schnee über und das Feld wurde immer kleiner. Ein Fahrer setzte sich von unserem kleinen Feld ab und im Spurt und Regen konnte ich den Sprint gewinnen und 2. Platz belegen. In den 60iger Jahren gab es noch keinen Fotofinish und die Jury konnte bei einem Massenspurt nur die ersten Fahrer richtig klassieren. Alle folgenden Fahrer wurden ex-equo klassiert. So auch bei einem Strassenrennen in Morges. Die Jury konnte die ersten 6 Fahrer erkennen und klassieren. Ab dem 7 Rang wurden zuerst alle welschen Fahrer klassiert und alsdann die Deutschweizer Fahrer. Ich war für den VC Riehen gemeldet und fuhr als guter Sprinter ganz vorne mit. Meine Frust war gross und so reklamierte ich vor der Preisverteilung und erklärte dem Jury-Präsidenten, dass ich im Welschland ansässig und auch Mitglied des PL sei. Es nützte und wurde als 7. Fahrer in die Rangliste aufgenommen und erhielt eine Langspielschallplatte und einen Collé. Bei einem Kriterium in Chens-sur-Léman (Frankreich gegenüber Rolle) packte ich mein Seidentrikot des VCR ein, welches ich auch auf der Bahn benützte. Am Start in vorderster Reihe kommt ein Jury-Mitglied zu mir und meint, laut Reglement ist das Seidentrikot nicht erlaubt und ich könne nicht starten. Ein Kollege vom VC Lancy (Genève) streckt mir ein Wollentrikot zu und ich fahre am Schluss auf den 5.Platz. Fahrt von Lausanne nach Yvoire mit dem Schiff und einige Kilometer mit dem Rennrad! |
8.8.2015 Prämiensprint mit Fest
Von Karl Heinzmann
Lange ist es her, doch es bleibt mir ewig im Gedächtnis. Ich bin gerne Rennen im Breisgau gefahren. Riegel, Freiburg, Reute, Merdingen.Da bei diesen Rennen immer eine gute Stimmung, wie an einem Dorffest, anzutreffen war. Und weil die Stimmung so gut war, kamen jeweils einige Schlachtenbummler(Fans) aus Möhlin mit. So auch anfangs der 60-iger Jahre nach Reute. Weil meine Fans mit der Zeit mitbekommen haben, dass es an diesen Rennen immer viele Prämien zu gewinnen gab, sagten sie vor dem Rennen, wir haben nach dem Rennen immer einen grossen Durst vom Schreien. Du musst uns bei einem Prämien-Sprint mit etwas Flüssigem versorgen. Wir rufen dir dann zu, wenn es etwas Gutes zu gewinnen gibt. Eigentlich war ich nie ein grosser Prämienjäger. Ich konzentrierte mich eher auf die Punktewertungen, um am Schluss einen guten Rang zu erreichen. Aber ich konnte an diesem Rennen die Wünsche meiner Freunde nicht ausschlagen. Und so hörte ich schon nach einigen Runden :” Karli, es goht um ene Chischte Bier”! etwas später :” Karli. es goht um zwei Fläsche Wisse” Also legte ich jeweils den richtigen Gang auf und holte diese beiden Prämien. Da ich später noch in einer Fluchtgruppe unterwegs war, gewann ich noch weitere Prämien. |
Es waren dies eine halbe Seite Speck, ein grosses Bauernbrot und ein Federballspiel. Nach dem Rennen, das ich in den vorderen Rängen beendete, waren meine Freunde hell begeistert, dass ich die beiden Prämien für sie abgeholt habe. Sie haben nicht mitbekommen, welche weiteren Prämien ich gewonnen hatte. Nach dem Rangverlesen habe ich zwei Kollegen mitgenommen, um die Prämien abzuholen. Ich konnte ja nicht alles selber tragen. Als meine Fans die Gaben sahen, waren sie der Meinung, dass man am besten an den nächsten Waldrand fährt, und dort ein kleines Fest zu veranstalten. So wurde es auch gemacht. Und wie wir Schweizer es gewohnt sind, wurde auch ein Feuer entfacht. Es wurde getrunken, Speck und Brot gegessen, gelacht, mit dem Federball gespielt. Alles war in bester Ordnung. Bis plötzlich die Gendarmerie auftauchte. Ein Polizist klärte uns auf, dass es in Baden-Würtemberg verboten sei, im Wald ein Feuer zu entfachen. Wir entgegneten ihm, dass so ein Feuer bei uns einfach dazu gehört. Der Polizist wollte nicht darauf eingehen und verlangte, dass das Feuer sofort gelöscht werde. Und beharrte darauf, trotz unseren Protesten. Und so mussten einige Flaschen Bier geopfert werden, bis das Feuer gelöscht war. So nahm ein schöner Tag sein Ende. Noch heute höre ich manchmal den Gremper Willi (ein FCB-Fan) sagen : “Weisch no dört-z-mol z Reute, das isch no e Fäscht gsi.” |
29.7.2015 Eine Radsportepisode aus den Anfängen
Von Werner Schaffhauser
Meine erste Zürimetzgete als Amateur B im Jahre 1954 bevor ich mich 1955 zum Amateur A qualifizierte werde ich nie und nimmer vergessen. Ja 1954 da waren bei den B-Amateuren noch 2 Felder a je 250 Fahrer am Start.
Da ich noch in den Anfängen als junger Rennfahrer war, habe ich mich beim schon erfahrenen und gestandenen Werner Arnold, der dieses Rennen bei den A-Amateuren schon gewonnen hatte und mit dem ich viele Trainingskilometer absolvierte erkundigt, auf was ich besonders gut achten musste, um im riesigen Feld keine Fehler zu machen.
Er gab mir viele gute Ratschläge, wie:
- halte dich im grossen Feld zurück, such dir sichere Hinterräder, denn die Sturzgefahr ist gross.
- bleibe im Feld eher auf die rechte Fahrbahnseite orientiert.
- schonende Fahrweise bis zum Ort Glattfelden.
- zwischen Glattfelden und Kaiserstuhl gibt es Positionskämpfe, schaue, dass du schon vor Glattfelden im ersten Drittel des Feldes
fährst.
- in Kaiserstuhl solltest du in den ersten 30 Fahrern sein, denn dann beginnt der Anstieg zur Piece de Resistance dem Siglistorfer.
- da der Beginn des Aufstiegs steil und auf Naturstrasse erfolgt haben die ungeübteren Fahrer jeweils Probleme mit der
rechtzeitigen Schaltung auf die kleineren Gänge.
- viele Fahrer müssen dann absteigen und die Strasse ist für die weiter hinten Fahrenden versperrt und man muss absteigen
- die Folge davon der vordere Teil der Fahrer ist auf und davon und wird meistens bis ins Ziel nicht mehr eingeholt.
- die Abfahrt ist heikel, besonders die letzte Rechtskurve vor der Brückenpassage nach Siglistorf benötigt besondere Vorsicht.
