Hanspeter Völlmin
Kindheit und Irrwege In Basel am 8. Februar 1933 geboren, besuchte ich die Primarschule im Sevogel-und Gundeldingerschulhaus. Zwischen meinen Eltern gab es sehr viele Spannungen, mein Vater war ein Spieler und verspielte gelegentlich im Hotel Metropol (am Barfüsserplatz) Teile seines Zahltags. Die Trennung war nur eine Frage der Zeit. Während dem Trennungsprozess meiner Eltern 1944/1945 absolvierte ich die 4. Primarklasse, bei Lehrer Vosseler wurde ich ein guter Schüler, ich ging sogar in seinen fakultativen Unterricht. Lehrer Vosseler besuchte meine Eltern um sie zu Ueberzeugen, dass ihr Sohn ins Gymnasium gehöre. Weil ohne Lehrer Vosseler meine Leistungen nachliessen, musste ich nach dem ersten Semester das MNG verlassen und musste zurück in die Realschule. Zur selben Zeit trennten sich die Eltern, der Hausrat wurde einzelstückweise verscherbelt und ich musste ins Basler Waisenhaus wechseln. In diesem Haus wurde ich Bettnässer, die Leiterin unserer Gruppe „Musika“ ordnete an, dass ich zur Strafe die genässte Wäsche durch die Mädchenabteilung in die Waschküche tragen musste. Vor dem Schulbesuch wurde ich zusätzlich mit dem Blochen unseres Zimmerbodens bestraft. Dadurch kam ich zu spät zur Schule und wurde mit den Worten „dr Waisehüsler kunnt wyder z`schpot“, empfangen. Nach einiger Zeit riss ich an einem Morgen vor dem zur Schule gehen aus. Zu Fuss wollte ich nach Boltigen im Simmental wo meine Mutter arbeitete. So gegen Abend wurde ich in der Nähe von Breitenbach aufgegriffen, nicht zu vergessen, so kurz nach dem 2. Weltkrieg waren die Ortsschilder und Wegweiser demontiert. Die Polizei brachte mich dann zurück ins Waisenhaus, wo ich dem Waisenvater Hr. Bein das Nachtessen ins Büro bringen musste. Danach durfte ich zwei Wochen lang die Schule nicht mehr besuchen, sondern musste im Waisenhaus dem Gärtner bei der Arbeit helfen . Eines Tages brachte mich ein Pfarrer nach Albisbrunn (das liegt hinter dem Albis ZH) in ein Heim für schwererziehbare Kinder. Nach wenigen Wochen brachte mich wieder ein Pfarrer nach Oberflachs im Schenkenbergertal (AG) als Verdingbube zu einer Familie Zimmermann, diesen alten Leuten musste ich bei der Arbeit helfen. Zimmermann`s hatten einen Landwirtschaftsbetrieb, eine Bäckerei und einen Lebensmittel-Laden, also Arbeit in Hülle und Fülle. Aus Oberflachs durfte ich die Bezirksschule in Schinznach besuchen. Nach einem Jahr riss ich wieder aus, ich wollte zu meiner Mutter die damals in Lugano arbeitete. Aber in Göschenen wurde ich von einem schneeräumenden Arbeiter hinter dem Bahnhof gestellt, er brachte mich auf den Polizeiposten und auf Umwegen kam ich wieder nach Oberflachs. Jetzt durfte ich plötzlich ins Tessin, meine Mutter besuchen, sie sorgte auf alle Fälle dafür, dass ich nicht mehr zurück in den Aargau musste. Anderthalb Jahre besuchte ich in Maroggia als einziger Protestant das katholische Collegio Don Bosco. Weihnachten 1947 unternahmen meine Eltern in Zürich einen Versuch zur Wiedervereinigung. Die Streitereien gingen nach kurzer Zeit von Neuem los, so entschied ich mich noch nicht 15 jährig für einen Welschland Aufenthalt. In Lausanne arbeitete ich in einer Bäckerei als „Fugi“ (Ausläufer), unter gütiger Mithilfe von Bäckermeister Bärtschi, trat ich ein Jahr später eine Lehre als Patissier / Confisseur bei Huguenin an der Bahnhofstrasse in Zürich an. Dem Firmen Inhaber Hr. Gattiker sagte ich, dass ich gerne Sport treiben würde. Als Aktionär des Grashopper Club hat er mir befohlen, auf dem Hardturm das Sekretariat aufzusuchen. Die Sekretärin fragte mich fussballerischen Referenzen, was mich so demütigte, dass ich mir eine andere Sportart aussuchen wollte. Nachdem ich auf der offenen Rennbahn Oerlikon ein paar Radrennen verfolgte, war ich von den Steherrennen mit Jacques Besson so begeistert, dass ich dieser Fascination erlag. Aber es gab andere Tiefschläge, die Eltern wurden endlich geschieden, nach dem 1. Lehrjahr wurde das „Huguenin“ verkauft und wegen Umbauarbeiten geschlossen. So musste ich mir als Hilfsarbeiter andere Arbeit suchen. Rennfahrer Karriere Im Sommer 1949 arbeitete ich als Fensterputzer in Zürich, so entdeckte ich in einem Schaukasten eine Werbung für den Velo Club An der Sihl, als Adresse wurde Rennchef Jean Gresser angegeben. Nach dem Kauf eines „Tour de Suisse“ – Rennrades (Preis ca. Fr. 150.-) suchte ich diesen Rennchef auf. Seiner Einladung zum nächsten Training folgte ich dann in „Halbschuhen“, einer gewöhnlichen Turnhose und mein Rennrad war nur mit einem Dreifachwechsel ausgerüstet. Am Treffpunkt Escher- Wyss Platz : zu Recht lächelten etwa ein Dutzend Rennfahrer über den Neuling und seine Ausrüstung. Am folgenden Tag begleitete mich aber Jean Gresser zum Verkäufer meines Vehikels und organisierte einige Verbesserungen, Gratis versteht sich.