Sur les Champs Elysées
Seit
einigen Jahren schon ist im schweizerischen Aigle der Hauptsitz der UCI. Zum
gleichen Haus, für mich der Tempel des Radsports, gehört eine Unterabteilung
der UCI, das CENTRE MONDIAL DU CYCLISME (CMC). Es führt neben anderen Aktivitäten
ein Radsport-Trainingszenter, in welchem aus sogenannten radsportlich noch
"unterentwickelten" Ländern Rennfahrer und Trainer geholt und
ausgebildet werden. Der Schwerpunkt liegt eher auf der Richtung Bahn, wobei die
Sparten Strasse, MTB und BMX nicht zu kurz kommen.
Chefmechaniker des CMC ist Alex Roussel. Er gab mir seinerzeit beim Beschaffen des Materials den Auftrag, die Laufräder für das Bahntraining und die Strassenrennen zu bauen. Alle Laufräder natürlich "state-of-the-art" mit gebundenen und verlöteten Speichenkreuzungen. Alex erhielt 2003 Besuch eines befreundeten Chefmechanikers der französischen Sportgruppe Jean Delatour. Die Laufräder beeindruckten ihn so, dass er für den besten Strassensprinter der Sportgruppe, Jean-Patrick Nazon, für die Tour de France unbedingt einen solchen Satz haben musste. Ich wurde von Alex angefragt und sagte natürlich zu. Irgendjemand brachte mir zu nächtlicher Stunde von Frankreich die Felgen und Naben. Die fertigen Laufräder fanden rechtzeitig, Nazon wollte die Räder noch intensiv testen, den Weg nach Frankreich. Die Schlussetappe der Tour de France wurde seit einigen Jahren stets in einem Massensprint entschieden, 2003 ebenso. Wie viele Radsportfans habe ich mir das Finale am TV angeschaut und erlebte, wie Nazon das ganze geschlossene Feld im Sprint schlug. Nach dem Zielband kehrte er, wie so üblich nach einem Etappensieg, auf der Strasse um und ich sah auf der Nahaufnahme, dass er schwarze, flache Felgen fuhr und nicht mit damals im Trend liegenden Systemlaufrädern mit extrem hohen Felgen. |
Später habe ich dann einmal durch Alex Roussel erfahren, dass Nazon am Morgen der Schlussetappe zum Chefmechaniker sagte: "Montiere mir die Räder des Schweizers. Ich habe gute Beine und beste Moral. Heute schlage ich zu".
Fazit:Velofahren passiert eben auch noch im Kopf! |