- die Kurve ist eng, bremse rechtzeitig an, ansonsten besteht die Gefahr, dass du geradeaus fährst, und auf dem
dahinterliegenden Miststock landest.
All diese Ratschläge habe ich zu Herzen genommen und bin die Strecke im Training abgefahren.
Von Werner Schaffhauser
Meine erste Zürimetzgete als Amateur B im Jahre 1954 bevor ich mich 1955 zum Amateur A qualifizierte werde ich nie und nimmer vergessen. Ja 1954 da waren bei den B-Amateuren noch 2 Felder a je 250 Fahrer am Start.
Da ich noch in den Anfängen als junger Rennfahrer war, habe ich mich beim schon erfahrenen und gestandenen Werner Arnold, der dieses Rennen bei den A-Amateuren schon gewonnen hatte und mit dem ich viele Trainingskilometer absolvierte erkundigt, auf was ich besonders gut achten musste, um im riesigen Feld keine Fehler zu machen.
Er gab mir viele gute Ratschläge, wie:
- halte dich im grossen Feld zurück, such dir sichere Hinterräder, denn die Sturzgefahr ist gross.
- bleibe im Feld eher auf die rechte Fahrbahnseite orientiert.
- schonende Fahrweise bis zum Ort Glattfelden.
- zwischen Glattfelden und Kaiserstuhl gibt es Positionskämpfe, schaue, dass du schon vor Glattfelden im ersten Drittel des Feldes
fährst.
- in Kaiserstuhl solltest du in den ersten 30 Fahrern sein, denn dann beginnt der Anstieg zur Piece de Resistance dem Siglistorfer.
- da der Beginn des Aufstiegs steil und auf Naturstrasse erfolgt haben die ungeübteren Fahrer jeweils Probleme mit der
rechtzeitigen Schaltung auf die kleineren Gänge.
- viele Fahrer müssen dann absteigen und die Strasse ist für die weiter hinten Fahrenden versperrt und man muss absteigen
- die Folge davon der vordere Teil der Fahrer ist auf und davon und wird meistens bis ins Ziel nicht mehr eingeholt.
- die Abfahrt ist heikel, besonders die letzte Rechtskurve vor der Brückenpassage nach Siglistorf benötigt besondere Vorsicht.
- die Kurve ist eng, bremse rechtzeitig an, ansonsten besteht die Gefahr, dass du geradeaus fährst, und auf dem
dahinterliegenden Miststock landest.
All diese Ratschläge habe ich zu Herzen genommen und bin die Strecke im Training abgefahren.
Nun das Rennen:
Das Amateur B-Feld 1 startete am Sonntagmorgen um 6 Uhr in der Früh ! logisch, dass ich nervös war und schon vor dem Start meine Nervosität zweimal auf dem Clo herunterspülte! Ich reihte mich mitten im Feld ein und versuchte mich so schonend als möglich zu verhalten. Zum Glück wurde ich in keinen der vielen Stürze verwickelt. Ich hielt mich wenn immer möglich an die Ratschläge von Werner Arnold, was aber nicht immer einwandfrei gelang. Nach Rorbas ging es zügig im grossen Gang die Wagenbreche hoch und dann Richtung Glattfelden, wo der Kampf um die vordersten Positionen im Feld der immer noch 200 Fahrer begann. Auf dieser Geraden zwischen Glattfelden und Kaiserstuhl kam es wieder zu Stürzen, denen ich gottseidank ausweichen konnte. Mit Glück konnte ich mich in den ersten 60 Positionen halten. Es kam, wie es kommen musste: da ich nicht in den vorderen Positionen fuhr, musste ich wie alle hinter mir Fahrenden anfangs Siglistorfersteigung absteigen, da sich Fahrer auf der steilen Naturstrasse verschalteten und schon abgestiegen waren und somit den Weg versperrten. Mit Müh und Not konnte ich wieder aufsitzen und Tritt finden, was auf dieser steilen Naturstrass nicht einfach war. 😦 |
Die ersten ca 80 Fahrer waren aber auf und davon und bis ins Ziel nicht mehr gesehen. Im Aufstieg kam dann für mich die Müdigkeit, die Unerfahrenheit und eine Schwäche dazu, sodass ich noch von etlichen Fahrern überholt wurde. In der Abfahrt dann, wurde mein Ehrgeiz wieder angestachelt und ich fuhr in einem Höllentempo bergab. Plötzlich war ich vor der ominösen Kurve vor der man mich so eingehend gewarnt hatte. Ich sah nur noch die Brücke und wusste, diese Kurve schaffe ich nicht mehr. Bevor ich in die Brückenmauer fuhr, fuhr ich geradeaus und landete samt Velo mich überschlagend auf dem damals berüchtigten Miststock.!!! Das Ziel am Sihlquai erreichte ich schlussendlich noch in einem abgehängten Feld im 112 Rang ex equo. An den Beinen und an der Rennhose klebten immer noch Reste vom Miststock |
23.7.2015 Im Fass über die Niagarafälle
Von Jörg Hänggi
Wir sind schon bald eine Stunde unterwegs. Auf dem Radweg pedalen wir den See entlang. Ein sonniger Tag, dieser Sonntag; ideales Wetter an diesem wahrscheinlich letzten warmen Wochen-Ende dieses Jahres. Sie fährt voraus, ich bleibe dicht an ihrem Hinter-Rad. Sie kennt die Strecke und macht einen recht gut trainierten Eindruck in ihrem blauen Dress auf Ihrer eleganten Rennmaschine und ausserdem ist da der Alters-Unterschied. Alles gute Gründe, um in ihrem Windschatten zu bleiben. Es gibt noch einen Grund, aber den kenne nur ich, hoffe ich und ertappe mich dabei, wie ich ihren straffen Hintern, der sich rhythmisch und dicht vor mir bewegt, studiere. Also darum bin ich so nett und lasse ihr den Vortritt, denke ich. Sicher bin ich nicht. Vielleicht will ich mich auch für die kommende Steigung schonen? Schliesslich will ich ja nicht einen allzu miserablen Eindruck bei ihr hinterlassen, am Berg. Ich entschliesse mich zu akzeptieren, dass ich tatsächlich schon ein wenig müde bin. Immer noch besser als sich einzugestehen, dass ich der Freundin meiner Partnerin dauernd auf das pralle Ende starre. Also gut, denke ich, ich gebe es zu, ich bin bereits ein bisschen angeschlagen und dies ausgerechnet jetzt, wo sie mir gerade zugerufen hat, dass nun bald die Steigung komme. Ich mag Steigungen nicht, mochte sie nie und ausserdem hatte ich zu wenig Training. Aber sie erwähnte auch eine Abfahrt, als wir vor dem Aufbruch kurz die Strecke besprachen. Das tönte ja schon besser, war eher nach meinem Geschmack. Für mich bedeutete dies eine Belohnung für die Schinderei am Berg. Eine Schinderei würde es sicher werden für mich. Ich war sicher, denn das war es praktisch immer gewesen. Ich wusste zwar nicht, wie sie in der Steigung fahren würde, aber so wie sie bisher fuhr! Meine Beine waren so früh schon schwer. Dies allein überzeugte mich in meinen Befürchtungen. Ich konnte mir doch keine Blösse geben, dachte ich, eitel wie ich manchmal war. Wenn wenigstens ihr Freund oder meine Partnerin dabei gewesen wären, dann hätten die Männer, so quasi als Gentleman-Geste, den Damen den Vortritt lassen können. Ich und ihr Freund hätten so die Freundinnen unter sich ausmachen lassen können, wer die bessere Bergfahrerin sei. Sie hätten sich, gemütliches Plaudern vortäuschend, zurück fallen lassen können, ohne Verlust von Macho-Punkten. Aber so? Wie bogen in die sofort steil ansteigende Strasse. Nein, danke, schoss es mir durch den Kopf, das sieht ja mal wieder nach Leiden aus. Wenn ich nur schon oben wäre. Ich kann ihr gerade noch zurufen, dass ich ausgerechnet jetzt ein wenig Blei in den Beinen habe. Dann kann ich den Mund nur noch zum Keuchen brauchen. Sie fährt ruhig und gleichmässig. Ich kann mithalten, hinten! Es geht gerade noch. Ich war immer zu gross und zu schwer am Berg. Sie ist klein und viel, viel leichter als ich, dachte er. Kleine Leute sind bessere Kletterer auf dem Rennrad. Das weiss man doch. Mensch, ist es noch weit bis oben? Und dann ist sie viel jünger als ich, versuchte ich mich zu beruhigen. Viel jünger, viel jünger, viel jünger, fauchte ich innerlich bei jedem Tritt. Ich bin ja fast zwanzig Jahre älter, rechnete ich aus. Dazu kommen noch die zehn Jahre, um die ich mich älter als sonst fühle. Das sind zusammen rund dreissig Jahre mehr auf dem Buckel. Na also, dann darf ich doch wohl etwas mehr Mühe zeigen. Vor lauter Rechnerei hatte ich gut drei Meter verloren, die ich, mit starrem Blick auf ihren gleichmässig wiegenden Rücken und zusammen gebissenen Zähnen, sofort wieder aufholte. Alles was recht ist, aber abhängen lassen will ich mich nicht, ich stolzer Gockel. Da gilt es jeden Trick der Selbstüberlistung, auch der mit dem Speck vor dem Maul: wenn du sie nicht davonfahren lässt, darfst du mal mit ihr! Da kommt mir die Geschichte mit dem Schotten in den Sinn. Aus Sparsamkeitsgründen machte der Schotte seinen Brei für eine ganze Woche zum Voraus bereit. Natürlich wurde der Brei gegen das Ende der Woche fast ungeniessbar. Also stellte er sich als Belohnung ein grosses Glas Whisky neben den letzten Teller. Doch als er den letzten Mundvoll hinunter gewürgt hatte, nahm er den Whisky, kippte ihn zurück in die Flasche und sagte hämisch grinsend, da hab’ ich dich aber erwischt, du Säufer. Über diese Geschichte musste ich mitten in der grossen Anstrengung so lachen, dass ich fast nicht mehr richtig atmen konnte und zu husten begann. Also entschied ich mich für die Flucht nach vorne, mein Keuchen für einen kurzen Augenblick unterdrückend, mich während ein paar Pedal-Umdrehungen an ihre Seite gekämpft und fragte, ob es noch weit bis oben sei. Nur noch zwei-, dreihundert Meter, antwortete sie, munter lachend. Demonstrativ schnaubte ich wieder wie eine Lokomotive. Das Plaudern mit dem Lokführer ist untersagt, dachte ich. Ich habe es geschafft, wir sind gleichzeitig oben. Sie ist froh, dass sie nicht zugeben muss, dass sie am Schluss auch etwas Mühe hatte, offeriert mir eine Verschnaufpause und hält an. |
Aus meinem hochroten Kopf quillt der Schweiss und perlt sofort hinunter. Sie lächelt mich an, kein Schweisstropfen ist an ihr sichtbar. Nicht einmal feucht ist sie - auf der Stirn - denke ich. Ja, ja, Frauen schwitzen eben weniger, tröste ich mich. Nur ihre Wangen sind leicht gerötet. Also, wenn sie nichts dagegen hat, möchte ich eigentlich gerne sofort weiterfahren. Einfach so da stehen und sich beim Schwitzen zusehen lassen mag ich nicht. Sie hat nichts dagegen und wir fuhren locker auf der Hochebene und liessen die Köpfe kühlen. Die Aussicht ist wunderbar. Wir begegnen Läufern mit Startnummern auf Rücken und Brust. Lieber die als ich, rufe ich ihr zu. Sie nickt und lächelt verständnisvoll. Die Strasse bekommt Gefälle, die Abfahrt beginnt. Gott sei Dank, endlich, herrlich, rufe ich. Ich blicke hinunter in die Talsohle. Das ist aber wirklich nicht sehr viel Abfahrt, für so viel Leiden, denke ich. Na, ja, immerhin das und übersichtlich und steil ist sie, verspricht einen Hochgenuss der Geschwindigkeit. Also, auf geht’s. Ich bin schon gut in Schwung, Kopf runter, nach hinten rutschen auf dem Sattel, Knies zusammenklemmen. Juhuu.., entwischte es mir, als ich an ihr vorbei schoss. Pass auf, höre ich sie noch rufen. Ja, ja, kein Problem, Mensch das läuft, so ein Genuss! Ich peile die einzige Kurve in der Abfahrt an. Sie ist 180 Grad und gleichzeitig das am stärksten geneigte Strassenstück. Die Fahrbahn wurde, je näher ich an die Kurve kam, für meinen Geschmack etwas zu eng. Sehr eng! Muss ich mehr bremsen? Nein, aber aufpassen, beschliesse ich blitzschnell. Ich bin schon mitten drin, da spüre ich die Bodenwelle mit dem Sand obendrauf. Nicht so stark rein liegen, korrigieren, sonst rutschst du, sagt mir meine innere Stimme. Der linke Strassenrand mit der Markierungslinie, dem Grasstreifen, den grob gehauenen Eichenpfosten und den dazwischen gespannten Drähten, kommt rasend schnell immer näher. Meine Wahrnehmung beginnt auf Zeitlupen-Tempo umzustellen. Bild für Bild läuft jetzt alles für mich ab. Die Strasse hat eine schwache Linksbiegung im Anschluss an die enge Rechts-kurve. Die Pfosten-Reihe erschien darum in direkter Linie vor mir. Oh, nein, nur nicht auf die Pfosten, die mir wie angreifende Ungeheuer entgegen kommen, geschleudert werden, fährt es durch mein Zeitlupenhirn. Bitte nicht, Kopf weg halten, schreit die innere Stimme. Jetzt passiert es. Meine linke Schulter kracht mit einem Ohren betäubenden Knall auf das Holz. Ich habe die Augen geschlossen, will nichts mehr sehen. Ich spüre, wie ich abhebe, wie mein Körper sich in der Luft dreht. Ich habe das Gefühl, als sei ich in einem dunkeln Behälter eingeschlossen, in einem Satteliten, einem Fass. Im Fass über einen der Niagarafälle, warten auf den Aufprall, durchfährt es mich. Genau so muss das wohl sein. Warum fühle ich mich gerade jetzt so ruhig und beschützt? Gleich kracht es noch einmal und dann ist es zu Ende, denke ich. Dass das nun gerade so passieren muss, wundere ich mich. Und sie muss es miterleben, mit anschauen von hinten. Sie tut mir leid. Meine eigene Partnerin wird verschont vor dem Anblick, immerhin. Ich „schwebe“ noch immer und spüre nur die Drehung, höre den Luftstrom sausen. Der Tod kommt überraschend, denkte ich und warte, warte auf den Aufprall mit 80 Kilometern Geschwindigkeit, ohne Helm, warte auf das Ende. Alles geht so langsam. Schon wieder ungeduldig, lache ich in mich hinein und warte, warte, warte. Plötzlich ist um mich Lärm. Das Fass schlägt auf, denke ich, schlägt wieder und wieder auf. Ich werde herumgestossen und höre die Aufschläge aber fühle keinen Schmerz! Wo ist der verdammte Schmerz? Langsam verebbt das Getöse und es wird still um mich. Logisch, denke ich. Da, war das Vogel-Gezwitscher? Ich sehe das stereotype Bild des Ohnmächtigen mit den zwitschernden, kreisenden Vögeln über seinem Kopf. Was nun? Ist das echt? Paradies? Vielleicht ist es doch echt? Soll ich die Augen öffnen? Soll ich den Schmerz rein lassen? Kann ich das oder bin ich vielleicht schon tot? Die Schmerzen kommen ungerufen und der Reihe nach. Zuerst das rechte Bein, dann der rechte Unterarm, die linke Schulter. Dann folgt ein weiches Gefühl, ein gleichmässiger feiner Druck auf meinem Rücken und ich rieche den Duft von Gras. Vielleicht doch echt? Von der Strasse über mir höre ich Stimmen und ein bremsendes Auto. Ich erkenne die sanfte Stimme meiner Begleiterin. Sie ruft, ob ich sie hören könne. Ich hebe die linke Hand zum Zeichen, dass ich verstanden habe. Die Augen halte ich immer noch geschlossen. Die Vögel zwitschern wieder. Das muss echt sein! Ausser ihr höre ich noch andere Leute sich nähern. Sie reden auf mich ein, wollen helfen. Erst als sie meinen Kopf berührt, öffne ich die Augen. Sie kniet an meiner Seite und sieht süss aus, etwas blass. Ihre roten Bäckchen sind verschwunden, bemerke ich. Es bleibt bei meinem ersten Versuch, mich aufzusetzen. Ich gebe auf, mir wird schwindlig vor Schmerz und ich liege nun brav in der vom Samariterverband empfohlenen Seitenlage im dicken, weichen Gras. |
Der Krankenwagen kommt bald, sagt sie, meine intakte Hand haltend. Du hast Glück gehabt, scheint es, viel Glück. Bin ich noch einmal auf die Welt gekommen, frage ich mich. Hier liege ich auf der weichen, herbstlich duftenden Wiese und halte Händchen. Ich lächle zufrieden. Es tut wohl in der Seele. Das schrille Horn des Krankenwagens tönt störend und wohltuend zugleich, wird rasch lauter, zersägt die Sonntags-Picknick-Stimmung, die ich empfinde. Die Rettungs-Leute untersuchen mich, geben mir eine Infusion gegen Schmerzen und Starrkrampf und tragen mich auf der Bahre hinauf zur Strasse. Gratuliere, keuche ich, immerhin fünfundneunzig Kilo, tolle Leistung. Sein ganzer Körper hat angefangen zu zittern und ich habe Angst, wieder von der Bahre hinunter vibriert zu werden, wenn sie mich nicht fest angurten. Ich zittere wie ein alter Schiffsmotor. Hoffentlich halten die Gurten, versuche ich zu scherzen. Die Fahrt zum Spital ist kurz. So sehr bin ich damit beschäftigt, bei der kleinsten Bewegung des Autos meinen Körper auf zusätzliche Schmerzen abzufragen, dass ich nicht mitbekomme, wie wir das Spital erreichen. Ich zittere immer noch heftig und kann überhaupt nichts dagegen tun, als sie mich von der Bahre auf den Untersuchungstisch hinüber heben. Ich fürchte, dass ich ihnen wie ein zappelnder Fisch aus den Armen hüpfe. Aber sie schaffen es, haben schon ganz anderes geschafft. Neben der Ärztin und einem Pflegeteam ist auch meine Begleiterin wieder dabei. Zusätzlich zur Infusionsflasche ist auch ihr Händchen wieder angeschlossen. Ein niedliches kleines Händchen. Es ist mir im Moment wichtiger als alle Spritzen und Instrumente. Es tut gut. Der Arm ist nicht gebrochen, höre ich jemanden sagen, während ein Pfleger mir von seiner drei tausend Franken kostenden Rennmaschine erzählt. Ganz raffiniert, denke ich, die Ablenkung beruhigt mein noch viel zu schnelles Atmen. Plötzlich packt mich die Panik. Ich versuche die Ärztin fest zu halten. Sie muss mir zuhören! Es ist doch ganz enorm wichtig! Warum will sie es nicht verstehen? Endlich hält sie inne und hört mir zu. Ich bringe aber zuerst kein Wort heraus, schnappe nur nach Luft und bekomme trotzdem zu wenig, hyperventiliert, will, muss es ihr sagen. Endlich kommt meine Stimme zurück: Meine Partnerin anrufen, schonend beibringen, nicht belasten, bitte, sie muss zur Prüfung, es ist unheimlich wichtig! Ich keuche. Sie fragt: Welche Prüfung? Ach so, Wirtschaftskunde, ja, seien sie unbesorgt, atmen sie langsam, wir machen das schon. Ich lasse sie los. Hat sie verstanden? Ich glaube es nicht. Der Pfleger redet auf mich ein und kurz bevor es mir schwarz vor den Augen wird, werde ich ruhiger. Trotzig murmle ich: es ist aber wirklich wichtig. Ich fühle mich schuldig, dass ich die Partnerin mit meinem Unfall, mitten in der Prüfungs-Vorbereitung belasten könnte. Für kurze Zeit ist es ganz still im Raum. Nur noch meine Hand-Zärtlichkeits-Infusion steht neben mir und hat eine beruhigende Wirkung. Ich muss plötzlich über die Situation lachen und kichere ihr zu: Ich träumte schon lange davon, einmal mit Dir Händchen halten zu können und jetzt habe ich halt diesen Trick mit dem Unfall durchgezogen, um dazu zu kommen. Beide lachen leise und ich füge etwas ernsthafter bei: Es tut gut zu spüren, dass man Freunde hat. Wir warten auf unsere Partner, die auf dem Weg sind um uns abzuholen. Wie aus heiterem Himmel schüttelt mich plötzlich ein Weinkrampf. Ich ahne nicht warum. Das müssen die Nerven sein, erkläre ich mir verlegen und völlig überflüssig. Nach zwei Minuten ist alles vorbei und jetzt bin ich total entspannt. Alles scheint mir klar. Ich habe viel Glück gehabt, habe nochmals eine neue Chance bekommen mit meinem Leben. Ich möchte meine Händchen-Fee umarmen, so quasi als Vertreterin der restlichen Welt, halte mich aber zurück und begnüge mich mit einem Lächeln zu ihr hin und hoffe, dass sie darin die Umarmung spürt. Ausserdem ist ruhig liegen weniger schmerzhaft, tröste ich mich. Die Partner sind angekommen. Ja, das war ein Flug und Glück hat er auch gehabt, ja, ja. Soso, einem Indianer in voller Kriegsbemalung gleicht er, jaja, haha! Der Indianer bekommt einen Kuss, den er wie gute Medizin hinein saugt, während das andere Paar sich begrüsst. Mir wird auf einen Rollstuhl geholfen und der kleine Fasnacht-Umzug setzt sich in Richtung des Ausgangs in Bewegung. Ich komme mir vor wie der Hauptdarsteller in einer jener billigen Fernseh-Serien. Ich hätte mir diese Rolle immer gewünscht, mein Kostüm sieht recht stark aus, scherze ich. So richtig zerfetzt und blutverschmiert sehe ich aus, Klasse. Erst jetzt bemerke ich, dass das Kostüm nicht mehr ganz jugendfrei ist, wie ich auf meine Hose hinunter schaue. Etwas zu stark geschminkt, lacht meine Partnerin. Ich sitze auf dem Beifahrersitz und bin startklar. Vielen Dank und auf wieder sehen, höre ich mich rufen und fahre gleichzeitig zusammen, denn „auf Wiedersehen“ lieber doch nicht, danke, so nicht. Ich erzähle meiner Freundin, dass ich im Fass über die Niagarafälle hinunter gefallen bin und als Indianer unten raus kam. Das hat noch keiner vor mir geschafft. Und jetzt wird mein Leben wieder von neuem anfangen. Nicht als Indianer, aber etwas reicher an Erfahrung und Dankbarkeit. |
15.7.2015 Der Hungerast
von Bruno Wüest
1966 durfte ich an einem internationalen 2 Etappenrennen im Elsass teilnehmen. Die Einladung erfolgte an den VC Riehen, weil Kurt Kaiser vom VC Riehen beachtliche Erfolge im Elsass eingefahren hatte. Für ein “Amateurli” ungewohnt war, dass 2 Etappen am gleichen Tag gefahren wurden. Am Morgen eine Flachetappe über ca. 80 Km, welche ich gut im Feld versteckt, mit einem 18.Rang, auf den Pflastersteinen in Münster (F), holpernd erspurten konnte. Mit dabei, die für die Tour de l`Avenir selektionierten Franzosen, mit dem erst 18-jährigen Amateur Strassenweltmeister Jaques Botherel. Klar dass ich den Hintern lupfte, als das Weltmeistertrikot unmittelbar vor mir fahrend einen Antritt lancierte und ich stupend mit dem Weltmeister weg fuhr. Zwar eine mutige aber fatale Entscheidung, denn der Weltmeister hatte grausam Zug und ich führte schon am Hinterrad voll und so blau wie das Riehenertrikot dass sich kaum von meinem blauen Grind abhob. Es kam wie es kommen musste, denn der Weltmeister löste die Führung ab, er wusste ja nicht, dass ich am anderen Tag um 7 Uhr wieder an meinem Arbeitsplatz bei Roche antraben musste und einen reinen Amateurschwur leisten konnte. Innert Sekundenbruchteilen war mir klar, wer hier der Weltmeister ist und er fuhr mir einfach davon, ohne dass ich die geringste Chance gehabt hätte, ihm zu folgen. Der Klügere gibt nach und ohne seine Meinung einholen zu können, einigte ich mich auf ein Unentschieden mit ihm. Ich wollte ja in Münster ankommen, was mir mit dem 18.Rang zwar bescheiden, aber bei der internationalen Konkurrenz für mich beachtlich gelang. Ziel = Mittagspause = Mittagessen. Alle Rennfahrer sassen in einem Restaurant in verschiedenen Sälen, an riesigen Tischen zusammen. Als ganze Platten mit Steaks hingestellt wurden, prasselte eine Armada von Gabeln auf die Fleischstücke, um sich wie von Piranhas befallen, des Fleisches zu bemächtigen. |
Die französischen Vollblutrennfahrer frassen wie die Wölfe, während das Schweizer`chen völlig kaputt von der ersten Etappe, immer noch auf dem gleichen Bissen herumkaute. Ich war es mir einfach nicht gewohnt, so kurz nach einem Rennen gleich wieder zu Essen und verpflegte mich eher in homöopathischen Mengen.
Nach einer kurzen Mittagszeit erfolgte der Start zur 2. Etappe Richtung Grand Ballon. Taktisch klug fuhr ich in ca. 10. Position und als 1.Schweizer (!) in den Grand Ballon hinein. Die L`avenir Franzosen gaben den Tarif durch und fuhren in Einerkolonne mit einem horrenden Tempo die ersten Kehren des Passes hoch. Es war geil, aber nicht lange, denn meine bescheidenen Kraftreserven waren schon verpufft und ich wählte explodierend den Kriechgang. Ich hatte einen Hungerast eingefangen und bis zur Passhöhe war es noch weit. Es überholten mich Schweizerrennfahrer mit einem aufmunternden Spruch, doch durchzuhalten. Auf dem Grand Ballon meldete mir unser Rennchef Mundi Kaiser "25 Minuten Rückstand auf die Spitze". Meine schauspielerische Meisterleistung bewog ihn zur Aussage "weiter fahren". Die Abfahrt konnte ich noch gut meistern, aber auf dem nachfolgenden Flachstück wurde ich immer wieder von kleinen Grüppchen eingeholt. Von den Baslerfahrern die ich kannte, bettelte ich jeweils etwas zu fressen ab, was mir meistens gewährt wurde, ich wähnte mich im Zoo. Mit Klubkollege Knut Stroemsoe (Norwegen) nahm ich den Col du Hunsruck in Angriff, war aber dermassen entkräftet, dass ich den wuchtigen Sprintertyp ziehen lassen musste. Ich hängte mich an Autos, damit ich überhaupt den Pass hoch kam. Auf der Passhöhe hatte ich den grausamsten Hungerast den man sich nur vorstellen kann. In der Abfahrt hatte ich kaum die Kraft, einen Bremsgriff zu ziehen und die Beine liess ich nur noch hängen, ohne sie noch leer drehen zu können. |
Aber jede Abfahrt hat mal ein Ende, nur diese endete in eine kleine Gegensteigung und es war mir bewusst, dass ich irgendwann wieder treten müsste.
Doch ich konnte die Beine nicht mal mehr leer drehen und als das Tempo in der Gegensteigung gegen Null tendierte, konnte ich nur noch kippend absteigen und das Rennvelo neben mir herschieben. Ich schätzte die Einsamkeit im Elsass sehr. Als es flacher wurde setzte ich mich wieder auf den gottverdammten Göppel und fuhr im Zick Zack an einen Weiler mit 3 Bauernhäuser, wo ca. 20 applaudierende Zuschauer standen. Mitten auf der Strasse kippte ich einfach um und die begeisterten Franzosen hievten mich links und rechts stützend in die Küche des Bauernhauses, wo ich mich in einer Ecke, auf eine mit Holz gefüllte Harasse setzte. Ein kleiner Junge beäugte mich auf Augenhöhe wie von einem anderen Stern und ich setzte ihm mit letzter Kraft mein Rennkäppi auf. Die Bauersleute gaben mir Brot und eine Wurst, welche ich gierig wie ein Staubsauger in mich hinein schlang. Man braucht keinen Privatjet oder eine Motorjacht, man kann mit wenig glücklich sein. Plötzlich etwas Hektik und ich hörte etwas von' Bäsewoage'. Die freundlichen Lebensretter begleiteten mich in hölzernem Gang zum wartenden Besenwagen. Als die Verdeckplane hinten aufgeschlagen wurde, ertönte von der vollbesetzten Ladefläche im Chor “jä Mausi bisch au do”. Ich hatte ein Heimspiel mit den Baslern auf der Ladebrücke des Besenwagens und war eine existentielle Erfahrung reicher. Bruno Wüest alias Mausi |
Aus Wikipedia
Der „Mann mit dem Hammer“ ist eine im Ausdauersport gebräuchliche Bezeichnung für einen plötzlichen Leistungseinbruch infolge Kohlenhydratmangels.[1] Gelegentlich wird das Phänomen auch als „vor die Wand laufen“ (nach der im Englischen dafür gebräuchlichen Bezeichnung „hitting the wall“) oder insbesondere im Radsport und Skilanglauf als „Hungerast“ bezeichnet.[2]
Der „Mann mit dem Hammer“ ist eine im Ausdauersport gebräuchliche Bezeichnung für einen plötzlichen Leistungseinbruch infolge Kohlenhydratmangels.[1] Gelegentlich wird das Phänomen auch als „vor die Wand laufen“ (nach der im Englischen dafür gebräuchlichen Bezeichnung „hitting the wall“) oder insbesondere im Radsport und Skilanglauf als „Hungerast“ bezeichnet.[2]
7.7.2015 Mein erster Sieg
Von Kurt Kaiser
1961, 19 Jahre jung, mein erster Auslandsaufenthalt, in Marseille/Frankreich. Zum Glück hatte ich mein Rennvelo und somit eine gute Freizeitbeschäftigung. Bald habe mich einem Verein angeschlossen. Ende Januar 1962 das Saisoneröffnungsrennen in Marseille. Ein Kriterium in 2 Läufen. Die 30 Besten der beiden Vorläufe konnten am Nachmittag das Hauptrennen fahren. Achtung fertig los! Wie von der Tarantel gestochen wird losgefahren. Die erste Runde im Höllentempo. Jeder will vorne sein. Oft fällt das Tempo am Ende der 1. Runde zusammen. Ich mache mir dies zu Nutzen und ziehe gleich durch. Meine Gegner habe ich erst im Ziel wieder gesehen. Am Nachmittag das Hauptrennen. Von Vereinskollegen (Pédale Joyeuse Marseille) werde ich vor dem Start gehänselt‚ wirst wohl das Gleiche versuchen wie am Morgen‘. ‚Nein, nein‘ war meine Antwort, ‚Jetzt sind doch Alle gewarnt‘. Achtung fertig los! Wie am Morgen, ein schneller Start und am Ende der Runde fällt das Tempo zusammen. Entgegen meiner ursprünglichen Absicht, entschliesse ich mich doch, die Situation auszunutzen und wieder voll durch zu fahren. Mit Erfolg. Bis ins Ziel wieder eine Solofahrt und mein erster, überlegener Sieg an einem Rennen. Mit grossem Stolz und Blumenstrauss auf der Ehrenrunde. |
Nach dem Rennen bin ich schnurstracks zu einem Mitglied des Vereins gefahren, der mich oft zu sich nach Hause einlud und den schlaksigen ‚petit Suisse‘ verköstigte und auffutterte. Mit meinem Verdienst als ‚stagiaire‘ hatte ich nicht genug Geld zum Leben noch zum Sterben. Mit Freude und dankbar habe ich den ersten Blumenstrauss ihm und seiner Gemahlin überbracht. Nicht ohne Stolz habe ich am folgenden Tag die Zeitungskommentare über das Saisonerföffnungsrennen gelesen; un espoir: Kaiser; la rélévation d’un futur routier de valeur; Ne doutons pas que nous avons vu là un futur grand espoir provençal (allerdings mit Schweizer Akzent). Noch mehr zu zitieren was da geschrieben wurde, wäre peinlich. Doch gerne liess ich den Spot von Arbeitskollegen bezüglich ‚espoir provençal‘ über mich ergehen. 3 Monate später ist die ‚espoir provençal‘ in die Schweiz zurück gekehrt und hat einen Traum wahr gemacht. Sieg bei den Amateuren an der MvZ und keiner kannte ihn. KK |
18.4.2015 Solosieg mit plattem Hinterreifen
Von Bruno Wüest
1968 an einem Samstagmorgen schlenderte ich durch die Stadt, da begegnete mir Rennfahrerkollege Ernesto Guidali und fragte mich spontan "Mausi begleitest du mich an ein Rennen im Elsass, ich brauche dringend Geld". Klar komme ich mit, denn mit dem jungen Elitefahrer Ernesto Guidali ist es immer lustig an ein Rennen zu gehen. Schon am Nachmittag fuhren wir mit unseren Auto los, den typischen Modellen der 60-ziger Jahre. Ziel war das von Basel 66 Km entfernte, idyllisch gelegene Dörfchen St. Amarin. Viele Basler Rennfahrer sind dieses Rundstreckenrennen gefahren mit der Rundenlänge von ca. 10 Km, die 12 mal zu befahren sind. So stand also Ernesto Guidali mit ca. 100 Fahrer am Start. Ernesto war in einer Bombenform, austrainiert mit braungebrannten Beinen wie Bleistifte und kein Gramm Fett am Ranzen, wovon er heute noch profitiert. Eingekleidet im Kriegsschmuck seines populären Elite Rennteams Savro, strahlte er die Kampfkraft eines hungrigen Tigers aus oder eben eines Radrennfahrers der Geld brauchte. Das Rennen startete bei prachtvollem Sommerwetter und animiert nahm der Tross die ca. 120 Km unter die glitzernden Rennräder. Schon bald löste sich eine Spitzengruppe von 15 Fahrern, meist Franzosen aber auch Ernesto Guidali war aufmerksam und in der Spitzengruppe präsent. Ebenso die beiden elsässischen Favoriten Goetz und Jean-Claude Boulard, damals das Mass für einen Sieg im Elsass. Die Spitzengruppe harmonierte ausgezeichnet und das Feld war schon bald aussichtslos geschlagen. Da plötzlich, über 30 Km vor dem Ziel kommt Ernesto Guidali Solo voraus. Ja spinnt denn der, soweit vor dem Ziel schon anzugreifen, damit ist alles Pulver schon bald verschossen. Hinten zogen die Franzosen ein erbarmungsloses Mannschaftsfahren auf, nie und nimmer wollte man den Schweizer einfach so ziehen lassen. Goetz und Boulard verbogen sich und organisierten die ganze Einerkolonne zur Verfolgungsjagd. Aber Ernesto Guidali dehnte unwiderstehlich den Vorsprung Solo bis auf 2 Minuten aus. Es war eine stilistische Augenweide mit welcher Leichtigkeit er die grössten Gänge in Schwung hielt. Er war sozusagen der Hugo Koblet für Arme und es erinnerte mich an die legendäre Tour de France Etappe von Hugo Koblet, als er die gesamte Weltelite mit Bartali, Coppi etc. auf Distanz hielt. Sichtlich nervös kurvte ich mit dem Auto auf der Strecke herum, um die Entwicklung des Rennens gespannt zu verfolgen. Als ich ca. 5 Km vor dem Ziel auf einer breiten Strasse am Solist Ernesto vorbeifuhr, deutete er mir auf sein Hinterrad. Ich hatte es nicht bemerkt aber er hatte gopferdammi einen platten Hinterreifen. |
Die französischen Strassen mit den kilometerlangen Geraden, kamen diesem Pech entgegen, denn mit platten Collés konnte man geradeaus immer noch zügig fahren und nur in Kurven muss man enorm abbremsen, um nicht seitlich weg zu rutschen. Ernesto entschied sofort mit plattem Hinterreifen voll durch zufahren und sah auf seiner Solofahrt immer noch souverän aus. Würde das reichen, um die hinten voll bolzenden Franzosen in Schach zu halten.
Ich fuhr mit dem Auto voraus, die letzten 3 Km vor St.Amarin sind auf einer schmalen nur autobreiten Strasse, schön kurvig angelegt und ca. 2 Km vor dem Ziel konnte ich auf einem abzweigenden Feldweg parkieren. Gespannt wartete ich auf das Geschehen und da kam er, immer noch Solo voraus und schrie mir zu "Mausi schtell dr`Chare uff d`Stross". Daran hatte ich auch gedacht, aber nie und nimmer hätte ich mich getraut eine künstliche Barriere zu errichten. Man stelle sich vor, ein Schweizer voraus und dahinter eine verfolgende französische Armada die den Sieg nicht hergeben wollte und dann steht ein Auto quer auf der Strasse mit einem Schweizer Nummernschild, darin ein Kuhschweizer der die Gänge nicht findet um zu parkieren. Die Guillotine wäre mir sicher gewesen. Aber da der Vorsprung von Ernesto immer noch 1 Minute betrug war ich mir sicher, dass er den Sieg nach Hause fahren würde. Am Ziel war eine regelrechte Hype, das Dorf spielte verrückt, Ernesto war der Superstar, den er wirklich am diesem Tag verdient hatte. Es gab eine grossartige Siegerehrung, die Jeune fille waren verückt nach diesem Prachtsburschen der auf dem Zenit seiner Brunst stand. Sogar mir, nur als Begleitperson zugegen, steckten die Girls ihre Telefonnummern zu. Endlich vor der Heimfahrt, erklärte mit Ernesto warum er so früh weggefahren ist. Er brauchte die Durchfahrtsprämien, welche nämlich sofort ausbezahlt wurden. Das Sieggeld für das Rennen, wird erst Ende Saison zentral von Paris ausbezahlt. Er brauchte das Geld aber jetzt. Zudem habe Goetz in der Spitzengruppe gesagt, "Ui es ist schnell heute", da habe er gedacht, wenn Goetz das sagt, dann muss ich wegfahren. Ich war Zeitzeuge einer seiner schönsten Siege von Ernesto geworden, welcher ich nie vergessen werde. Ein Jahr später, startete Ernesto mit dem ganzen Rennteam von Savro. Jedoch hatte Ernesto seine Rennschuhe vergessen und fuhr das Rennen in Turnschuhen. Er habe am Abend auf seinen Fussohlen die Pedalabdrücke anschauen können, erzählte er. Typisch Ernesto, immer mit enorm Druck auf den Pedalen. Dank Absprache mit Ernesto und Bruder André konnten wir die Story grösstenteils rekonstruieren. Zeit solche Storys aufzuschreiben, bevor die Erinnerung an diese Epoche vollständig verloren geht. Leider sind Fotos und Dokumente im Fundus von Max Rey verschollen. Bruno Wüest alias Mausi |
28.4.2015 Der Döschwo
Von Bruno Wüest
Anfang der Siebziger Jahre schaukelte man noch im Döschwo durch grüne Wiesen und Wälder. Die Schlacht am Abendrennen (Paulirennen) im Elsass war wieder einmal geschlagen, nur musste man vor Einbruch der Dunkelheit mit dem Rennvelo noch nach Hause kommen, es gab noch keine Sommerzeit. Vorsorglich hatte ich meinen Döschwo bei Kembs-Loechle parkiert um mein Rennvelo einzuladen, damit ich sicher und ohne Busse wegen Velofahrens ohne Licht, nach Hause komme.
Der Döschwo war sich damals noch nicht bewusst, dass er einst Kulturgegenstand würde, denn die Füllstandkontrolle für das Benzin erfolgte, indem man eine Messlatte aus dem Benzintak zog um den Füllstand abzulesen, vermutlich gegen Aufpreis. Die Scheibenwischer waren mit dem Drehen der Räder gekoppelt, wenn man stillstand, standen auch die Scheibenwischer still. Die Messung der Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h scheiterte auf der Flughafenstrasse, weil der Flugplatz zu früh kam.
Aber nichtsdestotrotz, war an diesem Rennabend auch Peter Abt und Knut Stroemsoe froh, ihre Rennräder hinten im Döschwo verstauen zu können. Wenn man das Vorderrad herausnahm konnte man 3 Rennvelos bei umgeklappter hinterer Sitzbank versorgen. Nur waren wir nun zu Dritt um auf den vorderen 2 Sitzplätzen, respektive Gartenstühlen, Platz zu nehmen. So sassen wir also dicht gedrängt im vollen Renndress hinter der Frontscheibe des Döschwo. Immer noch heiss vom Abendrennen pilotierte ich nun in Jo Siffert-Manier über St.Louis und Bourgfeldergrenze nach Basel. Da noch schnell bei Gelb-ROT über die Ampel geflitzt und innerorts ein bisschen viel von zu schnell, erreichten wir das Zuhause von Peter Abt.
Als wir ausstiegen, stieg auch ein fliegender Polizist mit gezücktem Bussenblock vom Motorrad. In diesem Moment begann Knut Stroemsoe schwer zu humpeln und klagte dem Schuggermysli, dass er verletzt sei und ich ihn freundlicherweise mitgenommen hätte. Nun Knut war ein ausgezeichneter Arzt, aber ein miserabler Schauspieler, aber immerhin es reichte für ein schmunzeln des Schuggermyslis. So wandte sich das Schuggermysli nicht in schlechtester Laune, mir Jo Siffert zu und zählte mir die Verkehrsverstösse auf:
1. Bei Rot über die Ampel gefahren,
nun ja Herr Polizist, ich hatte noch ein bisschen Gelb gesehen und ich wollte ja nicht dass mir jemand hintendrein kracht, ich gehe da auf
Sicher.
2. Innerorts Geschwindigkeitsübertretung von über 10 Stundenkilometer,
nun ja Herr Polizist, die Tachonadel schwankt halt enorm beim Döschwo, man kann die Geschwindigkeit gar nicht richtig
ablesen, ich fahre dann nach Gehör und bei Rückenwind wird das dann schwierig.
3. Zu Dritt auf den vorderen 2 Sitzplätzen,
nun ja Herr Polizist, dass Risiko den armen Kerl ohne Licht auf dem Rennvelo heimfahren zu lassen war mit zu gross, ich gehe
da auf Sicher. Zudem habe ich ein weiches Herz, sie wissen wegen der Verletzung und Sechs Augen sehen mehr als Vier.
Das Schuggermysli hatte erkannt dass wir Vollsportler waren und einen gewissen Unterhaltungswert pflegten. Er liess aus Sympathie den gesunden Menschenverstand walten und verknurrte mich für die 3 Vergehen zu einer Sammelbusse von 25.-CHF, welche ich sofort akzeptierte und die Quittung unterschrieb, er wollte ja ein Autogramm von Jo Siffert. Bruno Wüest
(Jo Siffert, Schweizer Formel 1 Pilot, 1971 tödlich verunglückt)
Anfang der Siebziger Jahre schaukelte man noch im Döschwo durch grüne Wiesen und Wälder. Die Schlacht am Abendrennen (Paulirennen) im Elsass war wieder einmal geschlagen, nur musste man vor Einbruch der Dunkelheit mit dem Rennvelo noch nach Hause kommen, es gab noch keine Sommerzeit. Vorsorglich hatte ich meinen Döschwo bei Kembs-Loechle parkiert um mein Rennvelo einzuladen, damit ich sicher und ohne Busse wegen Velofahrens ohne Licht, nach Hause komme.
Der Döschwo war sich damals noch nicht bewusst, dass er einst Kulturgegenstand würde, denn die Füllstandkontrolle für das Benzin erfolgte, indem man eine Messlatte aus dem Benzintak zog um den Füllstand abzulesen, vermutlich gegen Aufpreis. Die Scheibenwischer waren mit dem Drehen der Räder gekoppelt, wenn man stillstand, standen auch die Scheibenwischer still. Die Messung der Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h scheiterte auf der Flughafenstrasse, weil der Flugplatz zu früh kam.
Aber nichtsdestotrotz, war an diesem Rennabend auch Peter Abt und Knut Stroemsoe froh, ihre Rennräder hinten im Döschwo verstauen zu können. Wenn man das Vorderrad herausnahm konnte man 3 Rennvelos bei umgeklappter hinterer Sitzbank versorgen. Nur waren wir nun zu Dritt um auf den vorderen 2 Sitzplätzen, respektive Gartenstühlen, Platz zu nehmen. So sassen wir also dicht gedrängt im vollen Renndress hinter der Frontscheibe des Döschwo. Immer noch heiss vom Abendrennen pilotierte ich nun in Jo Siffert-Manier über St.Louis und Bourgfeldergrenze nach Basel. Da noch schnell bei Gelb-ROT über die Ampel geflitzt und innerorts ein bisschen viel von zu schnell, erreichten wir das Zuhause von Peter Abt.
Als wir ausstiegen, stieg auch ein fliegender Polizist mit gezücktem Bussenblock vom Motorrad. In diesem Moment begann Knut Stroemsoe schwer zu humpeln und klagte dem Schuggermysli, dass er verletzt sei und ich ihn freundlicherweise mitgenommen hätte. Nun Knut war ein ausgezeichneter Arzt, aber ein miserabler Schauspieler, aber immerhin es reichte für ein schmunzeln des Schuggermyslis. So wandte sich das Schuggermysli nicht in schlechtester Laune, mir Jo Siffert zu und zählte mir die Verkehrsverstösse auf:
1. Bei Rot über die Ampel gefahren,
nun ja Herr Polizist, ich hatte noch ein bisschen Gelb gesehen und ich wollte ja nicht dass mir jemand hintendrein kracht, ich gehe da auf
Sicher.
2. Innerorts Geschwindigkeitsübertretung von über 10 Stundenkilometer,
nun ja Herr Polizist, die Tachonadel schwankt halt enorm beim Döschwo, man kann die Geschwindigkeit gar nicht richtig
ablesen, ich fahre dann nach Gehör und bei Rückenwind wird das dann schwierig.
3. Zu Dritt auf den vorderen 2 Sitzplätzen,
nun ja Herr Polizist, dass Risiko den armen Kerl ohne Licht auf dem Rennvelo heimfahren zu lassen war mit zu gross, ich gehe
da auf Sicher. Zudem habe ich ein weiches Herz, sie wissen wegen der Verletzung und Sechs Augen sehen mehr als Vier.
Das Schuggermysli hatte erkannt dass wir Vollsportler waren und einen gewissen Unterhaltungswert pflegten. Er liess aus Sympathie den gesunden Menschenverstand walten und verknurrte mich für die 3 Vergehen zu einer Sammelbusse von 25.-CHF, welche ich sofort akzeptierte und die Quittung unterschrieb, er wollte ja ein Autogramm von Jo Siffert. Bruno Wüest
(Jo Siffert, Schweizer Formel 1 Pilot, 1971 tödlich verunglückt)
7.3.2015 Die Geschichte vom Pullover
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